Das spannendste an der ganzen Diskussion finde ich im Moment, wie der Skandal um Herrn Schmidt ausgeht bzw. stillschweigend unter den Teppich gekehrt wird.
Was das böse G angeht, so scheint es wohl doch ein anderes Kaliber als damals DDT zu sein, ansonsten wären die Probleme nach rund 40 Jahren Anwendung wesentlich deutlicher zu Tage getreten, wobei heute mehrere 100.000t jährlich verteilt werden. Das das Zeug pur nicht gesund ist, darüber brauchen wir uns auch nicht zu unterhalten. Aber solche Anwendungen sind eher selten und meist auf Anwendungsfehler zurückzuführen.
Was die Rückstände angeht hat Andreas schon darauf hingewiesen, dass wohl eher die Abbauprodukte als das Glyphopsat selbst gefunden werden. Sollte man nicht daher lieber nach deren Toxizität forschen? Oder muss dann die Textil- und Papier-Lobby aktiv werden?
Das Problem ist eher wofür Glyphosat symbolisch steht, nämlich Landwirtschaft basierend auf großen Monokulturen (Roundup-Ready und Gentechnik mal außen vor gelassen). Ohne Herbizide und Fungizide sind die heute nicht mehr in der Lage kostendeckend zu arbeiten. Für die Umstellung auf Oekolandbau sind einige Jahre Durststrecke mit Rückschlägen zu verkraften und man braucht mehr menschliche Arbeitskraft, selbst wenn die Technik hier Fortschritte macht. Ich hatte neulich die Gelegenheit mit jemandem von der
LUFA zu sprechen, der solche Landwirte berät. Auch dort gibt es Monokultur, da braucht man sich nichts vormachen, aber halt ohne Glyphosat, sondern manchmal halt auch mit
biodynamischen Mitteln
Ich hatte gestern ein kurzes Gespräch mit einem Landwirt, der mir im Frühjahr die Regenwürmer auf seinem Glyphosat-Acker zeigen will. Mit 2000 Schweinen und über 400 Mastrindern ist er definitiv auf der konventionellen Seite. Wenn ich seine Worte richtig verstanden habe, dann betreibt er Mulchwirtschaft, also Gründünger, flach einpflügen, später die Glyphosat-Dusche und später die Aussaat. Sein Argument war, dass durch das Glyphosat ein tieferes Pflügen vermieden wird und dadurch das Bodenleben nicht so sehr geschädigt wird. Desweiteren würden dadurch weitere Fahrten auf dem Acker vermieden. Allein durch den eingesparten Diesel würde er so mehr für die Umwelt tun, als das Glyphosat kaputt mache. Und Diesel-Feinstäube seien auch krebserregend. Da ist mit Sicherheit etwas dran.
Jeder Eingriff in die Natur reißt an einer Stelle der Nahrungskette, ob das Unkrautjäten im Vorgarten oder die große Glyphosat-Spritze ist. Letztere reißt natürlich größere Löcher. Dadurch sind die Auswirkungen auch deutlich größer. Aber gleiches gilt auch für Vergrößerung der Ackerflächen in dem immer mehr Feldraine wegfallen, (wenn wir mal bei den Landwirten bleiben)
Ich halte Glyphosat nicht für das Problem sondern eher für das Symptom.