Austrieb und dann?

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sirayax
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Austrieb und dann?

Beitrag von sirayax »

Hallo

Ich habe meinen Weinstock mit unserem Garten vom Vorgänger übernommen.
Keine Ahnung was es für eine Sorte ist. :schlecht:
Jedenfalls habe ich in den letzten Jahren versucht halbwegs Ordnung in den Stock zu bekommen.
Meine Frage ist jetzt, wenn die Fruchtstände da sind wachsen ja die Triebe weiter. Wie verfahrt ihr damit?
Ich habe bis jetzt einfach wie bei einer Hecke alles überstehende wo keine Trauben dran waren abgeschnitten :?:
Ist das so in Ordnung und wenn ja muss man eine bestimmte Anzahl Blätter über der Traube stehen lasse,oder gibt es noch andere Richtwerte?
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fibroin
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Beitrag von fibroin »

Ich stutze in der Regel meine Weinhecke nach der Blüte. Da werden die Tragreben eingekürzt und zwar 2-3 Blätter hinter der letzten Blüte. Wenns viel ist, gehts auch mit einer Heckenschere. Manchmal ist das Wachstum so stark, dass ich auch vor der Blüte schon ausbreche. Da muß man sehen, wie es wächst.
Wenn du dich wohlfühlst, mache dir keine Sorgen. Das geht wieder vorbei.
Tompson
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Beitrag von Tompson »

Im gewerblichen Weinbau ist es so, daß man die Ruten schneidet, wenn sie über den Rahmen wachsen. Das hat seinen Grund, denn die Reben brauchen die Blätter zur Ernährung der Trauben. Ich habe es jatzt nicht im Kopf aber Weißwein sollte glaube ich mindesten 5-6 und Rotwein besser bis 8 Blätter über der Traube haben :?:
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fibroin
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Beitrag von fibroin »

Unabhängig, wie eingkürzt wird, das Einkürzen fördert das Wachstum der Geiztriebe! Wenn du deinen Weinstock ordentlich halten willst, bist du die ganze Wachstumsperiode mit Kürzen und Geiztriebe rausbrechen beschäftigt.

Denke dararan, eine Weinhecke zu pflegen macht viel mehr Arbeit als jede andere Hecke. :schlecht:
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Dreizehn
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Beitrag von Dreizehn »

„Hecke” oder „Weinhecke” ist eine etwas ungewöhnliche Bezeichnung für ein Rebspalier, selbst wenn zum Gipfeln eine Heckenschere verwendet wird.

Aber zur Frage: Es ist richtig, dass die Laubwand die Assimilationsmaschine des Rebstocks ist; das würde theoretisch bedeuten (genügend Bodenfeuchte vorausgesetzt) – je mehr Laub, desto besser. Dichtes Laubwerk allerdings, das sich selbst beschattet und wegen seines ungünstigen Mikroklimas Pilzkrankheiten fördert, oder ellenlange Triebe, die man am Spalier nicht mehr befestigen kann und die darum bei Wind abbrechen würden, machen keinen Sinn und beeinflussen deshalb die Gestaltung der Laubwand.

Standardmaße sind 0,7 m Stammhöhe und 1,5 m Laubwandhöhe, das ergibt eine max. Arbeitshöhe von 2,2 m, die man (auf dem Boden stehend) noch handhaben kann. Nach dem Gipfeln befinden sich bei 1,5 m Laubwandhöhe (=Trieblänge) etwa 18 Blätter auf jeder Rute. Sie sind erforderlich, nicht nur um die 2 Trauben pro Rute zu ernähren, sondern um auch darüber hinaus dem Rebstock genügend Energie zu Verfügung zu stellen. Um das Wachsen der Geiztriebe (die ja die Laubwand verdichten) nicht unnötig anzuregen, zieht man die Ruten möglichst senkrecht und gipfelt erst dann, wenn die Triebe deutlich (30–40 cm) über den obersten Befestigungsdraht hinausgewachsen sind. Das Ausbrechen von Geiztrieben zur Verhinderung der Verdichtung wäre grundfalsch, weil ihr Laub in der 2. Sommerhälfte viel zur Assimilation beiträgt, man bricht dann ja auch das alte Laub in der Traubenzone zur besseren Besonnung der Trauben aus und benötigt auch deshalb die Blätter der Geiztriebe zum Ausgleich. Allerdings kann man sie einkürzen oder auch manche ganz wegschneiden, falls sie sehr stören.

Zur Klarstellung: das wäre die Vorgehensweise, um die bestmöglichen Trauben zu bekommen und Rebstöcke vital zu erhalten. Wenn man ein Spalier als Hecke betrachtet und dementsprechend schneidet, bringt man die Stöcke selbstverständlich nicht um (die Laubwandschneider der Winzer machen ja auch eine Art Heckenschnitt), aber außerhalb des Weinbauklimas oder im Hausgarten sollte man nach meiner Meinung ein paar Klimmzüge mehr machen, um annehmbare Traubenqualitäten zu erhalten.

Grüße, Dreizehn
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fibroin
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Beitrag von fibroin »

Dreizehn, ich denke, zwischen deiner Rebanlage und meiner auf Kordonerziehung basierenden "Rebhecke" sind gewaltige Unterschiede. Da, wo du bereits bist, da werden meine Neuanpflanzungen auch mal (hoffentlich) hinkommen. Dann werde ich auch so wie du beschrieben arbeiten.

Allerdings wenn du einen Weinstock übernimmst, der ein ungeodnetes Wachstum hat, dann kannst du nur noch die Spitzen kürzen. Und das möglichst kurz, damit die Triebe nicht aus dem Holz brechen, wenn nicht richtig angebunden werden kann.

Vielleicht kann sirayax uns mal ein Bild seines Weinstockes zukommen lassen, bevor wir über weitere Kürzungsmaßnahmen mutmaßen.
Wenn du dich wohlfühlst, mache dir keine Sorgen. Das geht wieder vorbei.
sirayax
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Beitrag von sirayax »

Ok, Bild folgt in Kürze.
Ich schätze nur man wird nichts mehr vom eigentlichen Gerüst sehen. Das Spalier ist schon total zugewachsen. :(

Noch was anderes: Was für Bilder genau muss ich einstellen, damit mir einer sagen kann was ich für einen Rebstock habe?
Anhand einiger Bücher konnte ich beim Vergleich der Traubengröße -und Form und des Erntezeitpunktes (sehr früh, Ende August)nur auf "Muskat bleu" schließen.
Ich würde mich jedoch sehr freuen, wenn sich die Experten hier im Forum dazu äußern.

Danke sirayax
Tompson
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Beitrag von Tompson »

fibroin hat geschrieben: Allerdings wenn du einen Weinstock übernimmst, der ein ungeodnetes Wachstum hat, dann kannst du nur noch die Spitzen kürzen. Und das möglichst kurz, damit die Triebe nicht aus dem Holz brechen, wenn nicht richtig angebunden werden kann.
Mein Schwiegerväterchen hat an einem denkbar ungünstigen Standort (Schatten durch große Bäume den ganzen Tag einen ca. 10 Jahre alten Stock stehen. Weiß, das konnte ich anhand der Quietscherlinge schon sehen, vielleicht sogar noch Riesling. Das Fruchtholz wurde immer in wilden Achten neben dem Kamin an die verfügbaren paar Meter Bindelatte angeschnürt, jetzt hat der Stock ein Aussehn wie ein Bündel Stacheldraht. Ich hatte keine Pflegeambitionen aber eine Rute ist dieses Jahr entwischt und am Balkon lang, da gibts auch Sonne, nun wurde ich gefragt, ob ich nicht mal mit schneiden könne...
Wat nu? Stehe vor einem großen Rätsel für nächstes Jahr aber die eher ungünstigen Standortverhältnisse durch Einkürzen der Triebe noch verstärken halte ich für falsch... Man wird sehen. :twisted:

@ Sirayacks
Vielleicht kannst Du mal versuchen, eine Rute extra zu fotogrrafieren. Ein Blatt, frisch ausgetrieben und eines, was älter ist. Traubenform und -größe, Beerenbeschaffenheit, Kerne ... geht jetzt schlecht.
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Dreizehn
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Beitrag von Dreizehn »

Tompson hat geschrieben: ... aber die eher ungünstigen Standortverhältnisse durch Einkürzen der Triebe noch verstärken halte ich für falsch...
Zeig’ ihm den Weg zum Licht ...
sirayax
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Beitrag von sirayax »

Also hier erst mal ein Bild von meinem Stock.
Wie gesagt, vom eigentlichen Gerüst ist nichts mehr zu sehen.



Hier noch eins von der Rückseite. Da ist noch einiges erkennbar.



Und dann noch ein paar Blätter: undecided:









Vielleicht kann schon jemand was damit anfangen.
Bilder von den Trauben liefere ich nach.
Wie gesagt, es ist eine rote Sorte.
Es kann auch keine neuere Sorte sein, denn der Gartenvorgänger von unserem Vorgänger hat den Stock gesetzt. Also 15 Jahre hat er mindestens auf dem Buckel. Es muss auch eine Sorte sein, die es in der DDR zu kaufen gab. Ich denk mal da gab es nicht viel.
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