Aroma

Dominik
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Aroma

Beitrag von Dominik »

Hi,

weil mir gerade langweilig war, hab ich mal wieder einen kleinen Brennversuch gestartet, und 2 Flaschen Met "verbrannt". Obwohl das Forum seit ich es kenne enorm expandiert ist, gibt es hier aber anscheinend dennoch noch nicht viele (gar keine?) Leute, die gelegentlich mal ein Schnäpschen brennen. Nichtsdestotrotz hoffe ich mal, daß mir jemand folgendes seltsame Phänomen erklären kann:

Aus 1,5l Met (ca. 12-13% Alk.) sollte man doch eigentlich mindestens 100-150ml brauchbares Destillat rausbringen können, oder? Aber heute hab ichs wieder gemerkt. Der Vorlauf ist extrem gering, wenn überhaupt vorhanden. Dann kommt ein sehr aromatisches weiches Destillat raus, aber leider nur ca. 50-70ml, dann ist Schluß. Nach dieser leider sehr kurzen Phase kommt noch etwas neutraler (also nach nichts schmeckender) Alkohol, und danach ein ziemlich scharf schmeckender Alkohol, welcher - gibt man ihm zu dem feinen Destillat - das gesamte Aroma neutralisiert. Ich versteh das nicht! Kann doch nicht sein, daß man aus 1,5l nur 50-70ml Destillat, bzw. 100ml Schnaps nach Verdünnung auf Trinkstärke, rausholt, oder etwa doch!?

Grüße,
Dominik
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Beitrag von Fruchtweinkeller »

Wieviel % hat denn Dein Destillat? Kannst Du den Alkoholgehalt im Rückstand abschätzen?

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Dominik
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Beitrag von Dominik »

Dieses mal hab ich den Alkoholgehalt nicht gemessen, letztes mal hatte das Destillat bestehend aus den beiden Teilen (also aromatische Phase + reine Alkphase) einen Gehalt von knapp über 70%.
Über den Alkoholgehalt der beiden Phasen kann ich leider keine Aussage machen, das ist mengenmäßig einfach immer zuwenig als daß ich es mit dem Alkoholometer messen könnte.

Grüße,
Dominik

--------------------
Ach so, du hattest nach dem Rückstand gefragt...
Den laß ich jetzt mal abkühlen und dann mess ich das mit dem Vinometer mal!


[Dieser Beitrag wurde am 10.08.2005 - 19:51 von Dominik aktualisiert]
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Beitrag von Fruchtweinkeller »

Was für eine Brennanlage verwendest Du denn? Einige Leute raten davon ab, Anlagen mit Verstärker zu benutzen (Vigreux-Kolonne, Hempel-Aufsatz etc), weil wohl viele Aromastoffe früh- oder spät sieden und man sie nicht zu "gut" abtennen möchte. Und im Honigwein ist ja auch nicht allzu viel Aroma enthalten... Vielleicht kann man davon nicht so viel Aroma im Brand erwarten?

Normalerweise wird ja immer 2x gebrannt. Beim ersten Brennen erhält man den Rauhbrand, beim zweiten den Feinbrand, bei dem Vor- und Nachlauf verworfen werden. Mir hat ein Brenner mal erzählt, er würde immer einen Schluck vom Vorlauf in den fertigen Schnaps geben, weil das den Geschmack födern würde. Naja, vielleicht alles Voodoo. Wie gesagt, da fehlen mir die Erfahrungswerte.
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Dominik
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Beitrag von Dominik »

Meine "Brennanlage" besteht aus einem 2l-Rundkolben, so einen Verstärkereinsatz, Kühler, etc. also aus üblichen Laborglasteilen. Das mit dem Verstärker ist ein guter Punkt... Dieses Teil, welches ich hab, ist zwar keine Kolonne im herkömmlichen Sinn, hat aber auch den Zweck den Dampfweg zu verlängern. Das könnte vielleicht wirklich das Problem sein. Werde bei meinem nächsten Versuch mal auf dieses Teil verzichten.

Daß der Met an sich nicht so viel Aroma hat, stimmt natürlich auch. Ich hätte auch kein Problem damit, wenn das Aroma im Schnaps etwas dünner schmeckt, als man es beispielsweise von einem Obstler oder sowas gewöhnt ist. Aber das seltsame ist ja, daß der Alkohol der zweiten, nicht-aromatischen (oh je, ein Chemiker würde mich jetzt vermütlich steinigen ;) ) Phase, das Aroma der ersten Phase regelrecht neutralisiert, d.h. mischt man diese beiden Sachen, wirkt der Geschmack nicht verdünnt, es ist praktisch null Geschmack mehr da, vom Alkohol abgesehen.

Ich werde das nächstes mal einfach mal ohne Verstärker probieren und stattdessen zweimal brennen, vielleicht wird die aromatische Ausbeute das etwas ergiebiger.

Grüße,
Dominik
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Beitrag von Fruchtweinkeller »

Bin schon gespannt auf Deinen Erfahrungsbericht!

Meine Brennerfahrungen beschränken sich auch auf eine kleine Chemie-Anlage. Ich habe mit Vigreux-Kolonne destilliert. Ich finde es auch sehr hübsch wie die Flüssigkeit in dem Glasgerät kondensiert und nach unten läuft, das ist für mich Entspannung pur :D Nur der Geschmack war halt sehr dünn. Dann bekam ich den Hinweis, dass die Verstärkerei eventuell auf den Geschmack geht. Aber ohne Kolonne habe ich noch nicht gebrannt, da fehlt leider die Zeit und die Ruhe... Und eigentlich bin ich kein Schnaps-Fan ;)
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Heiner
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Beitrag von Heiner »

Verluste gibt´s bei kleinen Brennanlagen immer.
Hatte mich früher auch mal damit beschäftigt.
Gibt´s bei Met denn keine Fuselöle?
Das was zuletzt raus kommt sollte eigentlich
nicht scharf schmecken, sondern eher übel.
Und untermischen würde ich das auch nicht.
Vorlauf wirst du bei der gebrannten Menge
kaum ausmachen können.
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Beitrag von Fruchtweinkeller »

Stimmt naürlich, ich konnte das mit meiner Mini-Anlage auch nie vernünftig abtennen. Als Vorlauf habe ich immer pauschal einen Schluck weggeschüttet, ansonsten hatte ich gebrannt bis das Destillat nur noch etwa 60% hatte. Das schmeckt nicht fuselig, aber bei einer Anlage mit Vigreuxkolonne ist die Auftrennung vielleicht schon zu gut, als das man bei dem Alkgehalt viel Fuselstoffe erhält. Der Rest im Kolben stank jedenfalls immer wie die Pest ?-|
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Uwe12
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Beitrag von Uwe12 »

Nach Schmickl sollte man "Aromabrände" ohne Kolonne und auch nur 1x brennen.
Kolonnen und andere "Verstärker" taugen nur für hochprozentige Brände in einem Durchgang, mit wenig Aroma (Vodka, Korn).
Vorlauf (Methanol) kann ja bei cellulosearmem Gärgut nur wenig entstehen.
Vielleicht sind die feinen Aromen des verwendeten Mets sehr flüchtig und man destilliert sie so in der frühen Phase bereits großteils ab.

Den erwähnten Neutralisationeffekt kann ich mir nicht erklären, die Aromen des Honigweins dürften indes recht "sensibel" sein, die werden vielleicht von den Fuselölen der späten Phase zu sehr überdeckt.

Da Du nur einen Bruchteil (eben das beste Material) des Mittellaufs als verwendbar erachtest, kommst Du wohl auch nur auf die erwähnten 70ml, entsprechend vielleicht 130ml verdünnt.
Schmickl gibt den Edelbrand (auf 43% verdünnt) bei 12%-igem Brenngut von 2l mit 350-400ml an, entspräche dann so 260ml bei 1,5l.
Wenn Du jetzt nur die Hälfte davon als aromatisch hochwertig betrachtest (das ist nicht negativ gemeint! Lieber wenig und dafür hochwertig!), kämst Du schon mit Deinem Resultat hin.

...aber das ist natürlich alles rein hypothetisch, wg. Zoll! :twisted:

Prost!
Uwe
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Aroma

Beitrag von Heiner »

Bei Schmickl hatten die Maischen auch immer 18% oder waren es noch mehr?
Stichwort Turbohefe.
Aber wenn man so stark Zucker zugibt wie in dessen Buch wird das Aroma auch nicht besser.
Von der Methode halte ich gar nix.

PS. Im Netz gibt´s ne Seite Kiwidistiller von Tony Ackland
Für Moonshiner das Ultimo

[Dieser Beitrag wurde am 11.08.2005 - 00:31 von Heiner aktualisiert]
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Aroma

Beitrag von Fruchtweinkeller »

@Uwe12
kannst Du bitte die Seitenzahl nennen, wo das Beispiel genannt ist? Entweder ich bin zu dödelig das zu finden oder ich habe eine andere Auflage (mein Exemplar hat noch den hellen Einband).

Methanol kann beim Met schon entstehen, im Apfelsaft ist eine Menge Pektin enthalten. Wie hoch der jeweilige Anteil Methanol durch Pektinabbau oder durch Bakkis ist, da streiten sich die Gelehrten wohl noch...

[Dieser Beitrag wurde am 11.08.2005 - 00:30 von Fruchtweinkeller aktualisiert]
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Beitrag von Uwe12 »

Hallo Andreas!

Ich habe den Schmickl mit dem dunklen Einband (3. Auflage 2004).
Die Zahlen finde ich auf S. 73, Kap 4 "Brennen", "Mengenverteilung der drei Fraktionen"

Zum "Verstärker", finde ich auf die Schnelle: S. 54 "Steigrohr und Geistrohr" und S. 61 "Rückfluss- oder Rektifikationsanlage (reflux)".

Schmickl selbst zeigt in seinem Buch eine typische "Aromadestille" mit minimalem Steigrohr (eher ein "Dom" über der Brennblase).

Methanol kann bei Vergärung von trübem Appelsaft schon entstehen. Das landet dann halt vorzugsweise im Vorlauf.
Ja, ich weiß, es ist letztlich ein azeotropes (nicht völlig destillativ trennbares) Gemisch, aber man soll von dem destillierten Zeuch ja auch nicht Unmengen saufen!

Oh, Mann! Mein Waldmeistergeist (bin Waldmeisterfan, habe aber noch keine Kobolde gesehen, oder Bäume umarmt!) petzt schon heftig, ich glaub' ich hau mich auf's Ohr! ?-| ?-|

Uwe
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