Cider/Moscht und Lambic
Verfasst: 11 Juli 2022 20:56
Am Sonntag haben wir in kleinem Kreis gegrillt, und bevor die Schlemmerorgie so richtig startete haben wir ein paar Tröpfchen gekostet. Hier ein Bild der Kandidaten:
Wir sehen: Zwei Flaschen von apple87 mit Cider/Cidre/Moscht/wieauchimmer in der Mitte (hier der Link zur Entstehungsgeschichte: viewtopic.php?t=14811), einen "anonymen Cider" ohne Etikett rechts sowie eine Bügelflasche Lambic von EnricoPalazzo, die ich auf der Fruchtweintagung bekommen hatte.
Wir sind mit der "anonymen" Flasche gestartet. Von diesem Cider habe ich eine grobe Vorstellung, wie er entstanden ist; ich gehe davon aus das die verwendeten Äpfel von Streuobstwiesen stammen und einen kräftigen, gut Geschmack haben; Saft aus der Quelle habe ich auch schon verwendet. Zunächst ist mir an der Flasche aufgefallen das der Füllstand nicht sonderlich hoch war (ungünstig weil viel Sauerstoffkontakt), und trotz dunkler Flasche erahnte ich "Schwaden" in der Flüssigkeit, was auf Trübung hinweist. Beim Einschenken bestätigte sich der Verdacht, der Cider ist naturtrüb. Zudem schäumte er heftig auf. Da jede Trübung die CO2-Freisetzung fördern kann (fürs Protokoll: aber nicht unbedingt muss) ist die Naturtrübung womöglich eine Ursache für das Aufschäumen. Egal ob Zwangscarbonisierung oder Flaschengärung: Ich empfehle deshalb immer eine Filtration. Hatte sich der Schaum gesetzt (was nicht allzu lange dauerte) war kaum noch Kohlensäure im Glas, weshalb die belebende Frische der Kohlensäure fehlte. Geschmacklich war der Cider herb bis zu herb, das Apfelaroma war schwach. Da könnte Restzucker als Geschmacksverstärker fehlen, eventuell wurden Aromen zusammen mit dem CO2 "ausgeblasen"? Der letzte Schluck aus der Flasche hat im Glas so einen Bodensatz gebildet:
Sicher nicht nur Hefe, da waren Fruchtreste dabei. Und könnten die dunklen Partikel Reste von Kernen sein? Sieht nicht hübsch aus und gehört da nicht hin. Unterm Strich war dieser Cider leider nicht optimal.
Dann die beiden Flaschen von apple87. Der Inhalt präsentiert sich absolut klar, beim Einschenken schäumen es nur wenig, und der Cider prickelt im Glas minutenlang stetig und lustig vor sich hin: Klasse, das erreiche ich mit meiner Zwangscarbonisierung bislang nicht immer, aber genau so muss das sein. Geschmacklich präsentierte er sich leicht herb und mit kräftigem und gutem Apfelaroma. Die Studie der Etiketten auf der Rückseite verriet: Eine Flasche enthielt Stevia, die zweite Xylitol. Beide Süßstoffe waren dezent dosiert, Fehlgeschmäcker waren nicht erkennbar, ich persönlich fand den mit Stevia etwas gefälliger; vielleicht entsprach die (bei beiden geringe) Restsüße dieser Flasche eher meinem Geschmack, aber der Unterschied war wirklich nur marginal. Beide Cider sind handwerklich top gemacht, schmecken super und sind gekühlt in der Sommerhitze bestimmt die absoluten Renner. Glückwunsch! Vielleicht brauche ich irgendwann selbst einen Gegendruckabfüller? Mist, wieder mehr ein Punkt mehr auf der Einkaufsliste
Als Abschluss haben wir dann das Lambic gekostet. Die Flasche hatte schon auf der Heimfahrt ein wenig geleckt, das der Inhalt einen gewissen Freiheitsdrang hat wusste ich also. Ganz lustig war dann das Öffnen: Erst passierte nichts, und mit ein paar Sekunden Verzögerung quoll dann der Schaum aus der Flasche. Geschäumt hat es auch beim Einschenken, ein wenig Kohlensäure konnte das Bier aber bei sich behalten. Jaaa, der Geschmack, was soll ich sagen Man sagt dem Lambic ja einen sauren, fruchtigen Geschmack sowie "Stallnoten" nach (Heu, Ziege, Pferd, Pferdedecke oder Pferdeschweiß...). Sonderlich sauer und fruchtig fand ich dieses Exemplar nicht, aber die "Stallaromen" waren nicht zu leugnen Das war mir ehrlich gesagt zu intensiv, weshalb mir das Bier nicht zugesagt hat.
Zum Abschluss gab es dann noch einen Aronia-Zwetschgenwein aus dem Hause Fruchtweinkeller, aber das ist eine andere Geschichte. Danke an alle Flaschenspender, so eine Verkostung ist immer interessant und erweitert den Horizont.
Wir sehen: Zwei Flaschen von apple87 mit Cider/Cidre/Moscht/wieauchimmer in der Mitte (hier der Link zur Entstehungsgeschichte: viewtopic.php?t=14811), einen "anonymen Cider" ohne Etikett rechts sowie eine Bügelflasche Lambic von EnricoPalazzo, die ich auf der Fruchtweintagung bekommen hatte.
Wir sind mit der "anonymen" Flasche gestartet. Von diesem Cider habe ich eine grobe Vorstellung, wie er entstanden ist; ich gehe davon aus das die verwendeten Äpfel von Streuobstwiesen stammen und einen kräftigen, gut Geschmack haben; Saft aus der Quelle habe ich auch schon verwendet. Zunächst ist mir an der Flasche aufgefallen das der Füllstand nicht sonderlich hoch war (ungünstig weil viel Sauerstoffkontakt), und trotz dunkler Flasche erahnte ich "Schwaden" in der Flüssigkeit, was auf Trübung hinweist. Beim Einschenken bestätigte sich der Verdacht, der Cider ist naturtrüb. Zudem schäumte er heftig auf. Da jede Trübung die CO2-Freisetzung fördern kann (fürs Protokoll: aber nicht unbedingt muss) ist die Naturtrübung womöglich eine Ursache für das Aufschäumen. Egal ob Zwangscarbonisierung oder Flaschengärung: Ich empfehle deshalb immer eine Filtration. Hatte sich der Schaum gesetzt (was nicht allzu lange dauerte) war kaum noch Kohlensäure im Glas, weshalb die belebende Frische der Kohlensäure fehlte. Geschmacklich war der Cider herb bis zu herb, das Apfelaroma war schwach. Da könnte Restzucker als Geschmacksverstärker fehlen, eventuell wurden Aromen zusammen mit dem CO2 "ausgeblasen"? Der letzte Schluck aus der Flasche hat im Glas so einen Bodensatz gebildet:
Sicher nicht nur Hefe, da waren Fruchtreste dabei. Und könnten die dunklen Partikel Reste von Kernen sein? Sieht nicht hübsch aus und gehört da nicht hin. Unterm Strich war dieser Cider leider nicht optimal.
Dann die beiden Flaschen von apple87. Der Inhalt präsentiert sich absolut klar, beim Einschenken schäumen es nur wenig, und der Cider prickelt im Glas minutenlang stetig und lustig vor sich hin: Klasse, das erreiche ich mit meiner Zwangscarbonisierung bislang nicht immer, aber genau so muss das sein. Geschmacklich präsentierte er sich leicht herb und mit kräftigem und gutem Apfelaroma. Die Studie der Etiketten auf der Rückseite verriet: Eine Flasche enthielt Stevia, die zweite Xylitol. Beide Süßstoffe waren dezent dosiert, Fehlgeschmäcker waren nicht erkennbar, ich persönlich fand den mit Stevia etwas gefälliger; vielleicht entsprach die (bei beiden geringe) Restsüße dieser Flasche eher meinem Geschmack, aber der Unterschied war wirklich nur marginal. Beide Cider sind handwerklich top gemacht, schmecken super und sind gekühlt in der Sommerhitze bestimmt die absoluten Renner. Glückwunsch! Vielleicht brauche ich irgendwann selbst einen Gegendruckabfüller? Mist, wieder mehr ein Punkt mehr auf der Einkaufsliste
Als Abschluss haben wir dann das Lambic gekostet. Die Flasche hatte schon auf der Heimfahrt ein wenig geleckt, das der Inhalt einen gewissen Freiheitsdrang hat wusste ich also. Ganz lustig war dann das Öffnen: Erst passierte nichts, und mit ein paar Sekunden Verzögerung quoll dann der Schaum aus der Flasche. Geschäumt hat es auch beim Einschenken, ein wenig Kohlensäure konnte das Bier aber bei sich behalten. Jaaa, der Geschmack, was soll ich sagen Man sagt dem Lambic ja einen sauren, fruchtigen Geschmack sowie "Stallnoten" nach (Heu, Ziege, Pferd, Pferdedecke oder Pferdeschweiß...). Sonderlich sauer und fruchtig fand ich dieses Exemplar nicht, aber die "Stallaromen" waren nicht zu leugnen Das war mir ehrlich gesagt zu intensiv, weshalb mir das Bier nicht zugesagt hat.
Zum Abschluss gab es dann noch einen Aronia-Zwetschgenwein aus dem Hause Fruchtweinkeller, aber das ist eine andere Geschichte. Danke an alle Flaschenspender, so eine Verkostung ist immer interessant und erweitert den Horizont.