Ich habe schon ein ganz schlechtes Gewissen, hier noch kein Update gegeben zu haben.
Aber Schaumwein braucht seine Zeit.
Nachdem ich die Flaschen nach Schema aus dem Schaumweinbuch gerüttelt hatte, waren die meisten ausreichend Klar. Es zeigten sich aber, wie auch bisher, Unterschiede in den Sorten.
Grüne Jagdbirne hat sich einwandfrei rütteln lassen. Der Wein war in den Flaschen weitgehend blank, die Hefemenge sehr gering.
Oberösterreicher mit Gelbmöstler war zum überwiegenden Teil noch recht trüb. Es hat sich aber auch nach dem Rütteln nicht mehr viel abgesetzt. Ich bin daher davon ausgegangen, dass weiteres stehen lassen nichts mehr bringt. Da hatte ich mich aber getäuscht. Mittlerweile, nach dem Degorgieren, bildet sich wieder ein Bodensatz mit blankem Wein darüber.
Gelbmöstler hat die meisten Probleme gemacht. Sehr trüb und ein riesen Haufen Hefe:
Da Schnee zur rechten Zeit leider nicht vorhanden war, hab ich es so ähnlich gemacht wie die Profis; 5 L Glyzerin/Kühlflüssigkeit für KFZ in einem Eimer in den Tiefkühler gepackt. Gleichzeitig die Camping-Kühlbox auf Vollgas aufgedreht.
Das sollte reichen!
Das Einfrieren des Hefe-Pfropf ging so ganz flott, so dass man ohne große Unterbrechung langsam vorwärts arbeiten konnte.
Nach dem Einfrieren hab ich den Flaschenhals durch zwei Wasserbäder gezogen, damit die Reste vom Frostschutz runter gespült werden.
Das eigentliche Degorgieren ging anfangs noch mit leichten Verlusten einher. Mit jeder Flasche wurde es aber besser, so dass ich nach der 6 Flasche eigentlich keinen Verlust mehr hatte.
Zum Verkorken mit meinem umgebauten Weinverkorker musste ich die Schaumweinstopfen um rund 5 mm kürzen. Dann ging es ohne großartige Probleme ab.
Drahtkorb mit Schaumweinstopfen runter drücken ging mit dem Kronenverkorker ganz gut.
Dennoch alles eine ganz schöne Sauerrei!
Ohne sich mit Hefe einzusauen, geht es glaub ich nicht. Übrigens hatten alle Flaschen Druck, keine blieb ohne Gärung. Gefühlt war der Druck überall gleich.
Mittlerweile sind auch schon einige Bouteillen getrunken und es schmeckt allen beteiligten.
Interessante Beobachtung:
Scheinbar hat das CO2 einen Einfluss auf die Trübung:
Nach etwas Standzeit sieht es dann so aus:
Vielleicht liegt es aber auch am Ausperlen des CO2 an feinsten Trübstoffen.
Zum Geschmack:
Der Wein würde auch deutlich mehr Zeit auf der Hefe vertragen. Ich meine nicht, dass er schlecht ist. Ich vermisse aber etwas den Hefe-Ton. Die Weine schmecken frisch und jung.
Grünmöstler: Hat für meinen Gaumen definitiv einen BSA hinter sich. Das hatte ich auch bereits vermutet, da der Grundwein ein "zweites" mal Gärte. Der Wein hat ein Cremiges Mundgefühl, sehr weich und ich finde etwas Quarkig aber nicht unangenehm. Die Birne schmeckt man aber sehr leicht.
Gelbmöstler: Derbe herb!
Die Birnen hätten definitiv etwas geschwitzt werden sollen.
Oberösterreicher/Gelbmöstler: Schmeckt aus dem Trio am besten. Ein runder, fruchtiger Birnengeschmack mit etwas trockenfruchtnoten.
Ich hab bei allen Flaschen ca. 30 ml Dosageliqueur zugegeben (50 % Fructose in Birnengrundwein), also ca. 20 g/l Zucker. Gut gekühlt schmeckt das lecker. Mit steigender Temperatur und verfliegendem CO2 teilweise etwas süß für meinen Geschmack. Ich mag es aber generell eher trocken.
In Summe haben sich wieder viele neue Fragen aufgetan und der neue Wein steht im Keller und wartet auf Klärung, Schönung und Filtration. Es macht Spaß.
Ach so, zum Aphrometer: Ich hatte die Flasche ja liegend und später über Kopf. Dann im Triefkühler um den Flaschenhals einzufrieren. Als ich das Aphrometer runter hatte, blieb der Zeiger bei wohl rund 5 bar. Nach einigen Minuten kam aber eine Hefe-Wurst aus dem Anschlussstück und der Zeiger ging zurück.
Ich hab es nicht weiter getestet aber gehe davon aus, dass es nicht geschadet hat.