Verkorkste Premiere ?

Tyrion
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Verkorkste Premiere ?

Beitrag von Tyrion »

Hallo zusammen,

Nachdem ich mich nun Wochenlang durch den Fruchtweinkeller und dieses Forum gelesen habe und ich am Montag endlich mein ganzes Equipment zusammen hatte, wollte ich natürlich gleich mal loslegen.
Da der Hollunder noch ein bisschen hängen kann und die Schlehen sowieso, bin ich also in die Getränkeabteilung des Supermarktes, um mich mit einem brauchbaren Saft zu versorgen.
Meine Wahl fiel auf einen Pfirsischnektar.

Also vermessen, verkostet und für gut befunden. Dies alles ging natürlich nicht ganz ohne Probleme ab, war doch der erste Versuch die Öchslespindel im unverdünnten Saft zu benutzen ein klarer Reinfall. Die Spindel blieb quasi da stehen, wo man sie losliess.
Der Versuch mit 1:1 verdünntem Saft verlief erfolgreicher und ich ermittelte 90g/l.
Dämlich bloss, dass ich anschliessend nicht daran dachte das ganze mal 2 zu nehmen.
Wodurch ich mit 7,5 l Nektar + 2,5 l Wasser + 1,5kg Zucker auf etwa 260g/l kam statt auf die anvisierten 200g/l.
Das hab ich aber erst gemerkt als es schon zu spät war. Hab dann nochmal 1 l Wasser nachgekippt um mit 235 g/l wenigstens einen halbwegs gesunden Start zu erwischen.

Die nächste Panne ist mir mit der Säure passiert. Der Nektar hatte nur 4g/l, was auf das Endvolumen etwa 3 g/l beteutet. Deshalb hab ich mich entschlossen 25ml Milchsäure und 20g Citronensäure zuzugeben. Das wäre glaub ich auch ganz richtig gewesen, hätte ich die Milchsäure nicht im Messzylinder des Acidometers abgemessen. ?-|
Also einmal bis 20ml und nochmal bis 5ml abgemessen und reingekippt und erst heute beim ersten verkosten gemerkt, dass das doch ganz schön sauer ist, obwohl ich ja durchs verdünnen nochmal 10% weniger Säuregehalt haben dürfte, als berechnet, also ca 6,3 g/l.
Nach langem nachforschen fiel mir mein Fehler dann auch ein. Ich hatte völlig übersehen, dass die Skala des Messzylinders ja erst bei 10ml losgeht. Ich hatte nun also 45ml Milchsäure im Ansatz.

Und neben all diesen Problemen fing mein Ansatz, der ansonsten anstandslos und kräftig (ca 30 Bpm am Mittwoch und Donnerstag) gärt gestern auch noch an eklig zu riechen. Hab ich mir wohl gleich einen Gärungsböckser eingefangen. Zumindest riecht es eindeutig nach irgendwas schwefligem. Und mir wird regelrecht schlecht wenn ich mich länger im Heizungsraum aufhalte. Ich hoffe nur dass sich das die nächsten Tage bessert, denn die Geschmacksprobe heute morgen war eine echte Überwindung.
Ansonsten geht das ganze aber recht rasant von Statten, die Gärung hat über Nacht deutlich nachgelassen und bei der Verkostung war auch nicht mehr allzuviel Zucker zu schmecken. Mehr Zucker will ich jetzt eigentlich auch nicht mehr zugeben, auch wenn die Portweinhefe ja deutlich mehr als die von mir geplanten 12% machen würde.
Ich denke mal, dass das für Pfirsischwein , der ja wahrscheinlich eh recht jung getrunken werden sollte auch völlig ausreicht.

Bezüglich des Gärungsböcksers: Sollte ich da einfach abwarten obs von allein besser wird oder sollte ich versuchen zu belüften oder ähnliches ?


:| Doch wieder ein Roman geworden. ?-|

Gruss

Matthias
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Beitrag von Fruchtweinkeller »

Hallo Matthias,

willkommen im Forum!

Mir bleibt nicht viel zu sagen ausser: Kopf hoch! Fehler macht jeder. Aber viele erkennen sie nicht mal, wenn man sie mit dem Kopf darauf stößt. Da hast du die Nase offensichtlich vorn :D

Ursachenforschung: Was hast du denn an Trübstoffen im Ansatz? Ich vermute, der Nektar war klar? Ist Nährsalz im Ansatz? Seezt sich die Hefe massiv am Boden ab?

Solange die Gärung andauert, schadet eine Belüftung nicht. Also am Besten umschütten und dabei großzügig über die Balloninnenseite laufen lassen, damit die Oberfläche schön groß ist und viel Sauerstoff eintreten kann. Sollte der Geruch sehr intensiv sein, fürchte ich allerdings, das die Belüftung nicht so viel bringen wird. Versuchen solltest du es aber auf jeden Fall.
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Tyrion
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Beitrag von Tyrion »

Hallo und danke für die schnelle Antwort.

Also, Hefenährsalz hab ich 5g drin.
Und der Nektar war mit reichlich Fruchtmark und sehr dickflüssig.

Während der starken Gärung hatte ich eigentlich am Boden keinen Satz. Die Hefe, war zum Teil an der Oberfläche und auch an der Wand des Ballons. Jetzt, da die Gärung deutlich nachgelassen hat beginnt langsam die Klärung und es setzt sich auch schon etwas Hefe (nehm ich zumindest an) am Boden ab. An der Oberfläche nur noch kleine Inselchen.

Wenn ich´s jetzt mit evtl. mehrfach umkippen versuche, sollte ich dann anschliessend schwefeln, wegen des Sauerstoffs ? Oder wär das genau verkehrt, weil mein Problem ja mit Schwefel zusammenhängt.
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Beitrag von Fruchtweinkeller »

Der Trub mancher Früchte kann einen Gärungsböckser fördern, vielleicht ist das bei dir der Fall. Du solltest nach der Belüftung nicht schwefeln, denn der Sauerstoff soll mit dem H2S reagieren und es somit unschädlich machen.
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Tyrion
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Beitrag von Tyrion »

So, hab jetzt 6 mal umgefüllt, mit ordentlichem Strudel im Trichter für gute Belüftung.
Beim Schnuppern nach der letzten Runde hatte ich etwas Hoffnung, da man durchaus riechen konnte, dass das Pfirsichwein werden soll.

Die Hefe hatte wohl etwas Stress nach der Aktion und erst nach etwa 30 Minuten wieder ganz sachte losgelegt (war ja auch vorher schon nicht mehr wild).
Das Schnuppern am Gärröhrchen brachte aber jetzt keine erkennbare Verbesserung.

Ich zieh jetzt einfach die Gärung durch und dann seh ich mal weiter.
Entweder gehts in den Keller zur Klärung oder in den Ausguss zur Kläranlage.

Ich werd drüber berichten.

Matthias
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Beitrag von Fruchtweinkeller »

Nee, nee, kein Stress für die Hefe: Sauerstoff bei der Gärung belebt die Hefe. Beim Umschütten trat nur viel CO2 aus, weswegen die Blubberei im Gärröhrchen zunächst zurückgegangen ist.

Gärungsböckser gehen oft zurück. Eventuell nach der Gärung doch noch einmal kräftigbelüften, wenn sich das Problem nicht von selbst gibt.
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Beitrag von Tyrion »

Hallo

Die Gärung hat mittlerweile fast völlig aufgehört.
Hab aber bisher nicht mehr verkostet und auch noch keinen Alktest gemacht.
Wie erwartet ist auch der Schwefelgeruch in den letzten Tagen merklich verflogen (oder ich hab mich an den Geruch gewöhnt :cool :) .
Ich werde also zunächst mal weiterhin kräftig schütteln, um die restlichen Gase aus dem Most zu bringen, und dann bevors in den Keller geht nochmal belüften.
Bin aber noch guter Hoffnung, dass sich das Problem noch von selbst löst.

Grüsse

Matthias
Tyrion
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Beitrag von Tyrion »

Nachdem mein Pfirsichwein nun seit gestern Morgen im Keller steht (Mittags und Abends hab ich nochmal kräftig geschüttelt), bin ich heute Morgen regelrecht erschrocken.
Von den ca 12 Litern ist schon die Hälfte so klar, dass man Zeitung durch den Ballon lesen kann.
Hefe und sonstiger Moder sitzen in der unteren Hälfte. Etwas irritiert bin ich allerdings über eine Art "Krater", der sich in der mitte des Bodensatzes (etwa Bierdeckeldurchmesser) gebildet hat. An der Stelle ist eine richtige Vertiefung im Satz. Ist das normal?

Und dann hab ich aus dieser klaren Schicht mal eine Probe entnommen und nach einigem Schwenken des Glases mal probiert. Der "schwefelartige" Geschmack ist nur noch zu erahnen. Der Wein scheint völlig trocken zu sein, was bei der Säure allerdings nicht eindeutig zu erkennen ist. Der Alkoholgehalt liegt bei gemessenen 12 %.
Die Säure hab ich auch gemessen und kam auf stolze 8 g/l.
Das ist mir irgendwie zuviel, denn selbst wenn ich vor der sterilfiltration noch ordentlich Zucker zusetze, wird wohl der Fruchtgeschmack komplett überdeckt.
Deshalb würde ich eigentlich ganz gerne noch 1 - 1,5 Liter Wasser zuschütten. Wäre das jetzt noch machbar ?

Grüsse

Matthias
DrMet
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Beitrag von DrMet »

Hallo Tyrion,
zu diesem Zeitpunkt zu verdünnen wird wohl zu Weinfehlern führen. 8g/L Säure sind noch gerade im Rahmen und stören jetzt vor allem durch den fehlenden Zucker.
Mein Tip: freue Dich über die super Klärung und zuckere den Wein nach dem abziehen ordentlich nach (in kleinen schritten - Geschmackstest!). Der Zucker wird den Fruchtgeschmack eher verbessern und die Säure stört nicht mehr so sehr.

Gruß
DrMet
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Tyrion
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Beitrag von Tyrion »

Danke für die schnelle Antwort.

Wär es denn eventuell vor dem Sterilfiltergang möglich ? Mit destiliertem Wasser wohl am besten ?
Ich wollte halt eher einen Wein mit weniger Restsüsse, zumal ich ja auch durch oben beschriebenen Abmessfehler 45ml Milchsäure in den 12 Litern habe, die Milchsäure scheint mir doch ziemlich prägnant.
DrMet
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Beitrag von DrMet »

Möglich ist das schon, bedenke aber, dass ein Wein mit geringeren Umdrehungen wenig Lagerstabil ist. Du solltest den Wein dann relativ zügig trinken und nicht mehrere Jahre lagern.
Aber Kopf hoch: es gibt schlimmeres 8-) Und dann kannst Du die Erfahrungen gleich in den nächsten Wein fließen lassen ... :D
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Tyrion
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Beitrag von Tyrion »

Hallo,

Nachdem sich die letzten drei Tage überhaupt nichts mehr verändert hat (immer die Hälfte klarer Wein, die andere Hälfte Fruchtmark und Hefe) habe ich beschlossen einfach den Wein abzuziehen. Scheinbar hat sich der ursprüngliche Saft einfach nur in das getrennt, was auf der Packung stand (Wasser und Pfirsichmark).
Habe also letztlich 5 l sehr klaren "Wein", der farblich zumindest mit jedem Weisswein mithalten kann. :D
Geschmacklich ist er allerdings eine ziemliche Enttäuschung. Wie schon gesagt viel zu sauer und trotz 150g Zucker auf die 5 l irgendwie nicht mein Ding. Zumal ja auch immernoch dieser leichte Schwefelton drin steckt.
Kurzum, ich habe es nicht für lohnenswert empfunden hierfür noch 2 Sterilfilter und 7 Korken zu Opfern, auch wenn er eventuell in 3 Monaten noch ganz passabel geschmeckt hätte. Irgentwie hab ich einfach keine positive Einstellung mehr zu diesem Versuch gehabt und ihn ganz konsequent entsorgt. :|

Zum Glück läuft es mit meinem Sauerkirschwein wesentlich besser (den werd ich wohl am WE filtern und Abfüllen) und auch mein Holunderwein hat die erste Woche ganz prima überstanden. :shock:

Grüsse

Matthias
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