Das Rotlingsprotokoll, aka gemischter Satz, Schieler oder Schillerwein

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RieslingRascal
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Das Rotlingsprotokoll, aka gemischter Satz, Schieler oder Schillerwein

Beitrag von RieslingRascal »

Hallo zusammen,

bei meinem diesjährigen Ansatz handelt es sich um einen Rotling.

Der erste Teil der Ernte waren Frühburgundertrauben, die auf Grund von Wespen und Mehltau schon Anfang September mit 75°Oe.
Leider blieben nur 2,3kg übrig. Diese wurden eingefroren, da es nicht für einen eigenen Wein reichte.

Der zweite Teil der Ernte waren dann ca. 10 kg (wahrscheinlich) Rieslingtrauben, wo ich auch aus verschiedenen Gründen nicht länger warten konnte.mDiese hatten 67°Oe.

Die Trauben wurden mit der Hand entbeert und sorgfältigst aussortiert.

Die Trauben wurden dann im Mixer vorsichtig angequetscht, ohne die Kerne zu beschädigen und in einen Maischeballon gegeben.
Die Maische wurde mit 40ppm bzw. 0,7g Kaliumdisulfit geschwefelt. Es wurden noch ca. 10ml Anitgel hinzugegeben.

Die Maischestandzeit betrug ca. 24h. Die Maische wurde mit einer kleinen Hydropresse abgepresst.
Der Ergebnis waren ca. 9l Traubensaft mit 70'°OE. Diese habe ich mit 350g Zucker auf 85°Oe aufgezuckert.
Den Zucker habe ich einfach reingekippt und dann nach Gärbeginn immer wieder umgerührt, bis er sich aufgelöst hat.

Ich hab mir ein billig PH Meter gekauft. Das zeigte einen Wert von 2,3 an?! Dann habe ich es kalibiert und habe einen Wert von 2,6 bekommen.
Aber irgendwie traue ich dem Gerät nicht, da ich es direkt nach dem Kalibieren gespült habe und wieder in die Kalibierlösung gehalten habe und es mit ziemlich andere Werte angezeigt hat.

Dann habe ich noch die Gesamtsäure gemessen. Bei der ersten Messung bin ich auf 4g gekommen. Das hat mich sehr verwundert, da anscheinend eine niedrige Gesamtsäure und ein niedriger PH-Wert extrem selten ist?! Ich habe dann den schon gärenden Most nochmal gemessen und bin auch 4,8g Säure pro Liter gekommen. Ich habe mich dann aber dagegen entschieden irgendwas dran zu machen, da ich den Messwerten auch nicht wirklich traue.

Als Hefe wurde ein halbes Päckchen Kitzinger Universalhefe verwendet. Diese wurde in 40°C warmen, leicht gezuckertem Wasser rehydriert.
Nachdem sich Schaum gebildet hatte, wurde nach und nach mit Most versetzt und schließlich dem Ballon zugegeben.

Nach ca. 8h. hat mich das Gärröhrchen aufgeweckt. Da ich hier im Guide gelesen habe, dass man das Nährsalz gleich am Anfang, und nicht erst wenns Probleme gibt, hinzufügen soll, habe ich 3g Nährsalz hinzu gegeben. Nach einem Tag wurde die Gärung so heftig, dass das Gärröhrchen ständig vollgelaufen ist.

Ich habe dann versucht die Gärung durch Kühlung ein bisschen runterzufahren. Dazu habe ich den Ballon auf die Terrasse in ein mit Wasserbad mit Kühlelementen gestellt. Das hat die die Gärtätigkeit aber nicht wesentlich reduziert und mir ist über Nacht der Stöpsel davon geflogen. Die Temperatur des Mostes war dann bei 12°C.

Da ich zur Kontrolle nicht ständig rauslaufen wollte, habe ich den Ballon wieder reingeholt. Zudem habe ich hier gelesen, dass es besser ist, wenn die Gärung zügig verläuft. Ich habe dann alles versucht um das Aufschäumen zu verhindern. Oft habe ich den Ballon geschüttelt, damit die Hefe wieder nach unten gespült wird. Dann habe ich auch die Hefe am Hals zum Teil abgekratzt. Trotzdem schäumte der Ballon nach ca. 5min ohne Beobachtung wieder über.

Ich hab dann hier von Simeticon gelesen und habe mit Sab Simplex geholt und dann ein paar Tropfen hinzugegeben. Das hat auch sofort funktioniert. Aber mit der Zeit kam der Schaum dann wieder. Es ist zwar jetzt besser, ab trotzdem muss ich ständig kontrollieren. Mir ist nochmal der Stöpsel fast 4 Meter weit davongeflogen. :shock:

Der Most hat jetzt eine Temperatur von ca. 25°C. Ich habe irgendwie bedenken, dass das zu hoch ist und die Gärung allgemein viel zu schnell verläuft. Was sagt ihr dazu? Für ein paar Anmerkungen wäre ich dankbar.

Grüße

:mrgreen:
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Re: Das Rotlingsprotokoll, aka gemischter Satz, Schieler oder Schillerwein

Beitrag von Fruchtweinkeller »

Mahlzeit,

deine pH- bzw. Säuremessungen halte ich auch nicht für plausibel. Nein, es gibt keinen festen Zusammenhang zwischen Säuregehalt und pH; aber in der Praxis haben extrem säurereiche Ansätze auch einen eher niedrigen pH, da passt also etwas nicht zusammen. Wie hast du das pH-Meter kalibriert? Mach dir vielleicht eine definierte Zitronensäurelösung und teste deine Methode damit. Wenn du gärenden Wein titrierst: Bitte das Ausschütteln des Kohlendioxids nicht vergessen.

Was mir nicht klar ist (vielleicht habe ich auch was überlesen): Du kelterst hell (Saftgärung), hast aber Probleme mit verstopfenden Gärröhrchen? Da würde ich erwarten, dass eine unschöne Suppe heraussuppt, aber dass da nix verstopfst. Hast du entschleimt? Wie viel Steigraum hast du?
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RieslingRascal
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Re: Das Rotlingsprotokoll, aka gemischter Satz, Schieler oder Schillerwein

Beitrag von RieslingRascal »

Fruchtweinkeller hat geschrieben: 27 September 2023 22:06 deine pH- bzw. Säuremessungen halte ich auch nicht für plausibel. Nein, es gibt keinen festen Zusammenhang zwischen Säuregehalt und pH; aber in der Praxis haben extrem säurereiche Ansätze auch einen eher niedrigen pH, da passt also etwas nicht zusammen. Wie hast du das pH-Meter kalibriert? Mach dir vielleicht eine definierte Zitronensäurelösung und teste deine Methode damit. Wenn du gärenden Wein titrierst: Bitte das Ausschütteln des Kohlendioxids nicht vergessen.
Ich bin eiglt. sehr genau bei der Kalibrierung vorgegangen. Ich gehe davon aus, dass das Gerät einfach defekt ist. Anders ist es doch nicht zu erklären, dass ich völlig verschiedene Werte bekommen, wenn ich zweimal hintereinander die Kalibierlösung messen will. Ich hab es schon zurückgeschickt.
Fruchtweinkeller hat geschrieben: 27 September 2023 22:06 Was mir nicht klar ist (vielleicht habe ich auch was überlesen): Du kelterst hell (Saftgärung), hast aber Probleme mit verstopfenden Gärröhrchen? Da würde ich erwarten, dass eine unschöne Suppe heraussuppt, aber dass da nix verstopfst. Hast du entschleimt? Wie viel Steigraum hast du?
Ich habe nicht entschleimt oder einen Vorabstich gemacht. Das Feinsieb war auch gleich verstopft beim Keltern und ist übergelaufen. Deswegen werde ich einfach sehr viel Trübstoffe im Saft haben. Ich weiß jetzt nicht, ob das wirklich schlecht ist, wenn man mal die Überschäumthematik ausklammert. Fürs Aroma sollte das, denke ich, nicht verkehrt sein.

Ich habe 9l in einem 10l Ballon. Ich hab sogar (blöderweise) nochmal aus dem 15l umgefüllt, weil mir der zu groß vorkam. Man möchte halt auch die Gärung optisch genießen. :mrgreen: Wenns dann los geht und die Bläschen aufsteigen, ist das mit einer der schönsten Momente.

Auf dem Gärröhrchen habe ich die rote Kappe, die vor Fruchtfliegen schützen soll. Die ist mit Hefe vollgelaufen und der Stöpsel hat dann den Abflug gemacht. Eigentlich brauche ich die gar nicht, da ich das Gärröhrchen immer mit Alkohol fülle und Fruchtfliegen zuverlässig abgetötet werde. Mittlerweile ist die Schaumproduktion etwas ruhiger, wohl auch durch das Sab Simplex. Mal sehen ob heute Nacht das Röhrchen wieder überläuft.

Da die Schaumproduktion so extrem war, habe ich immer wieder versucht den Schaum runterzubekommen. Was z.B. geholfen hat ist, den Ansatz so zu schütteln, dass die am Hals anhaftende Hefe weggespült wird. Da wird dann auch immer mal wieder ein großer Satz CO2 freigesetzt. Ich habe das jetzt sehr regelmäßig gemacht (teils alle 15min). D.h. ich habe ziemlich kontinuierlich die Hefe in Bewegung gehalten. Jetzt frage ich mich, ob das gut ist, oder das irgendwelche negativen Konsequenzen haben kann. Prinzipiell müsste es ja so sein, dass diese Hefeanhaftungen ja einem Mangel ausgesetzt sein müssen und nicht optimal versorgt sind. Wenn sie dann wieder in Lösung sind, sollte es ihnen wieder an nichts fehlen.

Ich hab mir schon überlegt, ob es Sinn machen würde den Ansatz über einen Magnetrührer ständig in Bewegung zu halten, so dass die Hefe keine Gelegenheit hat sich irgendwo abzusetzen.

Grüße!
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Re: Das Rotlingsprotokoll, aka gemischter Satz, Schieler oder Schillerwein

Beitrag von Fruchtweinkeller »

Das du sorgfältig kalibriert hast setzte ich voraus :mrgreen: Die Frage wäre eher: Ein-, Zwei- oder Dreipunktkalibierung, welche Puffer hast du ggf. verwendet? Aber geht ja eh retour...

Eine Entschleimung würde ich künftig dringend empfehlen, das sollte die Schaumbildung ebenfalls reduzieren und fördert die Reintönigkeit des Weins.

Magnetrührer sind in der Praxis problematisch, für einen stabilen Dauerbetrieb brauchst du ein geeignetes, kräftiges Modell und einen Gärbehälter mit flachen Boden. Der 15er Ballon hätte es auch getan, den kann man bequem schütteln um den Bodensatz regelmäßig aufzuwirbeln.
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Re: Das Rotlingsprotokoll, aka gemischter Satz, Schieler oder Schillerwein

Beitrag von RieslingRascal »

Fruchtweinkeller hat geschrieben: 28 September 2023 21:00 Das du sorgfältig kalibriert hast setzte ich voraus Die Frage wäre eher: Ein-, Zwei- oder Dreipunktkalibierung, welche Puffer hast du ggf. verwendet? Aber geht ja eh retour...
Das Gerät war laut Angabe schon ab Werk kalibriert. Da die Werte aber so komisch waren, habe ich die Kalibierung mit allen drei Pufferlösungen durchgeführt. Die Wassermenge habe ich genau abgewogen und das Pulver sehr sorgfältig aufgelöst. Aber wie gesagt. Wenn ich das Gerät mehrfach eingetaucht habe (mit und ohne Spülen mit destilierten Wasser) kamen total unterschiedliche Werte raus.
Fruchtweinkeller hat geschrieben: 28 September 2023 21:00 Eine Entschleimung würde ich künftig dringend empfehlen, das sollte die Schaumbildung ebenfalls reduzieren und fördert die Reintönigkeit des Weins.
Ich habe jetzt auch nochmal nachgelesen, dass das eiglt. unbedingt gemacht werden sollte. Weiß nicht, warum ich daran nicht gedacht habe. Wahrscheinlich, weil meine Ausbeute eh so mager war, dass ich unterbewusst nicht noch mehr hergeben wollte. :roll:
Die selektierten Trauben waren aber absolut gesund. Zumindest davon sollte ich kein Problem bekommen.

Ich habe jetzt schon leichte Böckserpanik. Ich bilde mir ein schon etwas Schwefel zu riechen. Deswegen wird der Wein jeden Tag ordentlich gelüftet.
Fruchtweinkeller hat geschrieben: 28 September 2023 21:00 Magnetrührer sind in der Praxis problematisch, für einen stabilen Dauerbetrieb brauchst du ein geeignetes, kräftiges Modell und einen Gärbehälter mit flachen Boden. Der 15er Ballon hätte es auch getan, den kann man bequem schütteln um den Bodensatz regelmäßig aufzuwirbeln.
Ich kann den Bodensatz auch recht gut mit dem 10l Ballon aufwirbeln. Meine Frage war eher, ob das irgendwie problematisch ist oder evlt. sogar förderlich. Ich hatte mir nur gedacht, dass die Hefen am Boden ja eiglt. einen Nährstoffmangel haben sollten und deshalb evlt. problematische Stoffe produzieren könnten.
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Re: Das Rotlingsprotokoll, aka gemischter Satz, Schieler oder Schillerwein

Beitrag von Fruchtweinkeller »

Natürlich hilft es, den Hefebodensatz während der Gärung regelmäßig aufzuschütteln. Das Predige ich dauernd auf der HP und auf YT 8-)
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Re: Das Rotlingsprotokoll, aka gemischter Satz, Schieler oder Schillerwein

Beitrag von RieslingRascal »

So, die Gärung ist jetzt nahezu abschlossen. Es blubbert nur noch ganz wenig.

Wie soll ich jetzt am Besten weitermachen. Wie gesagt, habe ich vorher keine Entschleimung gemacht.

Wie lange soll ich in etwa warten um den ersten Abstich von der Vollhefe zu machen. Zum einen möchte ich natürlich,
dass sich die Schwebstoffe so gut wie möglich setzten. Ich möchte aber auch nicht riskieren, dass mir der Wein irgendwie umkippt.
Zudem ist der Gärballon ja auch derzeit nur zu ca. 80% befüllt.

Ich habe mir jetzt ein gescheites PH-Meter gekauft. Soll ich nochmal den PH und die tritierbare Säure messen?
Zudem frage ich mich, ob ich mir noch Iod-Lösung zu freien Schwefelbestimmung besorgen soll.
Ich habe auch gelesen, dass die Werte sehr ungenau sind.

Viele Grüße
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Re: Das Rotlingsprotokoll, aka gemischter Satz, Schieler oder Schillerwein

Beitrag von Fruchtweinkeller »

Schwefel habe ich nur ein paar mal gemessen, um sagen zu können: Ich habe es gemacht 8-) In der Routine ist das nicht unbedingt notwendig. Säure kannst du titrieren, aber nicht vergessen: Da kann noch Weinstein ausfallen, also keine Panik wenn der Säuregehalt etwas zu hoch sein sollte.

Da du nicht entschleimt hast würde ich sagen: Eher früh abziehen, so nach ein, zwei Wochen, sofern die Hefe dann unten ist. Sollte sie eigentlich wenn das CO2 raus ist.
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Re: Das Rotlingsprotokoll, aka gemischter Satz, Schieler oder Schillerwein

Beitrag von RieslingRascal »

Leider habe ich leichten mikrobiologischen Befall feststellen müssen. Am Glasrand waren leichte Ablagerungen und auf der Oberfläche sieht man auch leicht etwas schwimmen, auch wenn es wohl noch im Anfangsstadium ist.

Heute ist auch das PH-Wert Messgerät gekommen. Voltcraft PH-100 ATC. Das schaut schon mal sehr viel solider aus. Ich hab mir dazu auch noch vorgemischte Kalibrierlösungen gekauft. Ich habe die Zweipunkt Kalibrierung durchgeführt und die Werte schauen schon sehr viel zuverlässiger aus.

Dann habe ich eine PH-Wert Messung gemacht und zu meinem Erstaunen einen PH von 3,85 gemessen. :o
Der sehr viel höhere Wert würde auch den Befall trotz Schwefelung der Maische (0,7g auf ca 9l) erklären.
Ich habe nochmal die tritierbare Säure gemessen mit ca. 6g/l. Keine Ahnung warum das jetzt höher ist.
Alkohol liegt laut Vinometer zwischen 11 und 12 %. D.h. die Gärung war höchstwahrscheinlich vollständig.

Den Wein habe ich nun zum ersten Mal probiert und er hat mir sehr gut geschmeckt. Ich möchte nicht unbedingt daran was ändern.
Der hohe PH macht mir aber ein bisschen Sorgen?! :? Auch der Befall hat mich ein bisschen in Panik versetzt. ?-|

Ich wollte eiglt. den 10l Ballon auf einen 5l und einen 3l abstechen. Dann ist mir gekommen, dass ich auf jeden Fall Schwefeln muss
und diesen Schwefel auch in der Lösung verteilen muss, da sonst der Schwefel über die zwei Behälter nicht gleichverteilt wäre. Ich habe kurzer Hand 1g KMBS hinzugegeben, auch wenn ich nach Berechnung nur 0,7 hätte zugeben sollen. Reicht das oder sollte ich noch mehr hinzugeben wegen des Befalls und des niedrigen PH?

Durch das Umrühren/Schütteln wurde aber auch wieder die ganze Hefe aufgewirbelt. D.h. ich muss den Ansatz nochmal setzen lassen, bevor ich ihn abziehen kann. Ich werde den Wein wohl nochmal mind. eine Woche stehen lassen müssen, auch wenn ich ihn auf Grund der nicht gemachten Entschleimung schon früher hätte abstechen wollen.
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Re: Das Rotlingsprotokoll, aka gemischter Satz, Schieler oder Schillerwein

Beitrag von Fruchtweinkeller »

Nun mal keine Panik, mE reagierst du über. Es ist schon richtig, seinen Ansatz kritisch zu beäugen, aber es ist normal, das in der Gärphase irgend etwas oben schwimmt und/oder sich am Rand absetzt. Also durchatmen und runterkommen.

Jetzt hast du also geschwefelt, wahrscheinlich ohne Not. War die Gärung denn sicher durch? Bei vollständigem Umsatz des Zuckers sollte der Wein tendenziell eher zu trocken schmecken. Nicht dass du zu vorschnell gehandelt hast.
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Re: Das Rotlingsprotokoll, aka gemischter Satz, Schieler oder Schillerwein

Beitrag von RieslingRascal »

Fruchtweinkeller hat geschrieben: 12 Oktober 2023 22:20 Nun mal keine Panik, mE reagierst du über. Es ist schon richtig, seinen Ansatz kritisch zu beäugen, aber es ist normal, das in der Gärphase irgend etwas oben schwimmt und/oder sich am Rand absetzt. Also durchatmen und runterkommen.
Ich bin mir schon ziemlich sicher, dass sich ein Film bilden wollte/will der da nicht hingehört. Bin auch zuerst mal von Hefeablagerungen ausgegangen, aber dem ist ziemlich sicher nicht so.

Jedenfalls war für mir der PH-Wert die Überraschung. Nachdem ich zuerst dachte, dass er viel zu niedrig ist, ist er nur eiglt viel zu hoch.

Ab 3,5 spricht man ja davon, dass er mikrobiologisch instabil wird. Und ich bin fast bei 3,9. Und dass, obwohl ich die Trauben ja nicht überhängen habe lassen. Die weißen Trauben sind wohl wirklich kein Riesling... Ich hab zwar die Gärballons mit Soda gereinigt, aber auch gewissenhaft gespült und bin auch nochmal mit ein bisschen Zitronensäure hinterher gegangen.
Fruchtweinkeller hat geschrieben: 12 Oktober 2023 22:20 Jetzt hast du also geschwefelt, wahrscheinlich ohne Not. War die Gärung denn sicher durch? Bei vollständigem Umsatz des Zuckers sollte der Wein tendenziell eher zu trocken schmecken. Nicht dass du zu vorschnell gehandelt hast.
Den Satz hätte ich ja beim Abstich eh schwefeln müssen. Ich geh mal nicht davon aus, dass ich hier was kaputt gemacht habe. Zudem muss die Schwefelmenge bei hohem PH ja auch eher höher sein.

https://www.yumpu.com/de/document/read/ ... -dlr-mosel

Die Frage ist, ob die Schwefelmenge reicht und ob ich evlt. noch Säure hinzusetzen muss. Ich würde hier Weinsäure verwenden. Im Guide hier habe ich aber nur von Zitronensäure gelesen. Ich verstehe nicht ganz, warum Weinsäure nicht erwähnt wird.

So oder so muss der Abstich noch eine Woche warten, da ich im Urlaub bin. Danach wird sich zeigen, ob noch alles passt oder die Arbeit von einem Jahr umsonst war.
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Re: Das Rotlingsprotokoll, aka gemischter Satz, Schieler oder Schillerwein

Beitrag von Fruchtweinkeller »

Ach herrje. Deckenbildner brauchen Sauerstoff, wenn kein anhaltender Sauerstoffkontakt gegeben ist, dann können die nicht wachsen. Wenn der also gegoren hat und ein Gärspund drauf war.... aber wenn du es besser weißt als die erfahrenen Hobbywinzer... mach mal :mrgreen:

Weinsäure verwenden wir beim Fruchtwein eher selten, weil die ausfallen kann und in nicht-Trauben selten bis gar nicht vorkommt. Wir verwenden oft Milchsäure, Zitronensäure ist die zweite Wahl. Ob du nachsäuern solltest oder nicht hängt am Ende auch davon ab, wie sauber du arbeitest, ob und wie viel Weinsäure noch ausfällt, und ob du Restsüße haben willst oder nicht bzw. wie der Wein mit extrem geringer Restsüße schmecken wird. Also Stichwort: Stabilisierung von Restsüße. Wenn du die nicht stabilisieren kannst, dann ist ein moderater Säuregehalt geschmacklich womöglich besser. Musst du selbst entscheiden.

Von einer pauschalen "Mehrschwefelung" ohne gescheite Messung würde ich generell abraten.
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