Das Fruchtwein-Forum

Hallo,
ich habe gerade die leckeren Beeren des Weißdornes gesammelt , da er mir zur Likörherstellung empfohlen wurde. Einfach die Früchte anritzen, mit Zucker und Akohol versetzen und stehen lassen. Nun habe ich auf ihrer Webseite gelesen www.fruchtweinkeller.de/wildfruechte/likoer.htm :
"Zudem dürfen Liköre nicht mit Steinen oder Kernen von zum Beispiel Kirschen, Schlehen, Pflaumen, Zwetschgen oder Äpfeln angesetzt werden!"

Davon habe ich schon öfters gehört. Gilt das auch für Weißdorn? Falls ja, wie kann ich dann so einen Fruchtgeist herstellen, da die Kerne herauszulesen natürlich nicht oder kaum möglich ist.

Für eine schnelle Antwort wäre ich sehr dankbar,

Alles Gute

Hallo rufti66,
wenn man das wüsste. Grundsätzlich werden die Kerne Stoffe enthalten, die in großen Mengen genossen giftig sind. Leider ist es bei Wildfrüchten oft nicht möglich, die Steine ordentlich zu entfernen.

Man kann sich damit behelfen, dass man die Liegezeit der Früchte in Alkohol kurz hält. Damit nur wenig Fehlstoffe ausgelöst werden. Ob das dem Likör hilft, das weiss ich nun auch nicht.

Weißdorn gehört zur gleichen Familie wie die aufgezählten Früchte, die allesamt blausäurehaltige Verbindungen enthalten. Ohne dass ich jetzt weiter recherchiert habe gehe ich davon aus dass das Zeugs auch in den Weißdornsteinen enthalten ist. Ich fürchte dass der hohe Alkoholgehalt im Likör und der viele Zucker die Freisetzung der Stoffe im Vergleich zu einem Wein sogar fördern könnte.

Für Likör haben wir auch schon Schlehen entsteint. Das ist eine fiese Arbeit, aber in der Regel setzt man keine so großen Mengen an.

edit: Zweiter

[Dieser Beitrag wurde am 12.09.2009 - 14:14 von Fruchtweinkeller aktualisiert]

Fruchtweinkeller hat geschrieben: Weißdorn gehört zur gleichen Familie
....
Ich fürchte dass der hohe Alkoholgehalt im Likör und der viele Zucker die Freisetzung der Stoffe im Vergleich zu einem Wein sogar fördern könnte.

Für Likör haben wir auch schon Schlehen entsteint. Das ist eine fiese Arbeit, aber in der Regel setzt man keine so großen Mengen an.

... und in der Regel trinkt man den Likör auch nicht in großen Mengen

Schnaps auch nicht, aber in dem einen Dokument, dass wir hier öfters verlinken, stand etwas von einer 10.000facher Erhöhung des Krebsrisikos bei täglichem Genuss von 20 cL eines belasteten Brands. Auch hier: Ich will es nicht dramatisieren (die Überquerung einer Straße ist auch gefährlich und das Leben endet meistens tödlich), aber die Zahl muss man sich auf der Zunge zergehen lassen.

Ohne dass ich es messen könnte gehe ich davon aus dass im Likör und Schnaps mehr Blausäure/EC enthalten ist als im Wein, ich fürchte dass das unter dem Strich durch die Mengen, die man jeweils davon trinkt, "ausgeglichen" wird.

Noch ein Vergleich: Unabhängig vom EC erhöht der tägliche Konsum von Alkohol das Krebsrisiko. Die Erhöhung des Risikos fällt im Vergleich zur Erhöhung des Risikos durch EC aber sehr viel niedriger aus, das Darmkrebsrisko steigt beispielsweise "nur" um 60%.
Quelle:
lifestyle.t-online.de/krebs-alko … 8590/index

Wenn man sich aller Vergnügungen verkneift stirbt man sicherlich auch früher Jeder muss halt selber sehen wo er für sich seine persönliche Grenze zieht.

Man stirbt vielleicht später - oder kommt das einem einfach länger vor ?


Gruss WOK

Fruchtweinkeller hat geschrieben:Wenn man sich aller Vergnügungen verkneift stirbt man sicherlich auch früher

Jede Sekunde stirbt ein Nichtraucher

Die Göttergattin hat sich im Urlaub ein Pflaumenlikörrezept naufdrehen lassen, bei dem
Pflaumen ganz (O-Ton: ...wegen der Blausäure...), ohne entsteinen, 6 Wochen in Rum ziehen.
Ich versuche sie jetzt zu überzeugen, dass wir die Früchte doch lieber ohne Kern ansetzen.
Gar nicht einfach ("Aber die Kerne bleiben doch ganz, da kann doch nichts raus kommen!")

Ich werde ihr wohl das Prinzip der Diffusion erklären müssen.

Gruß

Jochen

Hallo !!!

Professore hat geschrieben:
Die Göttergattin hat sich im Urlaub ein Pflaumenlikörrezept naufdrehen lassen, bei dem

......

Gruß

Jochen

Was viel schwerer wiegt:

Warum haben wir das Rezept noch nicht ?


neugierer ...
... der dieses Jahr wieder viele viele Zwetschen und Pflaumen hat.

Neugierer hat geschrieben:Warum haben wir das Rezept noch nicht ?

Also gut, wenns gewünscht wird:

1 kg Zwetschgen/Pflaumen (mit Stein)
1 l braunen Rum (38%)
1/4 kg braunen Zucker
1 Stück Zimtrinde

Alles mischen, 6 Wochen in den Keller stellen (nicht länger zwecks der Blausäure )
Abgießen

Soll der Hammer sein (wahrscheinlich wegen dem leckeren Bittermandelgeschmack)

Viel Spaß beim Ausprobieren

Gruß

Jochen

Die Geschichte mit dem Pflaumensteinlikör (Pflaumen ohne Pflaume nur mit Steinen) hatte ich doch irgendwo hier erzählt? Eine gute Bekannte hat einen solchen Likör nach einem Rezept aus einem uralten Buch angesetzt, ich habe ihr dringend davon abgeraten, das Zeug zu kosten

Damals hat man halt nicht weggeschmissen

Servus - also mit meinen (viel zu früh geernteten Schlehen hab ich den Likör auch ohne entsteinen angesetzt.
Dazu die Schlehen 1-2 Tage eingefrohren, und dann, unverletzt - mit zucker in den Vodka (ca.1kg Schlehen 500g Zucker und 2l Vodka)
Nach 2-3 Wochen hatte der Likör eine wunderbare Rose-Farbe, und einen leckeren Geschmack angenommen. (leicht säuerlich-trocken dank der frühen Ernte)
Da mach ich mir wenig sogren, dass der Stein viel vom Alkohol gesehen hat, da die Früchte auch beim abziehen unverletzt blieben, und lediglich leicht dehydriert wirkten...
(naja - die Blausäure hatte zumindest neben der Kernwand noch das Fruchtfleisch und die Haut zu überwinden... und das in kürzester Zeit...(vielleicht auch nur eine falsche Hoffnung ?)


ich erinner mich auch daran, dass Oma ein oder zwei geknackte Kerne in die Marmelade geworfen hat (oder zumindest wurde sowas erzählt)
...war wohl auch wegen des leckeren Bittermandel-geschmacks