Messung des SO2 Gehaltes

Vinometer, Acidometer, Oechslewaage, pH-Meter, Refraktometer usw.
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GaerHard
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Messung des SO2 Gehaltes

Beitrag von GaerHard »

Fruchtweinkeller hat geschrieben: Sicherlich wäre eine erste Referenzmessung ganz ohne Zugabe von irgend welchem Schwefel sinnvoll.
Dieser Hinweiß sollte sich noch als äußerst nützlich erweisen.




Ich hatte also vor der Schwefelung einen Wert von 8,0 und nach der Schwefelung von 10,2. Das bedeutet, dass durch eine Zugabe von 1,0g K2S2O5 auf 9,3 Liter Wein laut Messung die SO2 Menge um 2,2mg pro Liter erhöht wurde.
K2SO5 hat laut diesem Rechner (klick mich) ein Molekulargewicht von 222,32 und SO2 von 64,06. Wenn mich mein stöchiometrisches Verständnis nicht täuscht, und wenn aus einem Molekül K2S2O5 im sauren Medium 2 Moleküle SO2 entstehen sollte aus 1,0g Kaliumpyrosulfit 64,06x2/222,33 also 0,576g SO2 entstehen. Auf mein Weinvolumen von 9,3 Liter hochgerechnet wären das ca. 62mg SO2 pro Liter.

Die Messung stimmt also überhaupt nicht mit der Berechnung überein. Meiner Meinung nach gibt es dafür nur 3 mögliche Erklärungen:

1. Die Messung stimmt nicht.
2. Die Berechnung stimmt nicht.
3. Ich habe heute schon wieder zuviel Fruchtwein getrunken.

Habt ihr vielleicht irgendeine Erklärung dafür?

LG
Euer jetzt ein wenig verwirrter GaerHard

[Dieser Beitrag wurde am 14.11.2012 - 10:36 von GaerHard aktualisiert]
Pantscher
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Messung des SO2 Gehaltes

Beitrag von Pantscher »

Da hat dich wer versch***ert...
SO2 wir nich titriert, ich kenn nur zwei Methoden: Eine enzymatische und eine Destilationsanalyse. Beide sind definitiv nichts für den Hausgebrauch.

Bei Fragen einfach schreiben.
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Fruchtweinkeller
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Beitrag von Fruchtweinkeller »

Sehr schön geschriebene Geschichte Obwohl ich gerade dabei bin ein -bin-endlich-zu-Hause-Bierchen zu konsumieren und dementsprechend tendenziell schon Schlaf-gaga bin werde ich versuchen mein Hirn anzuschmeißen... Betonung liegt auf Versuchen

Zum Nullwert von Wasser: Bingo

Zum Nullwert vom Wein: Habe gerade nochmal gegoogelt, Maracuja gilt als VitC-reich, zudem können bei der Gärung kleine Schwefelmengen entstehen. Das alles misst du natürlich mit.

Zum Messwert: 1 g Schwefelpulver setzt etwa 500 mg Schwefel frei, das stimmt schon. Mit der Titration misst du allerdings nicht das Gesamt-SO2 (alles was drin war und was du zugegeben hast), sondern nur das freie SO2; "unfreies" SO2 liegt im Wein gebunden vor (zB an Acetaldehyd) und ist für den konservierenden Effekt "verloren". Erst wenn das Acetaldehyd abgesättigt ist kannst du freies SO2 messen. Insofern ist es nicht verwunderlich wenn du weniger SO2 misst als du zugegeben hast. Achtung, Falle: Die gesetzlich erlaubten Höchstgrenzen für die Schwefelung beziehen sich auf das Gesamt-SO2, nicht auf das freie SO2.

Ein durchgegorener Traubenwein kann schon mal 50 mg/L Acetaldehyd und mehr enthalten, das allein reicht aus um etwa 75 mg SO2 zu binden (Ein weiterer Grund warum man immer mit Reinzuchthefen und Nährsalzen arbeiten sollte: Die Jungs und Mädels bilden dann weniger Acetaldehyd). Wie viel Acetaldehyd in typischen Fruchtweinen gebildet wird? Ich habe keine Ahnung

Faustformel: Bei der Abfüllung sollte das freie SO2 bei etwa 40 mg/L liegen. Was nicht heißen soll dass du jetzt zur Schwefelschaufel greifen sollst.

Edit: Doch, SO2 wird sehr wohl titriert.

[Dieser Beitrag wurde am 10.07.2010 - 14:39 von Fruchtweinkeller aktualisiert]
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Beitrag von GaerHard »

Fruchtweinkeller hat geschrieben: Faustformel: Bei der Abfüllung sollte das freie SO2 bei etwa 40 mg/L liegen. Was nicht heißen soll dass du jetzt zur Schwefelschaufel greifen sollst.
...das stellt eine Messung mit dem Acidometer, welches normalerweise eine Skala bis 20 hat, von vornherein in Frage.


Fruchtweinkeller hat geschrieben: Erst wenn das Acetaldehyd abgesättigt ist kannst du freies SO2 messen.
In meinem Fall würde das bedeuten, dass 96,5% des zugegebenen Schwefels sofort gebunden wurde. Das glaube ich deshalb nicht, weil mir meine Nase sagte, dass ich nach dem Einrühren des Pyrosulfits eine ziemliche Menge an Schwefel gerochen habe, was auf H2SO3 und somit freies SO2 hindeutet.

Die Lösung des Rätsels ist ganz einfach: Die von mir angewandte Messmethode ist völlig unbrauchbar!
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Beitrag von fibroin »

GaerHard hat geschrieben:...das stellt eine Messung mit dem Acidometer, welches normalerweise eine Skala bis 20 hat, von vornherein in Frage.
Ne ne, die Säure-Skala ist bei Schwefelmessung mit 10 zu multiplizieren. So kannst du bis 200 mg /l messen.
Das Messen geht schon, ist aber gewöhnungsbedürftig. Wenn der Farbumschlag auftritt, ist der Wert sofort abzulesen, denn nach einigen Sekunden verschwindet die Farbe wieder.
Wenn du dich wohlfühlst, mache dir keine Sorgen. Das geht wieder vorbei.
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Beitrag von Fruchtweinkeller »

...und was in die Nase steigt ist auch nicht mehr im Wein und kann damit nicht gemessen werden... ;)
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Beitrag von tiga »

hallo
ein ordentlicher Messzylinder kostet aber auch nicht die Welt. Der sollte wohl noch drinn sein
Gruss
Jan

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Beitrag von GaerHard »

Wenn ich also die Ergebnisse mit 10 multiplizieren muss, habe ich vor der ersten Schwefelung einen Wert von 80mg/l und nach der Schwefelung von 102mg/l.

Das bedeutet:
1) Das entweder vor der Schwefelung bereits 80mg/l freies SO2 vorhanden war (sorry, aber das glaube ich nicht), oder der Messwert wurde durch bereits vorhandenes Vitamin C oder irgendein anderes Zeug so stark verfälscht, dass sogar unser trauriges Vinometer dagegen ein Präzisionsgerät ist.
2) Das bedeutet weiters, dass nach Zugabe von 62mg/l SO2 sofort 40mg/l gebunden wurden. Das halte ich zwar für prinzipiell möglich, aber in dieser Geschwindigkeit für äußerst unwahrscheinlich, da ich weiß wie lange das SO2 braucht um einen Filterschock abzubauen.

Daran kann auch der beste Messzylinder mit Prüfsiegel vom Bundesamt für Eich- und Vermessungswesen nichts ändern.

Leider habe ich bis jetzt damit Probleme unsere Hausmittel zur Alkohol- und SO2-Bestimmung so richtig ernst zu nehmen. Zum Glück kann ich mich noch bei der Säuremessung auf das Acidometer verlassen.

Ich wünsche Euch allen noch ein aufregendes heißes Wochenende :D
Euer GaerHard
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Fruchtweinkeller
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Beitrag von Fruchtweinkeller »

Ganz ehrlich: Das Teil zur SO2-Bestimmung staubt bei mir in der Ecke herum ?-| Die "Bordmittel" sind ganz brauchbar wenn der Traubenweinwinzer mal schnell eine Messung seines Vitamin C-freien Weins machen will, beim Fruchtwein muss man halt mit einem höheren Rauschfaktor leben.
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