Wein aus Johannisbeermarmelade / Methanol

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Lynx
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Wein aus Johannisbeermarmelade / Methanol

Beitrag von Lynx »

Also ich habe mich Mal an etwas abgefahrenes getraut, wir hatten noch eine Menge schwarze Johannisbeermarmelade im Keller, :schlecht: (Diabetikermarmelade mit 43g Fructose auf 100g Marmelade)und einen guten Rest Portwein Starter. Als Geliermittel kam bei der Marmelade Pektin zum Einsatz, dementsprechend muss man eventuell die Menge an Antigel anpassen (Antigel=Pektinase ein pektinabbauendes Enzym). :twisted:

Für 10 Liter
3,3 Kg Johannisbeermarmelade
4g Hefenährsalz
5,5 Liter Wasser
15 ml Antigel
kein Zucker!! ( es sind ja schon etwa 1,5 Kg in der Marmelade)
Die Säure dürfte in etwa hinkommen, also keine weitere Zugabe
Rest Portwein-Starter (in Apfelsaft)

Erstmal habe ich die Marmelade in etwa 2 Liter Wasser erhitzt um das Ganze gelöst zu bekommen.
Anschließend mit restlichem kaltem Wasser aufgefüllt. Nährsalz hinzugegeben. Bei etwa 50°C das Antigel zugesetzt 2-3 Stunden ziehen lassen und bei etwa 26°C den Hefestarter hinzugeben.

Das war gestern, heute blubbert der Ansatz munter vor sich hin, riecht lecker und ist Dank des Antigels und der Verdünnung komplett flüssig.

Mal sehen was draus wird ?-|

Gruß

Lynx
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Wein aus Johannisbeermarmelade / Methanol

Beitrag von Fruchtweinkeller »

Naja, ich habe da Bedenken wegen des Pektins... Es gibt Leute die behaupten, der ganze Methanol im Wein käme aus dem Pektin. Siehe auch hier:

www.foren.de/system/index.php?id=frucht ... did=592186

Der Gelierzucker enthält eine Menge Pektin, damit die Marmelade fest wird. Nicht, dass Du Dir da einen Blindmacher-Wein produzierst.... :?:
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Lynx
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Beitrag von Lynx »

Na ja Pektin als Geliermittel ist ja recht ergiebig und wenn man die Dosierung an Antigel erhöht dürfte das "Mehr" an Pektin eigentlich kein Problem sein.

Wir werden sehen :schlecht:

Gruß

Lynx
Birgit
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Wein aus Johannisbeermarmelade / Methanol

Beitrag von Birgit »

Tja, da werden Dir die Brenner vehement wiedersprechen:

Die Zugabe von Antigel fördert die Bildung von Methanol ?-| , so sind die neuesten Forschungsergebnisse :mrgreen:



Gruß Birgit
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Beitrag von Fruchtweinkeller »

Das Methanol wird wohl durch das Antigel freigesetzt.
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Beitrag von Lynx »

Natürlich fördert das Antigel die Freisetzung des Methanols, die Frage ist nur wieviel Methanol entsteht dabei? Rechnerisch sind in etwa 3,5 Kg Marmelade etwa 100g Pektin enthalten. Bei dem verwendeten Gelierzucker sind etwa 12g Pektin pro Kg Marmelade enthalten macht etwa: 42g. Plus etwa 17g Pektin pro Kg Johannisbeeren macht also insgesamt etwa 100g Pektin. Da Pektin im Schnitt nur zu 20-50% Methyliert ist, wären das im schlimmsten Fall 50g Methanol auf 10 Liter Wein. Da aber die Schalen und Kerne später entfernt werden, dürfte sich der Pektingehalt auf etwa 50-60g reduzieren. Hinzu kommt die Frage wird denn wirklich der gesamte Anteil an Methylresten in Methanol umgewandelt?
Wohl eher nicht, also wird sich der Methanolgehalt deutlich unter der kritischen Grenze bewegen.
Würde alles Pektin zu Methanol verstoffwechselt, wäre ja schon der Genuss von "normalem" Johannisbeerwein kritisch.

Wäre gern an Eurer Meinung interessiert

Gruß

Lynx

P.S. Die angepasste Antigelmenge bezog sich darauf die Marmelade wieder flüssig zu bekommen.

[Dieser Beitrag wurde am 02.02.2005 - 17:40 von Lynx aktualisiert]
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Beitrag von Fruchtweinkeller »

Werde demnächst nochmal die Literatur wälzen in Bezug auf die typische Methanolmenge in diversen alkoholischen Getränken (habe die Werte nicht im Kopf :shock: ). Apfelschnappes war ganz schlimm, weil pektinreich, und Orangenwein/schnappes soll auch übel sein. Liegt da wohl an der Pektinsorte?? Dürfte, wenn die Info stimmt, dann im Verhältnis viele veresterte Methanolgruppen enthalten.
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Wein aus Johannisbeermarmelade / Methanol

Beitrag von fibroin »

Birgit, Andreas, was soll das denn? Da tue ich schön brav mein Antigel in die Maischen um kein Methanol zu bekommen und jetzt dies!

Das Methanol wird wohl durch das Antigel freigesetzt.

Sollte ich mein erlerntes Pseudowissen wieder über den Haufen schmeißen müssen? Nein, sagt, dass das nicht wahr ist. Verstehe einer die Welt noch! ?-|
Wenn du dich wohlfühlst, mache dir keine Sorgen. Das geht wieder vorbei.
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Beitrag von Fruchtweinkeller »

Ich kann nix dafür, das ist bei den Schnapsbrennern der aktuelle Wissenstand :-x Es gibt Brenner die ernsthaft empfehlen, z.B. Äpfel durch den Entsafter zu jagen und abzupressen ohne Antigel. Das soll den Methanolgehalt im Schnaps deutlich nach unten drücken.

Habe noch eine interessante Zahl gefunden: Aus Pektin kann man bei vollständiger Abspaltung im Schnitt angeblich 10 Gewichtsprozent Methanol freisetzten (nicht jedes Molekül Galakturonsäure ist mit Methanol verestert). Bei 100 g Pektin (stimmt der Wert? Konnte keine Quelle zum Pektingehalt in Gelierzucker finden) durch den Gelierzucker in der Marmelade wären das also 10 g Methanol zusätzlich. Auf 10 l bezogen erscheint mir das nicht dramatisch.

P.S. Der Pektingehalt vom Apfel liegt im Bereich 0,5-1,5%. Das kommt sicherlich nicht alles mit in den Wein, wenn man einen guten Entsafter hat. Wenn man es durch eine Obstmühle jagt aber schon. Haben wir freilich auch schon gemacht und sehen kann ich noch genug zum Lesen der Forumsbeiträge ?-|

[Dieser Beitrag wurde am 02.02.2005 - 18:20 von Fruchtweinkeller aktualisiert]
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Beitrag von Lynx »

?-| Klingt alles ganz grausam, aber der "größte" Teil an Methanol wird durch cellulose-abbauende Bakterien im Wein gebildet, deswegen wollen wir Bakterienwuchs ja auch möglichst verhindern. Das Antigel spaltet die langkettigen Zuckermoleküle der Pektine auf und verstärkt auf diesem Wege leider auch die Abspaltung der an das Pektin gebundenen Methylreste, weil die entstehenden kurzen Zuckerketten durch Bakterien zum einen als auch durch die Hefe selber abgebaut werden. Allerdings bildet die Hefe das betreffende Enzym (Pektinesterase) nur in kleinen Mengen und auch nur dann wirklich wenn die Hefe atmet (also keine Gärung macht). Alles in allem ist das Antigel also bei "normalen" Fruchtweinen kein Problem, einzig bei ausgefallenen Ansätzen wie z.B. der Meine durch seinen (Geliermittel-bedingten) höheren Gehalt an Pektin, stellt sich die Frage wieviel Methanol kommt durch das Pektin wirklich raus? Anscheinend nicht sehr viel. Also Antigel weiter so benutzen wie bisher, stellt kein Problem dar.

ups, Andreas war Mal wieder schneller :D

Gruß

Lynx

@ Andreas, die Angabe des Pektins stützt sich auf diverse Marmeladenrezepte, in denen angegeben wird, daß falls kein Gelierzucker zur Hand man sich diesen durch die Einzelkomponeneten Zucker und Pektin auch selber herstellen kann. 12g pro Kg Frucht war der meistgenannte Wert. Sicher eine etwas wackelige Angabe, aber ich kann mir nicht vorstellen, daß in der Industrie mehr Pektin als zum gelieren notwendig zugegeben wird.

[Dieser Beitrag wurde am 02.02.2005 - 18:34 von Lynx aktualisiert]
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Wein aus Johannisbeermarmelade / Methanol

Beitrag von Birgit »

Ich glaube auch nicht, das wir mit den Weinen ernsthafte Methanolprobleme bekommen ?-| Wir haben auch schon Birnen 24 Std mit Antigel eingemaischt oder über 14 Tage geriebene Äpfel im Met vergoren ?-| Allerdings wird auch immer wieder geschrieben, daß empfindliche Menschen auf den Genuß von Rotwein mit Kopfschmerzen reagieren und dieses wohl zum Teil am Methanol liegt. Wenn also jemand nach dem Genuß von Apfel-, Birnen oder Orangenwein an Kopfschmerzen leidet, sollte man sich überlegen, Weine zu machen, bei denen dieses Problem weniger auftritt :|

Gruß Birgit
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Beitrag von Fruchtweinkeller »

Habe nochmal ein paar Infos zum Methanol herausgesucht, die ich hier einfach mal posten will. Gehalt einiger Getränke an Methanol (Maximalwerte in mg/l, Quelle Sero News HHU 1/2001):

Bier: 104
Wein: 130
Kirschwasser: 2500
Zwetschgenwasser: 4500
Slivovitz: 4000
Wodka: 170
Scotch Whisky: 130
US Whisky: 3300

Im Buch "Technologie der Obstbrennerei" fand ich folgende Hinweise:
Kirschwasser: 0,5 %Vol.
Zwetschgenwasser: 0,67%Vol.
Kernobsttresterbrand: 1,67%Vol

Laut dem Buch lässt sich keine Methanolsteigerung nach einer Behandlung mit Pektinenzymen/Antigel beobachten. Die Tätigkeit der fruchteigenen Pektinesterasten reicht aus, um das Methanol aus dem Pektin freizusetzen.

[Dieser Beitrag wurde am 02.02.2005 - 22:14 von Fruchtweinkeller aktualisiert]
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