Warum nicht mal Bier brauen?

Asensegen
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Warum nicht mal Bier brauen?

Beitrag von Asensegen »

Tybald hat geschrieben: (...)das Maischen war mir doch ne Nummer zu groß...
Aber warum denn? Das ist doch der Hauptakt bei der Bierherstellung! Außerdem hört es sich zwar wild an, aber wenn man einmal dran ist klappt das schon. Man braucht nur ein gutes Thermometer und ein bisschen Gefühl.. Außerdem riecht danach die Wohnugn wie eine Brauerei. Ich mag den Geruch zwar, aber das ist nicht bei allen so ;)
Wer nicht wagt der nicht gewinnt! :D
Hier mal ein Musterprotokoll.

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Uwe12
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Warum nicht mal Bier brauen?

Beitrag von Uwe12 »

Hallo Asensegen!

Es bedarf schon eines gewissen "Apparteaufwands", bis man zufriedenstellend und mit wenig "Sauerei" maischen kann. ;)
Man kann es zunächst natürlich auch auf der Herdplatte und mit der "Windelabläuterung" probieren...

Diese verwirrende Abfolge (vermeindlich penibelst) einzuhaltender Temperaturen und Rastzeiten, sowie der recht hohe Zeitaufwand haben mich zunächst sehr abgeschreckt, so habe ich zuerst mit einem normalen Bausatz angefangen (Altfränkisches Braunes). Was aber nicht recht überzeugte.

Dann habe ich mich zu Extraktbrauen mit Hopfenkochen vorgearbeitet und das Resultat war schon besser! :)
So habe ich verschiedene Rezepte nachgebraut.

Mein erster Maischeversuch war dann ein (sehr leckeres) Altdeutsches Helles mit einem Maischepaket (Fredys) und da wurde mir plötzlich klar, wieso meine Extraktversuche zwar nicht übel sind, aber irgendwie alle einen bestimmten, immer gleichen, "Grundgeschmack" haben. :)

BTW: coole Fisur! :)

Uwe

[Dieser Beitrag wurde am 27.12.2005 - 14:32 von Uwe12 aktualisiert]
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Asensegen
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Warum nicht mal Bier brauen?

Beitrag von Asensegen »

Naja, also ich habs ohne große Gerätschaft gemacht...
Einen sehr großen Kochtopf (ca. 20l) auf der Herdplatte, ein Quecksilberthermometer (schlecht ablesbar) und VIEL Geduld! 8-)
Das Ergebnis war dann sehr wohlschmeckender Malztrunk... :-P
Ich hab nämlich kein Bier gemacht, sondern Malzmet und der ist auch noch nicht fertig. ;)
Meine Erfahrung hält sich also schwer in Grenzen!

Ich würd zwar sehr gerne mal Bier machen, aber da sind ein par Dinge die mich noch abhalten...
Z.B. muss Bier eigentlich nach der einfachen Hauptgärung unter Druck nachvegoren werden. Ich hatte da erst an einen Drucktopf gedacht, aber das Überdruckventil geht zu früh los (ca. 1 bar). Man könnte natürlich auch das Bier in Bügelflaschen ausgären lassen (die platzen glaube ich nicht, sondern lassen eher was durch die Gummidichtung).
Aber das ist ja noch nicht alles. Ich würde wenn ja auch gerne ein Untergäriges herstellen. Dazu braucht man in der endphase Temperaturen nahe null, also zumindest jedenfalls um die 5°. Also ab in den Kühlschrank?

Die Sache ist: wenn dann richtig! Beim Wein fang ich ja gerne klein an, aber beim Thema Bier werd ich echt neurotisch :schlecht: :D
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Uwe12
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Beitrag von Uwe12 »

Hallo Asensegen!

Öh, einen 20l-Herdplatten-Kochtopf hätte ich schonmal nicht im Schrank. :)

Die Nachgärung mit Druckaufbau ist eigentlich gar nicht schwierig. Man füllt einfach mit Speisezugabe in Bügelflaschen ab. Daumenmäßig reichen so 40-50ml auf die Halbliterflasche. Speise kann Würze sein, die man vor dem Impfen mit Hefe abgezwackt hat und am besten in einer Plastikflasche eingefriehrt. Oder etwas Traubenzucker oder normaler Zucker (1/2TL wird so empfohlen).

Wer es genauer haben will, kann das natürlich auch exakt ausrechnen... ;)

Wichtig ist, daß bei dieser Methode die Hauptgärung "durch" ist, man läßt dazu gewöhnlich eine Bierspindel im Gärfaß. Wenn sich der Spindelwert in 2 Tagen nicht mehr verringert (um 2-5° Plato ^= 8-20 Oe, je nach Ansatz), kann man abfüllen.
Erfahrungswert: das Jungbier mal in Augenschein nehmen. Ist es noch arg trübe (viel Hefe in der Schwebe), vielleicht noch 1-2 Tage zuwarten.

Einschub: beim Bier braucht man die "Restsüße" nicht so einzustellen, wie bei den meisten Weinen. Je nach Maischevorgang enthält die Würze unvergärbaren Zucker (Dextrine?), der eben die Restsüße bildet. Das ist vielleicht mit manchen Metansätzen vergleichbar, da bestimmte Honige auch einige unvergärbare Zuckerarten enthalten.

Zur Nachgärung läßt man die Flaschen etwa 1 Woche bei der Temperatur der Hauptgärung stehen. Die Druckentwicklung kann man prüfen, wenn man den Bügelverschluß leicht anlüpft. Zischt es nur leicht, ist alles in Ordnung. Knallt es heftig und es schäumt einem entgegen, sollte man bei sämtlichen Flaschen den Druck täglich kurz ablassen, bis die Druckentwicklung nur noch moderat ist.

Dann können die Flaschen in den Keller.

Mir selbst ist noch keine Flasche geplatzt (was nicht zum Leichtsinn verleiten soll, klaro!). Bei allzu großem Druck drückt es den Dichtgummi leicht hinaus und der Überdruck kann entweichen. Allerdings hatte ich auch schon "entgegenkommendes" Bier, das hat sich mit der Lagerung aber gegeben.

Für "Untergäriges" ist ja momentan die beste Zeit!
Ich habe einen unbeheizten Raum, da gärt gerade mein Maibock bei ca. 10-11°C. Zur Lagerung kommt er in einen Schuppen, wo es momentan ca. 4°C hat.

Wenn man im Sommer untergäriges Bier machen will, kommt man um einen großen Kühlschrank, oder eine umgebaute, alte Kühltruhe nicht herum (wenn man keinen Zugang zu einem Kühlhaus hat). Da mir dafür die eingesetzte Energie zu schade ist, gibts dann halt Obergäriges. :)

Uwe
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Warum nicht mal Bier brauen?

Beitrag von Tybald »

Sehr gute Entscheidung das mit dem Obergärigen! ;)
Also:Ich fasse nochmal zusammen.
Zum Extraktbrauen brauche ich:

-Malzextrakt
-Bierhefe
-Hopfen
-evtl. noch Zusatzstoffe wie Maisflocken oder sowas?
-einen großen Topf
-Was zum rühren
-eine Oechslewaage
-einen Schlauch zum Abfüllen
-genügend Flaschen
-ein entsprechend großes Gärgefäß

Das wars, oder?
Und ich nehme dann meinen Malzextrakt, das Wasser und was ich sonst noch so brauche, wie gekleistertes Getreide oä, vermische es im Topf, und fange an zu erhitzen, wann gebe ich dann den Hopfen dazu?
Das Ganze lasse ich dann wieder abkühlen, es kommt die Hefe hinein, ich lasse alles gären bis sich nichts mehr tut.
Dann fülle ich mein Bier in Flaschen ab, füge pro 0,5l noch einen halben Teelöffel Zucker hinzu und kontrolliere die Nachgärung, bis mein Bier fertig ist, falls ich es bis dahin ausgehalten habe.
War das alles richtig?
Viele Grüße und danke für die viele Mühe,

Stephan
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Uwe12
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Beitrag von Uwe12 »

Hallo Tybald!

Zuallererst: Sud beim Zollamt bzw. ggf. vorher sich überhaupt als "Hobbybrauer" anmelden!
...kann jeder halten, wie er will,ich wollte es nur gesagt haben! ;)

Zu den Materialien würde ich noch zufügen:
Sofern Dein Topf ein "klassischer" Kochtopf ist, mußt Du die Würze (u.U. heiß!) ins Gärfaß abhebern können. Warum nicht einfach 'reinkippen, erklärt sich später. Bei meinem Elektroeinkocher ist ein Hahn dran, da ist das natürlich einfacher.

Mousselinsäckchen ("Hopfenkochsäckchen" ) sind praktisch, wenn man mit Getreideflocken arbeiten möchte, oder Zutaten, die später einfach wieder entfernt werden sollen. Drei Stück reichen meistens.

Was ich als sehr praktisch erachtet habe, ist ein Trubfilter, wo Du die Würze vom Topf durchleiten kannst. Der Würzeverlust hat sich dadurch bei mir minimiert. (Link im PM, bitte etwas warten).

Ein Hahn für's Gärfaß (was für eins verwendest Du, Graf oder Speidel?) da kann man dann ein Abfüllrohr dranmachen - auch sehr praktisch und kostet wenig.

Rohfrucht (vorverkleisterte Getreideflocken) und Hopfengaben ergeben sich aus dem Rezept.

Hier eine "Raubkopie" für Altbier von hobbybrauer.de:
Stammwürze: 12,0 %
Schüttung:
800 g Gerstenmalzextrakt extrahell
2400 g Gerstenmalzextrakt bernstein
100 g Maisflocken
50 g Gerstenflocken
30 g Farbmalz

Kochzeit: 90 Minuten
Bitterung: 90 g Aromahopfen (5,5 %)
in einer Zugabe 10 Minuten nach Kochbeginn


Farbmalz würde ich jetzt nicht als essentiell erachten, sofern Du aber noch Sachen bestellen mußt, kannst Du es natürlich mit dazu nehmen. Für das Farbmalz würdest Du eins og. Säckchen reservieren.

Trockentraining und Vorbereitung
- Willst Du Flüssighefe verwenden, solltest Du diese erst vermehren, bei Trockenhefe kannst Du gleich loslegen, da diese problemlos und sehr gärfreudig ist.
- Die Brühe im Topf wird später kochen (ach was? ;) ) schau mal, wie Du den Deckel schräg stellen kannst und überlege, wie Du ihn gegen das "Zurutschen" sichern kannst (ist bei mir regelmäßig ein Quell der Freude, wenn die Chose dann überkocht! ?-| ).
- Wieviel paßt in Deinen Topf? Vom max. Volumen ziehe min. 15%, eher 20% ab als Steighöhe beim Kochen! Ggf. das Rezept an diese Gegebenheiten anpassen.
- Kannst Du den Topf bei Überkochgefahr rasch auf eine ausgeschaltete Nachbarplatte schieben? Dabei aber nichts riskieren und umsichtig sein!!
- Überlege, wie Du Gärfaß/Gäreimer geschickt platzierst (Schemel drunterstellen?) wenn Du die Würze nachher ins Faß fließen lassen willst.
- Leg' Dir alles bereit, auch Handschuhe (heißer Topf!) nicht vergessen.
- Ein Zettel fürs "Brauprotokoll" (auch wenn es liederlich geführt ist, wie meine 8-) , hast Du später nochwas davon) und eine Uhr bereitlegen.
- Das Rezept ergibt etwa 22l zu kochende Würze. Ist Dein Topf kleiner (Steigreserve beachten!), mußt Du die Zugaben entsprechend herunterrechnen.
- Dein Hopfen wird sicherlich nicht die og. 5,5% Alpha haben, daher rechne die benötigte Menge so aus: 90g*5,5/ und natürlich noch weiter, falls Du eine andere Menge kochst, als die 22l (bzw. 20l nach dem Kochen).

Los geht's!
Immer beachten: es ist heiß und schwer! Im Zweifel lieber überkochen lassen und die Sauerei nachher aufwischen, statt was riskieren! :twisted:

Nach und nach in einem Wasserkocher 3l Wasser aufkochen und in den Topf geben (Wasserkocher heizen viel schneller auf, als der Topf auf der Platte).
Einen weiteren Liter bereithalten.
Die Extrakte abwiegen. Falls Du den Extrakt in Dosen hast, wird empholen, diese erst in heißem Wasser zu temperieren. Mir war das meistens zu umständlich, falls Du temperieren willst, Papier vorher von den Dosen abziehen!
Zum Abwiegen verwende ich einen Messbecher aus Kunststoff (habe ich in 1l, 2l und 3l). Als Daumenregel kannst Du annehmen: 1,5kg Flüssigextrakt sind 1l Volumen, von daher brauchst Du vielleicht gar nicht groß abwiegen.
Der Extrakt ist ziemlich zäh, wenn man ihn nicht temperiert, Dose zu einer Schnauze zusammenbiegen hilft zu dosieren, der Rührlöffel ist auch nützlich, den "Malzstrang" abzutrennen ;) . Den abgemessenen Extrakt zum heißen Wasser im Topf geben und schonmal ein bißchen umrühren.
Extrakt, der noch in den verbrauchten Dosen oder im Meßbecher klebt mit frisch aufgekochtem Wasser aus dem Kocher ausspülen (Handschuhe, sonst Aua!!)
...Strichliste der zugegebenen Liter Wasser auf dem Brauzettel nicht vergessen! ?-|

Jetzt Wasser auf insgesamt 22l auffüllen:
3l Anfangswasser + 1l Spülwasser + ~2l Extrakt...
fehlen noch 16l Wasser. Das nehme ich direkt aus dem Warmwasserhahn. So komme ich zu 22l Anfangsmenge zu etwa 40°C. Strichliste nicht vergessen! ;)

Die ganze Geschichte aufrühren, daß sich alles gut löst und die Platte einschalten. Jetzt gibst Du auch evt. "Rohfrucht" (Getreideflocken) oder Farbmalz in den Säckchen zu. Du kannst die Sachen vorher abwiegen, oder auch erst jetzt, es wird eh' min. 45min, eher 1 Stunde, dauern, bis Kochtemperatur erreicht sein wird. Zum Aufheizen: Deckel drauf.
Wenn Farbmalz im Einsatz ist, fische dieses Säckchen am besten nach gut 30min wieder heraus, sonst kann der Geschmack zu brenzelig werden.

Wenn sich die Geschichte anschickt zu kochen (immer mal Deckel lüpfen zum Nachgucken), bildet sich auf der Würze ein ziemlicher Schaum, den es für ca. 5min zu bändigen gilt, dann fällt er wieder zusammen. Ggf. auf den Schaum pusten (kennt man ja vom Nudelkochen) wenns nicht anders geht, den Topf kurz von der Platte. Der Schaum besteht aus Eiweiß, das aus dem Extrakt stammt. Das Malzextrakt enthält noch die Enzyme zur Stärkeumwandlung, die auf die Getreideflocken wirken.
Wenn es sprudelnd kocht, "läuft die Zeit", stelle den Deckel schräg, damit ein Teil des Wassers verdampfen kann. Wenn der Schaum keine Gefahr mehr ist, kannst Du den Hopfen abwiegen. Ich lasse den Hopfen immer so lange wie möglich in seiner Packung, damit wenig Aroma verloren geht.
Lt. og. Rezept gibts Du nach 10min die gesamte Hopfenmenge zu. Ah! Wie das duftet! :)
Nun beginnt der wenig spannenden Teil, Du hast doch ein gutes Buch bereitgelegt? :shock:
Gelegentlich kratzt Du die Ablagerungen von den Hopfenpellets (sofern Du keinen Doldenhopfen benutzt) vom Topfrand ab und gibst das in den Sud zurück.

Wenn Du magst, kannst Du vor Ende der Kochzeit eine Probe der Würze ziehen, diese im Wasserbad kühlen und spindeln. Sollte sie zu stark sein, kannst Du frisch aufgekochtes Wasser zur Verdünnung zugeben.
Bei meinem Topf verdunsten in 90min ca. 2l Wasser.

Nach 90min Kochzeit (gähn!) ist das Hopfenkochen zuende, schalte die Platte aus und fische die restlichen Kochsäckchen mit der Rohfrucht heraus.
Ich lasse dem Sud dann so 30min bei aufgelegtem Deckel ruhen (darf natürlich nicht mehr überkochen!), damit es nicht mehr so arg aufwallt. Dann rühre ich den kompletten Sud ordentlich auf (siehe Raumschiff Orion, Strudel im Carpentaria-Golf!) aber ohne viel Luft unterzurühren. Deckel drauf und wieder gut 30min ruhen lassen. Das war der "magische Whirlpool"! ;)

Du kannst Dich jetzt entscheiden: füllst Du den Sud (ggf. durchs Trubfilter) heiß in den Gärbottich ab, oder läßt Du den Sud im Topf bis morgen abkühlen.

Ich lasse den Sud normal heiß ins Gärfaß ablaufen, Deckel und Gärrohr drauf und trage das dann nach draußen und lasse es dort abkühlen.

Beim Ablassen der jetzt schön blanken Würze (falls mit Schlauch, diesen nicht zu tief in den Topf halten) ins Gärfaß wirst Du schließlich den Trubkegel in der Mitte des Topfes sehen. Versuche so wenig wie möglich Trub aufzusaugen, wenn Du einen Trubfilter benutzt, ist das natürlich weniger kritisch. Der Trub besteht aus Hopfenpellets (oder eben den Dolden) und jeder Menge ausgeflocktem Eiweiß. Deshalb solltest Du es abhebern bzw. langsam ablassen und nicht einfach ins Faß kippen.
Wenn Du willst, kannst Du so 1,5l Speise abzweigen und einfrieren.

So oder so, ist Deine Würze jetzt bei 20 bis max. 35°C im Gärfaß und wartet auf die Hefe. Flüssighefe komplett mit Starter reingeben, Trockenhefe kann man zunächst in etwas warmem Wasser rehydrieren, oder auch direkt auf die Würze streuseln. Falls Du direkt streuselst, warte ab, bis sie etwas gequollen ist. Jetzt mit dem Rührer kräftig Luft in die Würze einschlagen, denn die Hefe kann sich in dem sauerstoffarmen Sud nur schlecht vermehren.
Ggf. Spindel hinein und Deckel und Gärrohr drauf!

Schreib' Dir in das Brauprotokoll, wann Du die Hefe zugegeben hast und was Du an der Spindel abliest (die Temperatur solltest Du mit aufschreiben). Üblich kommt die Gärung nach 12, längstens 24 Stunden an, sprich: es bilden sich zunächst kleine Schauminseln und später ein Schaumteppich auf der Würze. Nach Ankommen der Gärung kannst Du das Gärfaß ggf. kühler stellen, wie es die Hefe lt. Anleitung halt am liebsten mag.

Mit fortschreitender Gärung findest Du auf dem Schaum (="Kräusen" ) dunkelbraune Flecken, das sind die ausgeschiedenen Hopfenharze, die Du mit einem desinfizierten Löffel abhebst. Klar kannst Du diese mal verkosten (wer hätte das nicht beim ersten Mal?), aber sei gewarnt! ?-|
Später setzt sich auch Hefe auf den Kräusen ab (obergärige Hefe), die kannst Du für einen weiteren Sud abheben und aufbewahren.

Wenn sich die Stammwürze für 2 Tage nicht mehr senkt (und bei "vernünftigen" Werten von 2-5° Plato ist), kannst Du abfüllen. Ggf. zuvor eingefrorene Speise kurz aufkochen und portionsweise in die Flaschen und das Jungbier drauf. Oder halt 1/2 TL Zucker.

Das Hefesediment im Faß kannst Du zu der zuvor abgeschöpften Deckhefe geben und in 14 Tagen Deinen nächsten Sud damit impfen.

Boah, was ein riesen Text! :?:
Ich hoffe das liest überhaupt jemand durch! :|

Trotzdem viel Erfolg!
Uwe
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Warum nicht mal Bier brauen?

Beitrag von Tybald »

Ja!
Ich hab ihn mir durchgelesen! ;)
Vielen Dank für die viele Mühe, hat mir wirklich sehr geholfen.
Ich werde mich noch etwas in die Materie einlesen damit ich mehr Ahnung von den Einheiten und allem anderen habe, und dann solls im neuen Jahr losgehen.
(Bis dahin macht der von dir in einem anderen Thread empfohlene bauerei-onlineshop sowieso Urlaub).
Ich werde auch mal bei der Brauerei bei mir um die Ecke nach etwas hefe betteln gehen...
Ich habe ja jetzt noch keine Bierspindel, dafür aber eine Oechslewaage.
Wie rechne ich da denn um?
Viele Grüße und nochmal velen Dank für die viele Mühe!
Gruß,

Stephan
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Uwe12
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Warum nicht mal Bier brauen?

Beitrag von Uwe12 »

Hallo Tybald!

Freut mich, daß Dir mein Bericht gefallen hat.
Wollte auch Sachen einbringen, wo einem hinterher einfällt, was man vorher zu bedenken vergessen hat. :shock:

Gut, daß Du Dir Zeit nehmen willst, die Materie erst ein wenig zu verarbeiten. :)

Neben dem angesprochenen Fredys gibts natürlich eine Menge anderer Braushops.
Falls nichts dagegen spricht, hier mal eine Auwahl meiner "üblichen Verdächtigen":

Fredys der kann auch die Brouwlandsachen beschaffen
Candirect.de günstig, sehr interessant bei Zubehör für Fässer oder Kegs
Braupartner.de = Kling, günstig bei großen Gebinden Extrakt oder Hopfen
Heimbrau.de da habe ich günstige Spindeln gesehen und Laborbedarf
Hopfen-und-mehr.de soll sehr kundenfreundlich sein, habe aber dort selbst noch nicht bestellt. Gute Auwahl an Flüssighefen und Laborbedarf.

:twisted: Ich habe mit den Genannten - außer als Kunde - keine Beziehung! :twisted:

Umrechnungen? Hier zwei praktische Links:
Netbeer.org Einheitenumrechnungen (Oe Plato)
Biercalcs verschiedene Berechnungen, u.A. Temperaturkorrektur Plato-Spindel

Als Daumenwert: 1°Plato = 4 Oe

Gruß, Uwe
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Warum nicht mal Bier brauen?

Beitrag von Tybald »

Hallo zusammen!
Ich hab mal weitergestöbert und ich denke ich werde kein Malzpaket bestellen sondern erstmal nach dem von Uwe12 geposteten rezept mit Extrakten ein schönes Alt brauen.
Leide bekommt man die Zutaten nicht in den entsprechenden Mengen.
Kann man irgendwo maßgeschneiderte Bestelungen abgeben?
Ich möchte nicht immer gleich 1,5kg hllen Gerstenmalzextrakt kaufen müssen wenn ich nur 800g brauche. Oder immer leich 1kg Maisflocken wo ich nur ein paar Gramm benörige.
Noch eine Frage: beim hobbybrauershop steht was davon dass die Extrakte "hochkonzentriert" seien (80%). Ca. 15 EBC (Was ist das)
Hat das irgendwelche Konsequenzen?
Brauche ich da weniger von?
Viele Grüße,

Stephan

[Dieser Beitrag wurde am 05.01.2006 - 15:07 von Tybald aktualisiert]
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Warum nicht mal Bier brauen?

Beitrag von Uwe12 »

Hallo Tybald!

Genau, es ist vielleicht schon geschickt, sich erst einmal im Hopfenkochen zu üben.
Die ersten Male ist das noch recht spannend. :)

15EBC bezeichnet die "Dunkelheit" des Bieres.
Wenn man nur diesen Extrakt verwendete, käme man auf eine Bierfarbe von 15EBC.

Diese Werte aus dem Rezept hatte ich unterschlagen:
Hopfenbittere:48 EBU
Bierfarbe: 45 EBC


Die restlichen EBCs bekommt man dann mit dem Farbmalz.

Geringere Mengen gehen eigentlich nicht, da das alles "Konservendosen" sind und die Abmesserei sich kein Anbieter antun wird! :schlecht:
Du könntest über Fredys aber auch die Trockenmalzextrakte von Brouwland bestellen, die gibts in Pfund und Kilo.
(B052.024.7 wäre z.B. die 500g-Packung "bernstein" )
Malzextraktpulver hat aber eine andere Konzentration, als der flüssige. Genaue Werte such ich Dir nachher 'raus, die stehen m.W. im Brouwland-Katalog, aber nicht auf der Webseite bei der Produktbeschreibung.
Pulver pappt natürlich nicht so, wie dieser zähe Sirup. :D
Die Flocken gibts aber auch bei Brouwland nicht in kleinerer Menge.

Hochkonzentriert...hmm bei Fredys Extrakt:
ersetzen Sie 50 – 100 % des Zuckers durch 125 % Malzextrakt
...bei meinem (Braupartner):
1,5 kg reiner Malzextrakt und 1,2 kg Haushaltszucker
...errechnet sich die gleiche Konzentration.
Du kannst also das Rezept so nehmen, wie es da steht.
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Warum nicht mal Bier brauen?

Beitrag von wrein28612 »

Hallo,
Bitterhopfen-Aromahopfen, nach welchen Kriterien wende ich die verschiedenen Hopfensorten an, und in welchen Mengen?
Bisher habe ich nur Hallertauer P90 4,5% von Arauner verwendet fuer dunkles und helles Malz.
Vielleicht kann mir jemand helfen?

Gruss
Walter

[Dieser Beitrag wurde am 14.04.2006 - 08:52 von wrein28612 aktualisiert]
Tybald
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Beitrag von Tybald »

Bitterhopfen benutzt man meist, weil der Aromahopfen nur für die Bitterung zu schade ist, deswegen gibt man am Anfang des Hopfenkochens bitterhopfen zu, da nach dem Kochen sowieso nur noch die Bittere davon übrig bleibt.
Die "Hopfenblume", also der Hopfengeschmack außer der Bitterkeit, wird durch die Zugabe von Aromahopfen kurz vor Kochende erreicht.
Da sollte es schon Aromahopfen sein.
Natürlich kannst du aber auch problemlos die bitterung mit deinem Aromahopfen vornehmen.
inen Hopfengaberechner findest du übrigens auf hobbybrauer.info , wobei der, habe ich das Gefühl, etwas übertreibt, was die Bittere angeht, aber das ist meine persönliche Meinung^^
Gruß,


Stephan
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