@msberlinmsberlin hat geschrieben: Woran kann dieser Unterschied liegen, wenn es denn die gleichen Reben sind?
Die Ausprägung des Foxtons ist bei den entsprechenden Sorten unterschiedlich stark ausgeprägt. Am stärksten vorhanden und geradezu sortentypisch soll er bei Vitis-labrusca-Abkömmlingen wie Concord oder Isabella sein. Geruchs-/Geschmacksbeschreibungen sind ja immer subjektiv, für mich klingelte beim Kosten immer die Glocke „künstlicher Aromastoff im Hustensaft“, wer weiß, was man mir als Kind mal eingeflößt hat (ein Glas Rotwein könnte ich mir heute gut als alternativen Hustenlinderer vorstellen). Jedenfalls, je weitreichender die Einkreuzung mit europäischen Edelsorten bzw. mit foxtonfreien Sorten geht, desto geringer ist er wahrnehmbar bzw. nicht mehr vorhanden. Manche dieser Kreuzungen sind foxig vor der Reife und haben das bei Vollreife verloren. Ursprüngliches Zuchtziel war nach dem Einschleppen der diversen Rebschädlinge vom amerikanischen Kontinent, Rebsorten zu züchten, die sowohl resistent gegen Rebläuse als auch gegen die eingeschleppten Pilzkrankheiten sein sollten – unter gleichzeitiger Wahrung des „europäischen“ Weingeschmacks. Dieses Ziel war nicht zu erreichen. Gegen die Reblaus fand man jedoch mit der Pfropfung europäischer Edelreiser auf reblaustolerante Unterlagen eine hervorragende Lösung, der Weingeschmack blieb erhalten, die Pilzempfindlichkeit aber blieb. Die Neuzüchtungen der letzten Jahrzehnte, soweit es um Resistenzen/Toleranzen ging, hatten die Widerstandsfähigkeit gegen Pilzkrankheiten und Frost, unter Wahrung des bekannten Weingeschmacks, zum Zuchtziel, mit unterschiedlichem Erfolg.
Ich verfüge über keine tiefgreifenden Erkenntnisse oder Erfahrungen mit Hybridreben. Muscat bleu gehört aber wohl zur letztgenannten Gruppe. Möglicherweise hängen die unterschiedlichen Geschmacksergebnisse mit den Standort- oder Reifebedingungen zusammen, wie zuvor schon erwähnt. Trotzdem: ob die Sorte deines Bekannten mit Deiner identisch ist, würde ich nicht am Etikett festmachen. In Gartenmärkten erlebt man da manchmal Überraschendes, da wird gern mal „frei nach Schnauze“ etikettiert oder es werden auch von Kunden Etiketten umgehängt, alles schon erlebt. Waren denn die sonstigen Merkmale der Stöcke gleich? Form/Farbe Triebspitze, Form/Farbe/Größe der Blätter, Länge der Ranken usw.? Wenn das alles passen sollte, kann es nach meiner Meinung nur an den Standort- bzw. Reifebedingungen liegen.
Grüße, Dreizehn