BSA nach Rotweinvergärung

Wofal
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BSA nach Rotweinvergärung

Beitrag von Wofal »

Dieses Jahr versuche ich meinen ersten Rotwein zu machen.
Da meine Rebstöcke erst 1 bzw. 2 jährig sind, muss ich leider noch mit der Ernte warten.

So habe ich also von einem Bekannten rote Trauben bekommen. Der Wein rankt weit um das Haus, also mehr Quantität als Qualität und dementsprechend sehr kleine Trauben. Um welche Sorte es sich handelt kann ich nicht genau sagen. Auf jeden Fall hatte er sie vor vielen Jahren aus Kanada.

Nun zu den Fakten.

Der Most hatte Säurewerte von 12,2 g/l und 73 °Oe. Die Maische habe ich dann auf 10g/l entsäuert, mit 1,5 g Kaliumpyrosulfit geschwefelt, da das Lesegut von der Qualität durchwachsen war(etliche Trauben wurden schon 2 Tage vor dem Entrappen geerntet). Am nächsten Tag habe ich Trockenhefe S.bayanus zugesetzt. Nach 1 Woche guter Gärung, welche am 22.10.06 eingesetzt hat, habe ich abgepresst, innerhalb von 2 Tagen noch Zucker zugesetzt um auf etwa 12 % Alkoholgehalt zu kommen.

Seit etwa 1 Wochen ist meines Erachtens die Gärung so gut wie beendet. Säure hab ich jetzt 9,5g/l gemessen. Meines Erachtens vom Geschmack her noch etwas arg säuerlich.

Jetzt meine Frage: An sich würde ich gerne einen BSA abwarten (Kellertemperatur 17 °C) um dem Wein noch etwas Säure zu nehmen, habe aber etwas Angst, dass er zu lange auf der Hefe liegt. Wann sollte Rotwein abgezogen werden und ist ein BSA auch noch auf der Feinhefe möglich?

Ich hoffe es war soweit alles verständlich und freue mich über Tipps.

Viele Grüße
Wolfgang
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fibroin
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BSA nach Rotweinvergärung

Beitrag von fibroin »

Hallo Wolfal, willkommen im Forum.

Deine Frage ist schon verstanden, aber nicht so einfach zu beantworten. Damit eine BSA beginnt, müssen natürlich die entsprechenden Milchsäurebakterien im Wein sein. Die kommen aber nicht automatische von selbst. Außerdem muß der Abbau auch stoppbar sein, damit es nicht zuviel wird. Alles Dinge, die bei kleinem Mengen und fehlender Analyse schlecht zu händeln sind.

Kannst du nicht auf die BSA verzichten und mit Kalk etwas entsäuern, das ist für Hausweinbereiter sicherer.
Wenn du dich wohlfühlst, mache dir keine Sorgen. Das geht wieder vorbei.
Wofal
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BSA nach Rotweinvergärung

Beitrag von Wofal »

Hallo Fibroin,

wie schon geschrieben habe ich ja schon von 12,2g/l auf 10 g/l entsäuert. Vielleicht hätte ich noch etwas mehr entsäuern sollen.
An sich ist es doch am Besten, schon die Maische zu entsäuern.
Meinst Du ich sollte jetzt noch den vergorenen Wein weiter entsäuern?
Wann wäre Deiner Meinung nach der richtige Zeitpunkt zum Abziehen?

Viele Grüße

Wolfgang
Birgit
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BSA nach Rotweinvergärung

Beitrag von Birgit »

Hallo Wofal,

eine BSA zu machen ist nicht einfach. Es sind eine Menge Fakten vorher festzustellen.

Der Ph sollte um die 3,2 liegen, ab einem Ph von über 3,5 entsteht der Milchsäurestich.

Da Du wahrscheinlich keine entsprechende Mikroflora hast, solltest Du die BSA über Starterbakterien und entsprechende Nährstoffe starten.

Das freie SO2 darf 15mg/l nicht übersteigen, dieses solltest Du auch vorher messen.

Die Säure im Rotwein sollte bei BSA Beginn über 10g/l liegen, da sonst der Säureabbau zu stark sein kann.

Die Kellertemperatur darf auf keinen Fall unter 15°C fallen.

Der Wein darf nicht vom Bodensatz abgezogen werden, dieser muß allerdings in den richtigen Abständen aufgerührt werden.

Kannst Du diese Fakten erfüllen?

Gruß Birgit
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fibroin
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Beitrag von fibroin »

Dein Problem habe ich ähnlich. Ist im Thread Säurewerte in derselben Gruppe behandelt.
Forum-Link … 024-0.html

Du kannst noch eine Woche warten und dann abziehen und nach dem Abzug entsprechend Kalk zusetzen und nach einigen Stunden noch mal abziehen. Ist in dem benannten Thread dargestellt.

[Dieser Beitrag wurde am 09.11.2006 - 23:00 von fibroin aktualisiert]
Wenn du dich wohlfühlst, mache dir keine Sorgen. Das geht wieder vorbei.
Dreizehn
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Beitrag von Dreizehn »

Da nur die Weinsäure mit Kalk reduziert werden kann, aber die enthaltenen Mengen an Weinsäure und Apfelsäure unbekannt sind, solltest Du unbedingt in einer kleineren Menge testen, wie weit Du in Deinem Most/Wein noch Säure reduzieren kannst. Damit Du einerseits ausreichend Weinsäure erhältst und andererseits Kalk nicht irrtümlich überdosierst.

Grüße, Dreizehn
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Fruchtweinkeller
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Beitrag von Fruchtweinkeller »

Um es noch einmal ganz klar zu sagen: Milchsäurebakterien kann man sich sehr schnell einhandeln. Es gibt aber nur wenige Stämme, die im Wein erwünscht sind, die für eine "saubere" BSA sorgen können, sprich Stämme die wenig unerwünschte Nebenprodukte produzieren. Sonst kann das ganz schnell nach hinten losgehen, und man fängt sich duch Milchsäurebakkis bedingte Weinfehler ein. Wir spielen mit dem Gedanken, mal eine BSA auszuprobieren, aber dann werden wir uns auf jeden Fall eine Oenococcus oenii (erwünschtes Bakterium) Starterkultur besorgen.
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Wofal
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Beitrag von Wofal »

Danke für Eure Antworten.

@Birgit: Kannst Du diese Fakten erfüllen?

Nein! Deshalb ja auch das schlechte Gefühl, den Wein auf der Hefe zu lassen.


@Dreizehn: Ich weiß, dass eine Überdosieren dem Wein einen bitteren Geschmack verleiht. Könntest Du mir noch erklären, wie Du mit Kalk entsäuerst und erkennst, ab wann eine Überdosierung vorliegt. An was erkennst Du die Überdosierung? So an die absolute Grenze wollte ich an sich nicht gehen, weshalb ich ja schon am Anfang nur auf etwa 10g/l entsäuert habe, um kein Risiko einzugehen.

@Fibroin

Ich denke so werde ich es machen. Bei Rotwein sollte
nach dem Abziehen aber nicht unbedingt geschwefelt werden, oder? Bei Dir war es ja Weißwein.


@Fruchtweinkeller

An eine BSA mit "animpfen" habe ich auch schon gedacht, aber ich denke fürs 1.Mal Weinmachen doch etwas zu komplex.
Dies war mein Gedankenanstoß: PDF Datei Sybille Krieger.klick
www.db-acw.admin.ch/xtrdb/query. … .*⟨=de

Viele Grüße

Wolfgang
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fibroin
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Beitrag von fibroin »

Also, ich habe Rotwein auch nach dem Abziehen geschwefelt. Immerhin ist er mit Luft in Berührung gekommen. Da reagiere ich mit einer Schwefelgabe drauf.
Wenn du dich wohlfühlst, mache dir keine Sorgen. Das geht wieder vorbei.
Birgit
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Beitrag von Birgit »

Wer eine BSA plant darf nicht schwefeln.

Wer keine BSA plant kann schwefeln, dieses kann bei Rotwein allerdings zu lasten der Farbe gehen. Die Winzer lagern daher Rotwein einige Zeit ohne geschwefelt zu haben.

Ich sehe folgende Problematik

Da es dein erster Wein ist, mußt Du für die Weinbereitung noch Gefühl entwickeln. Deshalb würde ich eine BSA außen vor lassen.

Welche Möglichkeiten bleiben dann?

Eine Säure von aktuell 9,5g/l ist sehr hoch. Viele Rotweine liegen so um 6g/l. Dieses mit einer weiteren einfachen Kalkgabe zu erreichen ist unwahrscheinlich. Aber selbst wenn Du soviel Weinsäure hättest, bliebe die Apfelsäure übrig und der Wein würde unreif und rauh schmecken.

Was Du machen kannst, ist den Wein abziehen und wirklich spundvoll umfüllen. Dann für einige Zeit kalt stellen und danach nochmals die Säure bestimmen.

Dann nimmst Du den aktuellen Säurewert und eine Teilmenge des Weines und setzt Kaliumhydrogencarbonat für eine Säurefällung von 2g/l Säure zu. Dieses sollte sehr schnell ausfallen. Dann mißt Du die Säure und schaust ob Du tatsächlich 2g/l gefällt hast und machst einen Geschmackstest. Dieses kannst Du auch noch mal mit einer Fällung um 3,5g/l versuchen. Wenn das nicht klappt kannst Du die Teilmenge wieder zurück in den Anstz geben.

Zwei weitere Möglichkeiten kannst Du mal in Betracht ziehen. Erstens eine Doppelsalzfällung mit allen Vor- und Nachteilen und einen etwas höheren Säuregehalt mit einer gewissen Restsüße zu beantworten. Hier solltest Du aber mit dem Problem des Gärstopps umgehen können.

Gruß Birgit
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Sorry, aber ich antworte nicht auf PMs, die inhaltlich ins Forum gehören!

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Beitrag von Dreizehn »

@Wofal
Birgit hat alles beschrieben.

Grüße, Dreizehn
Wofal
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Beitrag von Wofal »

Danke für Eure Antworten.
Birgit hat geschrieben:Zwei weitere Möglichkeiten kannst Du mal in Betracht ziehen. Erstens eine Doppelsalzfällung mit allen Vor- und Nachteilen und einen etwas höheren Säuregehalt mit einer gewissen Restsüße zu beantworten. Hier solltest Du aber mit dem Problem des Gärstopps umgehen können.
Eine Doppelsalzfällung ist doch auch nicht so einfach durchzuführen. In meinem Weinbuch ist die Vorgehensweise nicht wirklich beschrieben und ich benötige einen Filter, wenn ich das richtig verstanden habe.
Ich denke mit der 2. Möglichkeit kann ich mich anfreunden. Meinst Du ich sollte noch etwas aufzuckern und dann sterilfiltern wie es auf Eurer HP unter Zucker und Filterung beschrieben ist, da im Endefekt keine Restsüße mehr vorhanden ist? Der Wein ist so gut wie vergoren.

Viele Grüße

Wolfgang
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