Meine Erfahrung mit Met Federweißem

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Pompf
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Meine Erfahrung mit Met Federweißem

Beitrag von Pompf »

Tja, wies halt so geht, man interessiert sich für
Mittelaltermärkte und Live-Rollenspiele, wodurch
man zwangsläufig mit Met in Berührung kommt.
Billiger Met aus dem Supermarkt ist meistens
knatschsüß (so wie ihn wohl der unwissende
Kunde erwartet), Met vom Mittelaltermarkt oder
vom Versandhandel teuer und von wechselnder
Qualität.
Irgendwann kam dann auch mal die Idee auf, Met
selbst zu machen. Und natürlich sollte der auch
zu einem festen Termin fertig sein.
Was tut der Hobbywinzer von Welt? Er geht ins
Internet. Recht schnell habe ich den Honigwein-
keller und von da auch den Fruchtweinkeller
gefunden. Die erste Quelle, die wirklich umfassend
und fundiert informiert. Vielen Dank dafür!

Schnell wurde mir klar, daß die Sache nicht ganz
so einfach ist, und nach Studium der Hintergründe
verstand ich auch, warum Leute die Met nach den
diversen kursierenden Rezepten gebraut haben,
so wechselnde Ergebnisse hatten. Die Erklärung
mit Säure- und Zuckergehalt ist einleuchtend.
Klar, daß ich mir daher neben Zutaten und Behältern
auch Meßmittel beschaffen muß.

Da ich aber heiß auf's Ausprobieren war, habe ich
mich direkt auf das Rezept mit dem Met-Federweißen
gestürzt. Die Durchführung schien mir sehr einfach,
und die Kosten im Falle eines Fehlschlages gering.
Außerdem kann ich so schon ein paar Erfahrungen
mit der Saftgärung machen.

Da ich noch praktisch nichts an Ausrüstung hatte,
habe ich alles aus dem Supermarkt genommen,
und vorhandene Behältnisse verwendet.

Hier mein Erfahrungsbericht:


1. Tag
Starter nach Anleitung in der FAQ gemischt, allerdings
ohne Hefenährsalz und mit normaler Backtrockenhefe.
Ich hatte nichts anders da.
Ich habe erst mal in einem Maßbecher 500ml trüben
Apfelsaft (Zimmertemperatur) abgemessen, 50g Zucker
dazu und ein Päckchen Trockenhefe (für 500g Mehl).
Entgegen meiner Erfahrungen beim Backen (da nehme
ich immer warmes Wasser) hat sich die Hefe nicht sehr
gut aufgelöst. Ich hätte den Apfelsaft doch lieber etwas
anwärmen sollen.
Das Ganze habe ich dann in eine durchsichtige Plastik-
flasche getan (zwecks besserer Beobachtbarkeit) und
an ein zimmerwarmes Plätzchen gestellt. Den Deckel
habe ich nur lose aufgeschraubt, damit der Druck ent-
weichen kann.
Schon nach recht kurzer Zeit war leichter Schaum zu
sehen (wie üblich bei Backhefe), aber auch relativ viel
Bodensatz. Also habe ich öfter mal kräftig geschüttelt.

2. Tag
Etwas Schaum und viel gelöste Kohlensäure, die beim
Schütteln kräftig aufschäumt. Anfangs noch relativ viel
Bodensatz, der aber durch das Schütteln immer weniger
wird. Der Ansatz riecht etwas muffig nach Hefeteig.

3. Tag
Mittlere Schaummenge, deutlich zu sehen daß die Hefe
arbeitet (auch zu hören). Wenig Bodensatz. Beim Schütteln
kräftige Schaumbildung durch gelöstes Kohlendioxid.
Der Hefegeruch ist fast völlig weg, dafür riecht es angenehm
nach süßem Apfel, Säure und CO2, fast wie Cidre.
Ich meine auch schon ein klein wenig Alkohol wahrzunehmen,
aber das kann auch Täuschung oder Wunschdenken sein.
Spritzig.
Habe wie im Rezept angegeben 1,5L des gleichen trüben
Apfelsafts in einen 5L Kanister gegeben und die Hälfte
des Ansatzes dazu (den ich vorher noch kräftig geschüttelt
hatte). Den neuen Saft hatte ich im Wasserbad etwas ange
wärmt, weil er kühl gestanden hatte.
Schon nach 1 Stunde bildet sich beim Schütteln wieder
neuer Schaum und Druck, die Hefe ist also voll bei der
Arbeit.
Bodensatz gering. Geruch wie vor, aber dominiert vom
Geruch des neuen Apfelsafts.

4. Tag
Der Kanister stand wohl etwas ungünstig über Nacht
und ist recht kühl.
Wenig Schaum, wenig Bodensatz, aber wie vor kräftige
Schaumbildung beim Schütteln. Geruch etwas saurer,
aber Apfel dominiert. Hefegeruch wieder etwas stärker.
Habe den Kanister im Wasserbad auf Handwärme gebracht
und auch die vorgesehenen 1,5L Apfelsaft auf die gleiche
Temperatur gebracht, bevor ich sie zugegeben habe.

5.Tag
Wie vor wenig Schaum auf der Oberfläche, aber viel
beim Schütteln. Apfelgeruch dominiert, Hefe schwächer.
Habe 500g Honig erwärmt und beigegeben.
Dann kräftig geschüttelt.

7. Tag
Da ich beruflich unterwegs war, konnte ich den Ansatz
nicht genau beobachten. Er hat nun wie gehabt wenig
Schaum, aber kräftig Kohlensäure beim Schütteln. Sogar
sehr viel, schäumt fast über. Habe ein halbes Glas probiert.
Kräftige Säure, fast etwas kratzig. Restsüße noch
zu schmecken, etwa wie halbtrockener Wein am unteren
Spektrum.
Honigaroma im Hintergrund, von der Säure dominiert.
Auch ein deutliches Weinaroma ist zu schmecken, zusammen
mit etwas Alkohol, der jedoch kaum durch die Säure
kommt. Ich würde den Alkoholgehalt mal so zwischen
Cidre (1,5-2%) und Bier (5,5%) einordnen.
Ich fand ihn fast trinkbar, da ich eher trockene Weine
bevorzuge, aber meiner Frau war er viel zu sauer.
Ich habe noch ein Glas angewärmten Honig zugegeben
und wiederum kräftig geschüttelt. Zusätzlich einen
viertel Liter frischen Apfelsaft, nur für den Fall
daß die Hefe neue Mineralien braucht (Ich hatte ja
kein Nährsalz zugegeben).
Nach einer Stunde nochmal probiert. Es war eine Menge
kräftig prickelnder Kohlensäure zu schmecken, die den süßen
Honiggeschmack ausglich und zusammen mit Säure und
Weinaroma ein angenehm frisches und prickelndes
Getränk ergab. Hefe war nicht mehr zu schmecken und
auch der Apfel kaum noch wahrnehmbar.
Meine Frau meinte, der schmeckt exakt so, wie der
Met Federweiße, der auf Mittelaltermärkten unter dem
Namen "Mede" angeboten wird.
Da er erst zwei Tage später mit Freunden vernichtet
werden soll, lasse ich ihn erst mal stehen.
Ich denke daß er mit neuem Honig nach einigen Stunden
wieder genauso gut schmecken wird, lediglich mit etwas
mehr Alkohol.

9. Tag
Habe morgens noch ein halbes Gals Honig dazugegeben,
da der Federweiße abends getrunken werden sollte.
Leider war er abends dann doch nicht so gut wie erwartet.
Er war schon zu schwer (ging in die Birne), der Honiggeschmack
zu aufdringlich und er war auch schon etwas bitter (Folge
der Backhefe?). Aber vermischt mit Kirschsaft schmeckte
er trotzdem.

Fazit: Interessante Sache zum Einstieg, zum Ansetzen und der
Gärung, und um Geschmackserfahrung zu bekommen.
Aber: Man sollte den Federweißen tatsächlich jung genießen.
Der nächste wird bestimmt besser. Da werde ich Weinhefe
verwenden und vielleicht mal einen Teil des Apfelsafts
durch Kirsch- oder roten Traubensaft ersetzen.

Gruß
Pompf
steve
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Meine Erfahrung mit Met Federweißem

Beitrag von steve »

Hi,
hinterher weiß man es ja immer besser ?-|
Du hättest den Met am 7. Tag vielleicht besser möglichst kühl stellen sollen, um die Hefen an weiterer Arbeit zu hindern.
Meine bisherigen Versuche mit Federweisser haben ergeben, dass man ihn doch sehr punktgenau zum Genußtag ansetzten sollte, sonst wird er schnell zu stark, bzw schmeckt sehr hefig gardezu teigig.
Einmal abziehen könnte vielleicht noch etwas helfen, um zumindest die Anzahl der Hefen zu veringern.

steve
Pompf
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Beitrag von Pompf »

steve hat geschrieben: Meine bisherigen Versuche mit Federweisser haben ergeben, dass man ihn doch sehr punktgenau zum Genußtag ansetzten sollte, sonst wird er schnell zu stark, bzw schmeckt sehr hefig gardezu teigig.
Habe ich gemerkt ?-|
Wobei der Geschmack aber garnicht so hefeartig,
sondern eher bitter war, vor allem am nächsten Morgen. Aber das könnte der Unterschied Weinhefe/Backhefe sein.
Hat schon mal jemand probiert, gemischten Federweißen
anzusetzen (Apfelsaft/Honig/Kirschsaft, oder
Apfelsaft/Honig/Traubensaft)?
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Beitrag von Fruchtweinkeller »

Den Apfelsaft direkt weglassen und nur Kirsch- oder Traubensaft nehmen. Trübstoffe können ein paar zedrückte Trauben oder zerriebene Äpfel liefern die man leicht abseihen kann.
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Pompf
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Beitrag von Pompf »

Braucht man da überhaupt Trübstoffe?
Es geht ja nur um einen Federweißen, nicht um einen richtigen Wein. Zudem werde ich maximal einen 5L Behälter verwenden, den man kräftig schütteln kann
(vor und nach der Arbeit).

Gruß
Pompf
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Beitrag von Fruchtweinkeller »

Naja, besser wäre es, aber wenn man vorsichtig ist bei der Zuckerdosierung und es nur Federweißer ist kann man es auch ohne Trübstoffe probieren...
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