Granatapfelwein

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JasonOgg
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Beitrag von JasonOgg »

Nachdem die Gärung mal kurz auf 1 Blubb alle 5 Sekunden angestiegen war ist sie jetzt wieder bei 5B/min. Also ist die heftigste Phase wohl schon vorbei. Nun gut ich habe viel Steigraum, aber der Apfel hatte da deutlich mehr an Sturm zu bieten, der blubbte im Sekundentakt. Aber hier ist keine großartige Schaumbildung. Ob es jetzt am Zymex (Antigel) lag?

Vielleicht liegt es auch an der Maische und die Kerne lassen den Schaum nicht soweit aufsteigen. Im Grunde genommen sieht es so aus wie auf dem obigen Bild, nur mit etwas rosa Schaum auf den Kernen. Abgesehen von den Kernen scheint es auch genug Trübstoffe zu geben, es setzt sich auch relativ schnell etwas ab, ist halt Maische.
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Beitrag von Fruchtweinkeller »

Von der Konsistenz her kommen mir die Früchtchen selbst nicht so pektinreich vor, vielleicht bedingt das die geringe Schaumbildung??
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JasonOgg
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Beitrag von JasonOgg »

Zu Pektin Gehalt finde ich nichts, bei fast allen Produkten wird Pektin dazugegeben, aber das heißt nichts.
Aber alle Gelee-Rezepte die ich gefunden habe gehen von pektinarmen Früchten aus, also im Prinzip Zucker wie Früchte/Saft mit Zitronensaft und noch Pektin.

Spannend oder erheiternd ist nur immer wieder die quasi-esoterische Beweihräucherung der armen Frucht. Zum Beispiel diese salbungsvolle Werbung für ein Granatapfel-Elixier zu 35€ der halbe Liter:


  • 50-70-fache antioxidative Kraft im Vergleich zu Grüntee und Rotwein

  • Paradiesische Köstlichkeit vom Baum des Lebens

Selten vereinen sich Köstliches, Natürliches und Gesundes auf so wunderbare Weise.
Den Geschmack der erlesenen, rein natürlichen Zutaten werden Sie lieben!


Das Elixier ist konzentriert, dass erklärt, warum in der Wikipedia nur von 3-4 facher antioxydativer Wirkung gesprochen wird. Bei meinem Rotwein-, Grüntee-, Granatapfelverbrauch muß ich mich wahrscheinlich bald um oxidierende Lebensmittel bemühen :!:

8-) Ich nehme auch noch Angebote für die Kerne aus der Maische an falls jemand sein Granatapfelkernkissen selber machen möchte oder lieber Granatapfelkernöl. Die Schalen habe ich leider etwas voreilig auf den Kompost geworfen. Die kann man nämlich auch kaufen, als Tee bei Durchfallerkrankungen oder gemahlen als kosmetische Runderneuerung für Hautprobleme Logisch das es auch fertigen Wein gibt, aber der macht keinen Spaß.

Allerdings beweist das, dass nicht ich den Granatapfelwein erfunden habe, sondern die Israelis. Den Link zu den alten Ägyptern finde ich (genauso wie die Israelis) gerade nicht, aber die machten Zäpfchen aus zerstampften Granatäpfelkernen. Granatapfel enthält wohl ein natürliches Oestrogen, das wie die moderne Pille den Eisprung verhindern kann. Ansonsten galt der aus Granatapfel gewonnene Wein im Altertum als Aphrodisiakum, besonders im rauschhaften Kult der Liebsgöttin Hathor. Der Saft half bei Zahnfleischbluten, Fieber und Erkältungen wie man aus verschiedenen medizinischen Papyri entnehmen kann.

Und zum Schluß noch Granatapfel Wodka und demnächst bestimmt auch Fußcreme, Haarwuchsmittel .. :?:



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Beitrag von Fruchtweinkeller »

Ich sage zu sowas besser nix sonst rege ich mich nur auf und nage wieder an... ihr wisst schon ?-|
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Beitrag von DrMet »

Hallo JasonOgg,
das ist ja sehr spannend, was Du da treibst :D
Hattest Du kein weiteres Wasser hinzugegeben? Wann wolltest Du abpressen? Ich würde eher nicht so lange damit warten, damit die bitteren Stoffe nicht übermäßig in den Wein übergehen.
Beste Grüße
DrMet

PS: Kaffe hat auch einen X-fach höheren Gehalt an "Antioxidantien" als Rotwein ....
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Beitrag von JasonOgg »

Hallo DrMet,

doch ich habe Wasser dazugegeben, der Hinweis ist im Text versteckt. Wenn der Wein mal schmeckt, dann kann man daraus ein vollständiges Rezept machen.

Ich habe 4 Liter dazugegeben weil der Saft so dicklüssig war und hoffe, dass das nicht zu viel war bei 2,8kg Fruchtsaftpampe. Ich hatte die Ami-Rezepte, 11 Früchte mit 4,7kg im Kopf. Dazu kam die Gallone Wasser und das Glas rehydrierte Hefe als rund 4 Liter.

Das bittere soll in erster Linie von den weißen Zellwänden kommen, welche ich sehr gewissenhaft aussortiert habe. Die Maische behalte ich im Auge, wenn sich da nichts mehr an Auflösungserscheinungen zeigt und die Kerne glatt sind presse ich ab. Heute ist der dritte Tag, Donnerstag oder Freitag sollte nicht zu spät sein.
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Beitrag von DrMet »

Aaah, alles klar.

Zum Thema Ami-Rezepte: Ich habe das Gefühl, dass es dort nur darum geht möglichst krasse Sachen zu vergären. Meist kommt dabei ein Instand-Wein aus Trauben, Rosinen oder Malz rum, der mit verschiedenne Früchten und Zitronenzesten Aromatisiert wird. Ich habe zuhause tausende davon ... :mrgreen:

Allerdings will ich erstmal "reine" Weine ("Single Fruchtwein") herstellen, um den Geschmack einordnen zu können. Ich finde daher Deine Vorgehensweise sehr vernünftig und bin sehr gespannt auf die Berichte :shock:


Beste Grüße
DrMet
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Beitrag von JasonOgg »

DrMet hat geschrieben:Allerdings will ich erstmal "reine" Weine ("Single Fruchtwein") herstellen, um den Geschmack einordnen zu können.
:D Dann sind wir uns ja einig.

Aber ich befürchte etwas anderes. Wenn der reine Wein schmeckt, dann wird man ihn kaum in neuen Kombinationen ausprobieren, wäre ja schade um die Früchte. Schmeckt er nicht, dann macht nimmt man lieber andere Früchte. ?-|

Eine Ausnahme wäre, man hat ein paar Früchte über, die man sonst nicht verwerten könnte.
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Beitrag von Fruchtweinkeller »

Das stört mich an den Ami-Rezepten auch immer: Immer rin mit dem Traubenkonzentrat :| Aber man kann die Rezepte ja Alt-Europa-gerecht eindeutschen ?-|
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Beitrag von sigi »

JasonOgg hat geschrieben:Aber ich befürchte etwas anderes. Wenn der reine Wein schmeckt, dann wird man ihn kaum in neuen Kombinationen ausprobieren, wäre ja schade um die Früchte
Vom Gedanken her im ersten Moment richtig, in der Praxis aber dann ganz anders... :D

Wenn der reine Wein schmeckt beherrscht man seine Herstellung
und dann werden Kombinationen interessant, Mehrfruchtweine... 8-)

So gings zumindest mir.

Den reinen Wein der mir und/oder Freunden schmeckt stelle ich immer her,
nicht unbedingt jedes Jahr, aber immer soviel dass genügend im Keller ist.

Also bleibt Frucht über für Experimente... ?-|

Beispiel Quitte
2004 kombiniert mit Brombeere
2005 kombiniert mit Mahonie
2006 kombiniert wieder mit Mahonie und ausserdem mit Holunder
Dieses Jahr kombiniert einmal mit roter Johannisbeere zum zweiten mit Apfelbeere.

Immer neue Geschmackserlebnisse... :shock:

Und Lieblingsweine die ich immer wieder machen werde,
zum Beispiel Quitte / Holunder oder Quitte / Mahonie... :schlecht:

Mal sehen wie die diesjährigen Experimente ausfallen... :-x

Gruss... Sigi
Schwäbisches Fünfgängemenü: Ein Zwiebelrostbraten und vier Viertele Trollinger

Der wo koin Wei mog und koin Gsang ond koine luschtige Weiber, der wird nie a Jäger, der bleibt emmer a Treiber

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Beitrag von DrMet »

Also ich würde durchaus noch die Melomelvariante einschieben. Außerdem merkt man bei einem "Single Fruchtwein" durchaus, wo die "Schwächen" liegen. Dann kann man sich ganz gut vorstellen, wie man diese durch Zusatz anderer Früchte oder Honig aufzubessern ("Pimp my Wine").
Und wenn der Einzelfruchtwein absolut Top ist, kann man im nächsten Jahr immer noch zwei Ansätze machen :D

Ich lese gerade ein Ami-Buch, da verläuft jedes Rezept nach dem Motto: koche Zuckerwasser/Honigwasser auf und kippe es über die Früchte (die sich in einem Handpressbeutel befinden). Dann lass es einen halben Tag abgammeln, gib Schwefel und Antigel zu und lass es nochmal 24 Stunden abgammeln. Nun den Beutel ohne Abpressen rausnehmen (damit kein Trub entsteht) und Hefe hinzugeben. Nach Ende der stürmischen Gärung abziehen und ein halbes Jahr unter regelmäßigem abziehen weitervergären. Dann abfüllen.

- Ist das beste Beispiel dafür wie man es nicht macht, allerdings gibt es gefühlte 1000 Rezepte. Dabei ist allerdings anzumerken, dass 5x das gleiche Dosenfruchtrezept vorkommt, das sich nur durch die Früchte (Ananas, Pfirsich, Blaubeeren etc) unterscheidet. Nun, die Amis wollen halt ein Buch, das "Bigger, Better, Faster" ist ... :mrgreen:
Ein schönes Beispiel dafür ist ja auch Mr. Jack Keller, der eine gefühlte Mio Rezepte im Netz hat ?-|

Vorteil von solchen Rezepten ist allerdings, dass man eine gute Inspiration bekommen kann, was als nächstes in den Ballon kommt. Dabei sind das vor allem Kombinationen von Früchten und Gewürze ... is halt nicht alles schlecht, was von drüben kommt :D

Gruß
DrMet
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Beitrag von JasonOgg »

Der nächste Schritt war fällig und zwar weil kaum noch Gärung festzustellen war, doch dazu später.

Ich habe den Inhalt des Ballons in eine Windel gekippt. Das halte ich für die nicht flüssigen Reste durchaus für angemessen, trotz Farbe. Mit der Hand habe ich das Ganze etwas ausgepresst und den harten Rest auf einen Suppenteller gegeben. Dieser feste Rest von 2.8l Frucht sah dann so aus:



Praktisch kaum weiche Reste. Wenn er schmeckt, dann werde ich nächstes Jahr vielleicht mal mit direkt pressen probieren.

Ach ja, außerdem habe ich noch ganz mutig 500g Zucker hinzugegeben, aber siehe unten.

Aber dann kam der spannende Moment, Alkohol und Restzucker messen. Mein Vinometer blieb bei zwei Versuchen jeweils zwischen 9 und 10% stecken. Und der Zucker? Nichts! Staubtrocken und deswegen gab es praktisch keine Gärung mehr.

Also habe ich nochmal nachgerechnet und bin auf folgendes gekommen:

2.8l Saft mit 170g/L sind 476g
4l Wasser und 500g Zucker dazu, dann rechnen wir großzügig mit 800g Kernen und erhalten Pi*Daumen 976g auf 6l, also 162g/l was ausreicht für 9%.
Weg war er, die Hefe nagte schon am Hungertuch bevor sie durch die Windel kam.

1.Lehre - den Zucker sollte man berechnen wenn man kein Rezept hat.

Also habe ich die Homepage aufgeschlagen. Unter Zucker findet sich die Tabelle Exakte Umrechnung von Oechlsegraden in die Zuckerkonzentration, die habe ich mir der Einfachheit halber genommen. Also, wenn ich von rund 15% Endalkohol ausgehe, dann brauche ich rund 250g/l also 1500g. Tja, davon habe ich jetzt schon 1476g drin. Hoffentlich geht die Gärung mit Beaujolais Hefe bis 15%.

2.Lehre - 5 Liter sind weniger als 20l, da muss man beim Nachzuckern vorsichtiger sein.

:!: Hoffentlich habe ich mir nicht alles versautdorben. Erst die Hefe verhungern lassen um sie dann noch mit Zucker erschlagen :(
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