Newby-Apfelwein
Verfasst: 23 Dezember 2018 12:57
Hallo Zusammen,
ich bin der Rolf, komme aus Hessen und versuche mich gerade an meinem ersten Apfelwein.
Auf dieses Forum bin ich (leider?) erst vor einigen Tagen gestoßen.
Eigene Erfahrungen mit der Apfelweinherstellung hatte ich bisher keine (bin auch kein Bio-Hesse). Ich habe aber einen Kumpel und hatte Bekannt, die eigenes Stöffche produziert haben. Dadurch hab ich auch schon mitbekommen, dass es in Hessen die verschiedensten Wege und herangehensweisen gibt. (Wilde Gärung vs. Reinzuchthefe, den Wein auf der Hefe stehen lassen oder nicht, Schwefeln ja oder nein, ...)
Zuguter letzt hab ich mich auch im Internet informiert.
Und immer schon den Gedanken an „eigenen“ Apfelwein gehabt. Doch leider brauchen meine eigenen Bäume noch ein paar Jahre.
Und bisher konnte ich immer auch etwas von meinem Kumpel bekommen. Der hatte immer ausreichen. (Unter Einsatz von Reinzuchthefe, ungeschwefelt auf der Hefe stehen gelassen und bei Bedarf abgezogen. - Kahmhefen und ein leichter Essiggeschmack waren oft vorhanden...)
Dieses Jahr wollte er keinen mehr ansetzen, aber er hat mir angeboten, dass ich Saft von ihm haben kann, um es selber einmal zu versuchen.
Und so stand Mitte / Ende Oktober eines Abends plötzlich ein 60 l Kunststofffass mit ca. 50 l Apfelsaft bei mir. Der Saft war zu dem Zeitpunkt ca. 3 Tage alt und die (wilde) Gärung hatte bereits leicht eingesetzt.
Am nächsten Tag bin ich dann erst mal los und habe Hefe, Hefenährsalz und Gäraufsatz besorgt. Als Hefe habe ich zu Kaltgär-Flüssighefe gegriffen, da der Ansatz in meiner Werkstatt steht, die nur frostfrei gehalten wird (min 6 Grad). Welche Sorte es war, bin ich mir nicht mehr sicher. Es könnte Steinberger gewesen sein.
Mein Ziel ist ein „klassischer“ hessischer Apfelwein, durchvergoren, trocken (ich trinke gerne auch „Speierling“). Eine Haltbarkeit von einem Jahr reicht mir, dann soll es evtl. ja wieder neuen geben.
Ich wollte das Ganze aber (wegen möglicher Weinfehler) nicht auf der Hefe stehen lassen.
Mein Plan ist zudem, den Wein in Bag in Box (bzw. 3 l Standbeutel, als Bag ohne Box) abzufüllen, damit ich teilnehmen entnehmen kann, ohne das Sauerstoff ans Stöffche kommt.
Dann also die Flüssighefe und das Nährsalz in den leicht gärenden Ansatz, Gäraufsatz mit Wasser drin drauf und das Faß weg gestellt.
Da der Herbst ja noch sehr warm war dürften es im Raum Anfangs noch gut 15 Grad gewesen sein und der Ansatz hat vor sich hin geblubbert. (In den ersten zwei Wochen so alle 5 Sekunden ein „Blub“ im Gäraufsatz (diese Plastikbecher).
Vorletztes Wochenende mal nachgesehen und es war kein blubbern mehr feststellbar.
Letztes Wochenende hab ich den Apfelwein dann mittels Schlauch von der Hefe abgezogen. (Der Wein war klar, alle Hefen etc. auf den Boden abgesunken, bis auf eine ganz kleine Schliere schwamm auch nichts auf dem Wein). Ein Probeschluck schmeckte schon gut und trocken. Das (billige) Vinometer sagt was von ca. 6,3 - 6,5 Vol%.
Nun steht der Apfelwein in einem 32 l Kunststofffass mit Gäraufsatz (diesmal mit schwefliger Säure gefüllt). Dieser Wein wurde geschwefelt.
Der Rest steht in einem 15 l Glasballon. Auch mit Gäraufsatz mit schwefliger Säure. Dieser Wein wurde nicht geschwefelt (wollte beides testen). Beim Auffüllen des Gärausatzes ist aber etwas schwefliger Säure in den Balln gekommen und scheint auf dem Apfelwein zu liegen.
Beide Behälter sind spundvoll gefüllt.
So. Und nun hab ich diese Homepage entdeckt und im Forum gelesen. Und viele interessante und auch verwirrende Dinge gelesen.
Z. B. die Sache mit dem Zuckern. Hört sich, um höheren Alkoholgehalt zu erhalten und den Wein haltbarer zu bekommen, sinnvoll an. Andererseits scheint es bei der „traditionellen“ Herstellungsweise in Hessen nicht üblich zu sein.
Hört sich aber auf jeden Fall interessant an. Ich glaube, ich brauche zukünftig mehrere kleine Gärgefäße, um verschiedene Ansätze auszuprobieren. Auch andere Fruchtweine hören sich interessant an...
Was aber mache ich mit dem Wein, den ich jetzt habe?
Noch mal Nachrückern, um auf einen etwas höheren Alkoholgehalt zu kommen? Die Hefen sind ja wohl nur ausgehungert. Andererseits macht es vermutlich nach dem abziehen und schwefeln nicht mehr viel Sinn, oder?
Und würde dem Ziel eines klassischen Apfelweins eher widersprechen.
Wie lange muss oder sollte ich den Wein vor dem Abfüllen stehen lassen?
Würde (zumindest für die 15 l im Glasballon) eine gute Woche reichen? (Filtern ist nicht vorgesehen) Ich würde ja gerne jetzt schon zu Weihnachten davon trinken. Aber wenn, dann sollte ich (wegen Sauerstoffeintrag) ja den ganzen Glasballon in BiB abfüllen, oder?
Und was macht mehr Sinn: Alles (beide Behälter) sofort in BiB abfüllen, oder die größere Menge noch im Kunststofffass stehen lassen?
Ich hatte mir jetzt gedacht, dass ich zuerst die 15 l aus dem Glasballon abfülle und die 32 l im Kunststofffass stehen lasse.
Sollten sich im 32 l Fass noch größere Mengen absetzen (oder abgesetzt haben), dann würde ich den Wein abziehen, kurz im großen 60 l Fass Zwischenlagern und dann wieder im gereinigten 32er Fass einlagern.
Wenn der abgefüllte Wein dann verbraucht ist den 15 l Glasballon aus dem 32 l Plastikfass auffüllen und so stehen lassen. Und den Rest aus dem Plastikfass dann wieder in BiB abfüllen und nach und nach trinken.
Macht das so Sinn, oder spricht da etwas dagegen?
Viele Grüße
Rolf
ich bin der Rolf, komme aus Hessen und versuche mich gerade an meinem ersten Apfelwein.
Auf dieses Forum bin ich (leider?) erst vor einigen Tagen gestoßen.
Eigene Erfahrungen mit der Apfelweinherstellung hatte ich bisher keine (bin auch kein Bio-Hesse). Ich habe aber einen Kumpel und hatte Bekannt, die eigenes Stöffche produziert haben. Dadurch hab ich auch schon mitbekommen, dass es in Hessen die verschiedensten Wege und herangehensweisen gibt. (Wilde Gärung vs. Reinzuchthefe, den Wein auf der Hefe stehen lassen oder nicht, Schwefeln ja oder nein, ...)
Zuguter letzt hab ich mich auch im Internet informiert.
Und immer schon den Gedanken an „eigenen“ Apfelwein gehabt. Doch leider brauchen meine eigenen Bäume noch ein paar Jahre.
Und bisher konnte ich immer auch etwas von meinem Kumpel bekommen. Der hatte immer ausreichen. (Unter Einsatz von Reinzuchthefe, ungeschwefelt auf der Hefe stehen gelassen und bei Bedarf abgezogen. - Kahmhefen und ein leichter Essiggeschmack waren oft vorhanden...)
Dieses Jahr wollte er keinen mehr ansetzen, aber er hat mir angeboten, dass ich Saft von ihm haben kann, um es selber einmal zu versuchen.
Und so stand Mitte / Ende Oktober eines Abends plötzlich ein 60 l Kunststofffass mit ca. 50 l Apfelsaft bei mir. Der Saft war zu dem Zeitpunkt ca. 3 Tage alt und die (wilde) Gärung hatte bereits leicht eingesetzt.
Am nächsten Tag bin ich dann erst mal los und habe Hefe, Hefenährsalz und Gäraufsatz besorgt. Als Hefe habe ich zu Kaltgär-Flüssighefe gegriffen, da der Ansatz in meiner Werkstatt steht, die nur frostfrei gehalten wird (min 6 Grad). Welche Sorte es war, bin ich mir nicht mehr sicher. Es könnte Steinberger gewesen sein.
Mein Ziel ist ein „klassischer“ hessischer Apfelwein, durchvergoren, trocken (ich trinke gerne auch „Speierling“). Eine Haltbarkeit von einem Jahr reicht mir, dann soll es evtl. ja wieder neuen geben.
Ich wollte das Ganze aber (wegen möglicher Weinfehler) nicht auf der Hefe stehen lassen.
Mein Plan ist zudem, den Wein in Bag in Box (bzw. 3 l Standbeutel, als Bag ohne Box) abzufüllen, damit ich teilnehmen entnehmen kann, ohne das Sauerstoff ans Stöffche kommt.
Dann also die Flüssighefe und das Nährsalz in den leicht gärenden Ansatz, Gäraufsatz mit Wasser drin drauf und das Faß weg gestellt.
Da der Herbst ja noch sehr warm war dürften es im Raum Anfangs noch gut 15 Grad gewesen sein und der Ansatz hat vor sich hin geblubbert. (In den ersten zwei Wochen so alle 5 Sekunden ein „Blub“ im Gäraufsatz (diese Plastikbecher).
Vorletztes Wochenende mal nachgesehen und es war kein blubbern mehr feststellbar.
Letztes Wochenende hab ich den Apfelwein dann mittels Schlauch von der Hefe abgezogen. (Der Wein war klar, alle Hefen etc. auf den Boden abgesunken, bis auf eine ganz kleine Schliere schwamm auch nichts auf dem Wein). Ein Probeschluck schmeckte schon gut und trocken. Das (billige) Vinometer sagt was von ca. 6,3 - 6,5 Vol%.
Nun steht der Apfelwein in einem 32 l Kunststofffass mit Gäraufsatz (diesmal mit schwefliger Säure gefüllt). Dieser Wein wurde geschwefelt.
Der Rest steht in einem 15 l Glasballon. Auch mit Gäraufsatz mit schwefliger Säure. Dieser Wein wurde nicht geschwefelt (wollte beides testen). Beim Auffüllen des Gärausatzes ist aber etwas schwefliger Säure in den Balln gekommen und scheint auf dem Apfelwein zu liegen.
Beide Behälter sind spundvoll gefüllt.
So. Und nun hab ich diese Homepage entdeckt und im Forum gelesen. Und viele interessante und auch verwirrende Dinge gelesen.
Z. B. die Sache mit dem Zuckern. Hört sich, um höheren Alkoholgehalt zu erhalten und den Wein haltbarer zu bekommen, sinnvoll an. Andererseits scheint es bei der „traditionellen“ Herstellungsweise in Hessen nicht üblich zu sein.
Hört sich aber auf jeden Fall interessant an. Ich glaube, ich brauche zukünftig mehrere kleine Gärgefäße, um verschiedene Ansätze auszuprobieren. Auch andere Fruchtweine hören sich interessant an...
Was aber mache ich mit dem Wein, den ich jetzt habe?
Noch mal Nachrückern, um auf einen etwas höheren Alkoholgehalt zu kommen? Die Hefen sind ja wohl nur ausgehungert. Andererseits macht es vermutlich nach dem abziehen und schwefeln nicht mehr viel Sinn, oder?
Und würde dem Ziel eines klassischen Apfelweins eher widersprechen.
Wie lange muss oder sollte ich den Wein vor dem Abfüllen stehen lassen?
Würde (zumindest für die 15 l im Glasballon) eine gute Woche reichen? (Filtern ist nicht vorgesehen) Ich würde ja gerne jetzt schon zu Weihnachten davon trinken. Aber wenn, dann sollte ich (wegen Sauerstoffeintrag) ja den ganzen Glasballon in BiB abfüllen, oder?
Und was macht mehr Sinn: Alles (beide Behälter) sofort in BiB abfüllen, oder die größere Menge noch im Kunststofffass stehen lassen?
Ich hatte mir jetzt gedacht, dass ich zuerst die 15 l aus dem Glasballon abfülle und die 32 l im Kunststofffass stehen lasse.
Sollten sich im 32 l Fass noch größere Mengen absetzen (oder abgesetzt haben), dann würde ich den Wein abziehen, kurz im großen 60 l Fass Zwischenlagern und dann wieder im gereinigten 32er Fass einlagern.
Wenn der abgefüllte Wein dann verbraucht ist den 15 l Glasballon aus dem 32 l Plastikfass auffüllen und so stehen lassen. Und den Rest aus dem Plastikfass dann wieder in BiB abfüllen und nach und nach trinken.
Macht das so Sinn, oder spricht da etwas dagegen?
Viele Grüße
Rolf