Immer wieder Gärstopps bei Apfelwein

[HerrGert]

Hallo zusammen,
ich habe bereits im letzten Jahr einen Apfelwein gemacht, das erste Mal, und es hat eigentlich gut geklappt. Daher probiere ich es dieses Jahr wieder.

Folgende Ausgangslage:

• 23 Liter Saft aus selber "an der Straße" gesammelten und kalt gepressten Äpfeln

• Speidel Gärfass 30 Liter

• Hefe: https://mangrovejacks.com/products/craf ... ider-yeast nach Vorschrift hinzugefügt.

• Hefenährsalz hinzugefügt

• Gut 2 Kilo Zucker hinzugefügt

• Fass steht in der Wohnung = Zimmertemperatur

Die Gärung hat etwa 1,5 Tage nach dem Ansetzen erwartungsgemäß begonnen. Es hat kräftig geblubbert. Aber schon nach einigen Stunden hat es schlagartig aufgehört. Ich habe zunächst abgewartet und dann einfach mal wenig und vorsichtig umgerührt. Etwa nach 20 Minuten hat es begonnen zu blubbern und hat dann etwa zwei Tage alle 5 Sekunden geblubbert.

Und dann hat es schlagartig von jetzt auf gleich wieder aufgehört.

Ich habe nochmal umgerührt, bis jetzt noch keine Aktivität ...

Hat jemand eine Idee?

Meine konkreten Fragen:
1. Man soll die Hefe bei 10° lagern, am besten im Kühlschrank. Das hatte ich leider übersehen, kann das eine Ursache sein?
2. Kann ich einfach eine andere Hefe hinzufügen?
3. Kann ich diese Hefe nochmal hinzufügen (Ich müsste sie erst bestellen, was ein paar Tage dauert ...)
4. Wie lange darf der Saft "einfach so" stehen, ohne dass er schlecht wird?

Vielen Dank schonmal für eure Antworten!

[HerrGert]

Ich habe herausgefunden, dass die Hefe vermutlich wirklich empfindlich auf Temperatur reagiert. Bei uns wird es nachts schon so 15-16 Grad, und da stoppt sie. In der Anleitung steht 18-24 Grad, das sollte man anscheinend ernst nehmen. Wieder was gelernt.

[Alex_22]

ja Temperatur ist sehr entscheidend! Siehe RGT usw...

[HerrGert]

Hallo,
sorry für meine Unwissenheit, was bedeutet RGT?

[Fruchtweinkeller]

Siehe https://de.wikipedia.org/wiki/RGT-Regel : Bei einer Reduktion der Reaktionsgeschwindigkeit um 10°C halbiert sich die Reaktionsgeschwindigkeit; gilt auch für viele stoffwechselvorgänge. Erschwerend kommt hinzu, dass sich die Löslichkeit von CO2 bei niedrigeren Temperaturen auch erhöht, sodass a) weniger CO2 neu entsteht und b) die CO2-Sättigung, bei der Gasbläschen frei werden, salopp gesagt später auftritt.

Grundsätzlich kann man natürlich auch bei niedriger Temperatur vergären, je nach Kaltgäreigenschaften der Hefe, aber man darf keine Geschwindigkeitsrekorde erwarten. Dann hilft es besonders, die Hefe gelegentlich aufzurühren oder aufzurütteln. Temperaturschwankungen können die Hefen aber stressen, speziell wenn du in den hohen Alkoholbereich gehen willst.

[HerrGert]

Okay, vielen Dank für die Erklärung.
Wenn die Hefe von 18-24 Grad laut Hersteller die besten Resultate liefert, stoppt sie dann auch, wenn es wärmer wird? Denn wenn es deutlich unter 18 Grad sind, stoppt sie ja ...
Diese Hefe https://www.arauner.com/reinzuchthefe/w ... ?c=9000044 stoppt übrigens nicht. Steht direkt daneben in einem 2. Ansatz, kann aber auch 15 Grad vertragen.
Aber wenn ich es richtig verstehe, sind die Stopps "stressig", aber verkraftbar? Ich weiß leider nicht, ob ich die nötige Temperatur immer halten kann. Daher auch meine Überlegung, eine zweite Hefe zu verwenden.

[Fruchtweinkeller]

Alle Organismen haben ein Temperaturoptimum, und liegt man zu weit darüber oder darunter, so stellt diese ihr Wachstum ein oder sterben sogar ab. Da geht es den Hefchen wie den Menschen Wo genau da die Grenzen für jeden einzelnen Hefestamm liegen kann ich natürlich nicht sagen. Faustregel: die Gärtemperatur (die nicht zwangsläufig identisch ist mit der Außentemperatur) sollte bei maximal 25°C liegen. Kriege ich im Hochsommer aber auch nicht immer hin.
Wie gut diese Hefe Temperaturschwankungen verkraftet kann ich auch nicht sagen, mit der habe ich noch nicht gearbeitet. Hefen zu mischen sollte man aber möglichst vermeiden, wenn es nicht unbedingt notwendig ist: Stichworte Nährstoffmangel und Killer-Faktoren.

[HerrGert]

Danke ... ich habe den Behälter jetzt im Bad bei um die 21,5°C, und da gab es jetzt keine Unterbrechung mehr.