Trübung und Ablagerungen nach 2 Jahren

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JasonOgg
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Trübung und Ablagerungen nach 2 Jahren

Beitrag von JasonOgg »

Nachdem "un ami" mich darauf aufmerksam gemacht hat, dass meine Quitte-Brombeere eine deutliche Trübung und Bodensatz aufweist, aber die Flasche nicht durch eine Nachgärung unter Druck stand, habe ich mich mal in den Keller begeben. Dort konnte ich das nur bestätigen.

Aber Gottseidank, dieses mal tatsächlich keine Nachgärung :P

In der Deutung kann ich ihm nur zustimmen, der Wein ist nicht schlecht, sogar deutlich besser als letztes Jahr. Wahrscheinlich sind die Gerbstoffe ausgefallen.

Wie gesagt, es handelt sich um Brombeer-Quitte von 2010. Die Quitten waren ziemlich grün geerntet worden, meine Nachlagerung hat sie zwar ziemlich gelb werden lassen, aber trotzdem waren sie deutlich gerbstofflastig, um nicht zu sagen bitter. Dafür fehlte das Aroma oder wurde überdeckt. Das hat dem Geschmack nicht gut getan. Da ich aus 2011 ja eine deutlich bessere hatte, habe ich meine pure Quitte schon größtenteils entsorgt, wahrscheinlich ein Fehler aus "Forschersicht".

Es hat sich eine recht feste Schicht am Boden gebildet, optisch vergleichbar der Patina einer Teekanne. Teilweise wirbelt aber wohl ein Teil auf oder hat sich nicht abgesetzt, daher die Trübung.

Geschmacklich ist das bittere fast verschwunden, lieblich war er nie, aber jetzt ist er definitv zu trocken, der Alkohol sticht zu stark durch. Grundsätzlich ist er aber deutlich besser geworden, reicht aber immer noch nicht an den 2011er heran.

Eine Flasche mit purer Quitte des Jahrgangs habe ich nicht (mehr) gefunden, schade um den Vergleich. Allerdings habe ich noch gemischte Früchte, die auch einen Anteil Quittensaft erhalten hatten. Auch dort sind Flocken drin und er braucht Zucker. Allerdings kann bei der Mischung natürlich auch alles andere ausgeflockt sein. Man riecht deutlich die paar Kornelkirschen heraus und schmeckt die Himbeeren.

Fotos habe ich irgendwie zeitlich nicht auf die Reihe bekommen, aber ich habe noch ein paar Flaschen, die man 2 Jahre und älter sind. Die werde ich mal in Augschein nehmen.

FWK hat mal von depotbildenden Schlehen geschrieben, das habe ich bei meinen Weinen (noch) nicht erkennen können, obwohl die 2009er Schlehe ziemlich gerbstofflastig war.

Ob der Zucker eine Rolle spielt kann ich nicht sagen. Haushaltszucker verliert nunmal Süßkraft, da habe ich noch kein endgültiges Rezept gefunden und meine damaligen Weine waren alle ziemlich trocken.

Habt Ihr auch schon so etwas erlebt?

Fazit:
Wahrscheinlich kann man einige Weine ruhig 2 Jahre im Ballon lagern, bevor sie in die Flasche kommen.
Mit den Quadratballons nehmen sie so auch deutlich weniger Platz weg 8-)
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fibroin
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Trübung und Ablagerungen nach 2 Jahren

Beitrag von fibroin »

Ja, ich habe das schon erlebt.
Beim Eingießen des letzten Schluckes aus der Flasche älterer Weine erhalte ich deutlich trüben Wein. Leider habe ich mir die Weine nicht so gemerkt wie du es getan hast. Es sind bei mir in der Regel Honigweine. Da mir die Zutat Tannin wichtig ist, gehe ich davon aus, dass dasselbe nach den Jahren als Depot wieder zu finden ist. Damit kann ich gut leben. 8-)

Das Verschwinden des Zuckers ist für mich noch rätselhaft. Gut, dem einen oder anderen ist bekannt, dass ich damit nicht reichlich umgehe, aber auch das wenige, was ich zugebe, das verschwindet ohne sichtbar vergärt zu werden.
Allerdings, diese zu trockenen Weine werden wieder schmackhaft, wenn sie noch ein Jährchen liegen. Sie bleiben trocken, aber die Harmonie des Weins verändert sich. Was das genau ist, habe ich noch nicht herausbekommen, aber solche Weine mag ich! :D
Wenn du dich wohlfühlst, mache dir keine Sorgen. Das geht wieder vorbei.
Metinchen
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Trübung und Ablagerungen nach 2 Jahren

Beitrag von Metinchen »

Letzte Woche habe ich mir eine Flasche 2009er Met gegönnt. Er war nach HWK-Rezept, steril gefiltert, allerdings ohne Tannin. Es war ein deutlicher, wenn auch lockerer, Bodensatz vorhanden.
fibrion hat geschrieben:Allerdings, diese zu trockenen Weine werden wieder schmackhaft, wenn sie noch ein Jährchen liegen. Sie bleiben trocken, aber die Harmonie des Weins verändert sich.
Das habe ich auch beobachtet. Überhaupt habe ich noch 2009er Met weil; er mir zuerst zu sehr nach Apfelsaft (das Forum sagt das verfliegt, also habe ich sie liegen gelassen) schmeckte. Im nächsten Jahr war es irgentwie unharmonisch. Im Jahr drauf zu trocken (mit ´nem Löffel Honig nachgesüßt war es OK), aber die letzten zwei-drei Flaschen die ich geöffnet hatte waren wirklich lecker. Ohne das ich sie nachgesüßt habe.

[Dieser Beitrag wurde am 27.11.2012 - 17:02 von Metinchen aktualisiert]
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Fruchtweinkeller
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Trübung und Ablagerungen nach 2 Jahren

Beitrag von Fruchtweinkeller »

Man muss immer im Hinterkopf haben dass nicht nur "Trübstoffe" ausfallen können, sondern auch gelöste Stoffe. Auch ein absolut klarer und gefilterter Wein kann einen Bodensatz bilden. Bei extrem gerbstoffarmen Weinen würde ich auf Protein als Problemursache tippen, aber ohne Tests ist das freilich nur eine Vermutung.
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(Too much coffee man)

The amount of energy needed to refute bullshit is an order of magnitude bigger than to produce it.
(Brandolini's law)

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