Felicia von Traubenstolz

Traubenstolz
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Felicia von Traubenstolz

Beitrag von Traubenstolz »

Hallo Weinfreunde,

nach langer umbaubedingter Abwesenheit vom Forum, möchte ich mich mal wieder melden. Gestern am 23.9.2010 habe ich meine Weißweinsorte Felicia mit 73° Öchsle und 7.5 g/l Säure geerntet. Vor einem Jahr habe ich sie am 21.9. mit 90°Öchsle geerntet. Auch meine Felicia hatte unter dem schlechten Wetter der letzten Wochen gelitten. Es waren wesentlich mehr faule Beeren an den Trauben als letztes Jahr.

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Aber viele der braunen Beeren, die man auf den Bildern sieht, sind leere Beerenhäute von den Wespen bevor ich die Netze aufgehängt habe. Die faulen Beeren habe ich bei der Ernte alle ausgeschnitten, so dass die Ernte dann so aussah:


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Das war dann die gesamte Ernte. Es waren 80 kg. Ich denke nächstes Jahr werde ich noch mehr ausdünnen, höchstens 2 Trauben pro Trieb.


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Mit meiner neuen Abbeermaschine habe ich die Trauben entrappt. Das ist wirklich eine feine Sache, die 80 kg waren in einer viertel Stunde entrappt. Man muss zwar ganz schön kräftig am Antriebsrad drehen, aber die Mühe lohnt sich.

Mit Antigeliermittel versehen wurden die Trauben nach ca. 2 Stunden mit dieser Presse gepresst:


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Es handelt sich um eine sogenannte Packpresse, auf der maximal 6 Lagen auf einmal gepresst werden können.


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Der Pressdruck wird mit einem hydraulischen Wagenheber, der 15 Tonnen heben kann, erzeugt. Die Ausbeute an Saft war ungefähr 55 Liter.

Was ich jetzt noch am Überlegen bin, ob ich noch etwas entsäuern soll. Wir trinken die Weine trocken zu den Mahlzeiten und dann könnten 7.5 g/l Säure reichlich sein.

Viele Grüße Traubenstolz
matzl0505
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Felicia von Traubenstolz

Beitrag von matzl0505 »

Hallo Traubenstolz,

sehr schöne Bilder...auf solchen Trauben kann man wirklich stolz sein ?-|
Von wie vielen Stöcken hast du die 80kg?

Du schreibst, dass der Pressdruck mit einem Wagenheber erzeugt wird. Hast du die Presse dann selbst gebaut? Sieht nämlich wirklich gut aus.
Traubenstolz hat geschrieben:Was ich jetzt noch am Überlegen bin, ob ich noch etwas entsäuern soll. Wir trinken die Weine trocken zu den Mahlzeiten und dann könnten 7.5 g/l Säure reichlich sein.
Ich würde erstmal warten bis der Wein fertig ist und der Weinsteinausfall vorbei ist.
Durch die Gärung und den Weinsteinausfall kann sich die Säure schonmal gut um 2g/l oder mehr verringern. Wenn es dir dannach immer noch zu viel ist, kannst du ja die Säure fällen.

gruß
Marius

[Dieser Beitrag wurde am 24.09.2010 - 14:33 von matzl0505 aktualisiert]
Wie wird das chemische Element Brom gewonnen?

Man nimmt eine Handvoll Brombeeren, lässt diese zur Erde fallen. Die Beeren verbinden sich mit der Erde zu Erdbeeren und Brom wird frei."


Es gibt 10 Arten von Menschen. Die, die das Binärsystem verstehen und die, die es nicht verstehen.

Traubenstolz
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Felicia von Traubenstolz

Beitrag von Traubenstolz »

Hallo Marius,

die Trauben sind von 31 Stöcken, wobei 4 noch nicht im vollen Ertrag sind, sie sind etwas zurückgeblieben.

Nein, die Presse ist nicht von mir selbst gebaut. Ich habe sie bei der Fa. Rink im Allgäu gekauft.

Fa. Rink

Ich bin auf diese Firma gestossen, als ich damals eine gute Apfelmühle gesucht habe. Ich habe sie bei ihm gekauft und bin damit hochzufrieden. Es ist eine sogenannte Schabermühle.

Grüße Traubenstolz
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fibroin
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Felicia von Traubenstolz

Beitrag von fibroin »

Schön, so viele Trauben zu ernten und zu keltern. Deine Werte sind für dieses Jahr annehmbar. Sie Säure würde ich jetzt auch nicht verringern, sieh erst, was nach der Gärung rauskommt.

[Dieser Beitrag wurde am 24.09.2010 - 15:23 von fibroin aktualisiert]
Wenn du dich wohlfühlst, mache dir keine Sorgen. Das geht wieder vorbei.
matzl0505
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Felicia von Traubenstolz

Beitrag von matzl0505 »

Danke, Traubenstolz.
Schabermühlen kannte ich noch gar nicht. Klingt interessant, dass sie für alle Früchte geeignet sein sollen.

gruß
Marius
Wie wird das chemische Element Brom gewonnen?

Man nimmt eine Handvoll Brombeeren, lässt diese zur Erde fallen. Die Beeren verbinden sich mit der Erde zu Erdbeeren und Brom wird frei."


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Tompson
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Felicia von Traubenstolz

Beitrag von Tompson »

Auch von mir Glückwünsche :shock:

2 Trauben pro Trieb ist normalerweise das Maß der Dinge. Ich kenne nun die Sorte nicht aber die Werte (insbesondere vom Vorjahr) hören sich trotz höherer Belastung nicht schlecht an. Da kann man vielleicht in Stammnähe trotzdem etwas mehr hängen lassen.

Wegen der Säure schließe ich mich der Mehrheit an, lassen. 7,5g/l sind eh schon nicht zuviel - auch dahingehend kein schlechtes Ergebnis für dieses Jahr - nach Gärung und Weinsteinausfall dürfte es noch etwas weniger sein.

Ich glaube übrigens nicht, das ich 40kg von der halben anzahl der Stöcke ernte - noch dauert es etwas 8-)
Oak ne jechn!
ameo
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Felicia von Traubenstolz

Beitrag von ameo »

Meine volle Bewunderung. Die Trauben sehen toll aus.
Aus meinen 100 Stöcken hab ich gerade mal 40 Ltr. rausbekommen.... voll der Neid :D
Gruß
ameo
Traubenstolz
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Felicia von Traubenstolz

Beitrag von Traubenstolz »

Hallo,

@ Matzl0505

Schabermühlen sind vor allem für Äpfel und Birnen gut geeignet. Die Äpfel werden gut und schnell zerkleinert ohne dass es ein reines Mus gibt. Die Maische lässt sich sehr gut mit großer Ausbeute pressen.

@ Tompson

Welche Höhe der Säure hältst Du denn für trocken ausgebaute Weine für erstrebenswert? Ist wahrscheinlich auch eine Geschmackssache.

@ Fibroin

Hast Du nicht mal geschrieben, dass Du um den Weinsteinausfall zu fördern, Deinen Ballon bei -4°C für einige Zeit nach draußen gestellt hast? Beschleunigt das den Weinsteinausfall?

Wie lange lasst Ihr denn die Maische nach dem Entrappen und der Zugabe von Antigeliermittel stehen?

Grüße Traubenstolz
Dreizehn
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Felicia von Traubenstolz

Beitrag von Dreizehn »

Einen schönen Herbst hast Du eingebracht, Traubenstolz.

Ich schließe mich ebenfalls der Meinung an, dass die 7,5 ‰ Säure im Most ein guter Ausgangswert ist. Meinen Solaris-Most habe ich auf 8 ‰ entsäuert, der Jahrgang dürfte klimabedingt auch „nur“ ein Spargelwein werden (wir trinken ebenfalls sehr gern trockene Weiße zum Spargel oder Fisch).

Obwohl die Frage nach der Säurehöhe in ausgebauten, trockenen Weißweinen nicht an mich geht, anworte ich mal: allgemein liegt sie zwischen 5,5 und 7 ‰, wobei Müller-Thurgau eher niedrige Werte hat, kräftige Weine wie Grauburgunder die höheren.

Noch eine Antwort auf eine nicht an mich gestellte Frage: Maischestandzeit zwischen Entrappen (gleich darauf Zugabe von Pektinase) und dem Abpressen bei 18° C Maischetemperatur 18–24 Stunden, Moststandzeit nach bem Abpressen zum Absetzen/Entschleimen ebenfalls 18–24 Stunden, dann Hefezugabe.

Grüße, Dreizehn
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fibroin
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Felicia von Traubenstolz

Beitrag von fibroin »

Traubenstolz hat geschrieben:Deinen Ballon bei -4°C für einige Zeit nach draußen gestellt hast?
Ich beziehe mich auf ein Gespräch eines Winzers aus Schwaben, der mir seine Erfahrung über Weinsteinausfall mitgeteilt hat.
Er meinte, Weinsteinausfall brauchte nach heutigen Erkenntnissen nicht mehr sein. Der Wein muss einmal in seiner Lagerung einen Temperatursprung von -20 °C von der Gärtemperatur haben, dann fällt der Weinstein aus. Nur das ist ein oft lästiger Arbeitsschritt in der Weinherstellung, der oft entfällt. Man macht das wett mit dem Spruch, Weinstein ist kein Qualitätsmangel. Was aber auch stimmt.

Wie dem auch sei, ich habe es probiert. Mein Wein stand über Nacht draussen, als es leichten Frost gab, am anderen Morgen waren sehr viele Kristalle ausgefallen. In den Flaschen war später kein Weinstein! Nur Risiko, mehr als -4 sollte es nicht sein, dann kann der Wein gefrieren. Das ist für den Wein weniger als für das Gefäß riskant.
Wenn du dich wohlfühlst, mache dir keine Sorgen. Das geht wieder vorbei.
Traubenstolz
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Felicia von Traubenstolz

Beitrag von Traubenstolz »

Hallo Dreizehn,

Danke für Deine Antworten, dann hatte ich es wohl zu eilig mit dem Abpressen, ich habe bereits nach 2 Stunden abgepresst. Ich habe mich noch gewundert weil die Pressrückstände noch feucht waren und nicht so trocken, wie ich das sonst gewöhnt bin. Kann es sein, dass das Antigeliermittel noch nicht richtig gewirkt hat, oder spielt das keine Rolle?

Gruß Traubenstolz
Dreizehn
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Felicia von Traubenstolz

Beitrag von Dreizehn »

Doch, man braucht je nach Mittel, eingesetzter Konzentration und Maischetemperatur die passende Standzeit. Sie soll auch die Fruchtigkeit verbessern.
Hast Du die Maische nach dem Pressen aufgescheitert; d.h., die Presskuchen in einer Wanne aufgelockert, durchgemischt und nochmals gepresst? Das würde die Mostausbeute zusätzlich verbessern.

Grüße, Dreizehn
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