(Kohlen)säure und heiße Getränke im Horn: Fakt oder Mythos

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HeeroYuy
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(Kohlen)säure und heiße Getränke im Horn: Fakt oder Mythos

Beitrag von HeeroYuy »

Ich hab mich hier mal angemeldet, weil ich denke, dass hier sicher einige Hornspezis dabei sind.
Quasi überall liest man, dass man aus Trinkhörnern keine heißen Getränke und keine (zitronen)säure haltigen Getränke oder Getränke mit Kohlensäure trinken sollte. Aber so richtig begründet wird es nirgends und wenn man sich etwas damit beschäftigt, kommen selbst einem Laien Fragen. Und genau hier will ich gerne Klarheit erlangen.

1. Heiße Getränke
Sehe ich ein, aber was heißt "heiß"? Körpertemperatur sollte das gute Stück ja wohl aushalten. Ab wann wirds kritisch? 50° C, 60° C?

2. Säurehaltige Geetränke
Ist es egal, welche Säure enthalten ist? Überall werden Hörner auch zum Weintrinken angeboten und Weine haben gut und gerne einen pH-Wert von 4 (bierähnlich) bis runter zu 2, wo sich auch Cola ansiedelt. Das ist mehr als sauer. Ist hier nicht ein Widerspruch? Also warum keine Cola, aber einen genau so sauren Wein einfüllen?

3. Kohlensäure
Tabu, weil Säure? Dann siehe Punkt 2. Wenn nicht, warum dann?

4. Beziehen sich die obigen Punkte auf das Horn oder die Versiegelung?
Versiegelungen aus Lack müssen der DIN 68861-1C genügen und demnach muss der Lack u.a. resistent gegenüber Rotwein (Säure), Kaffee (heiß), sprudelnde Getränke (Kohlensäure), etc. sein. Dazu darf er nicht einfach so reißen oder absplittern. Und da die meisten erwerblichen Trinkhörner klarlackversiegelt sind, verstehe ich 1. bis 3. schlichtweg nicht.

Vielleicht kann der ein oder andere mal sein Fachwissen teilen.
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Re: (Kohlen)säure und heiße Getränke im Horn: Fakt oder Mythos

Beitrag von Fruchtweinkeller »

Hallo HeeroYuy, willkommen hier bei uns.

Eines vorweg: Ja, wir haben mit Hörnern gearbeitet. Das Projekt ist aber nicht über das hinweg fortgeschritten, was auf der Homepage dokumentiert ist. Insofern muss ich auch reichlich spekulieren um deine Fragen zu beantworten ;)

Horn besteht hauptsächlich aus Keratin, einem Faserprotein. Dieses ist zwar nicht wasserlöslich, aber die Fasern können bei Kontakt mit Wasser aufquellen, und das Horn wird weich und damit empfindlich. Das wird durch hohe Temperaturen gefördert, wobei es keine klare Grenze geben dürfte, aber wann das Horn dir bildlich gesprochen zerbröselt: Die Übergänge sind fließend, und es gibt auch nicht "die Hornsubstanz", sondern sie varriiert.

Wie alle Proteine kann man auch Keratin unter stark alkalischen oder sauren Bedingungen aufspalten. Durch Kontakt mit einem Wein dürfte das nicht passieren, aber ich könnte mir vorstellen, dass ein andauernder Kontakt die Oberfläche schon etwas angreifen könnte.

Kohlensäure ist eine schwache Säure. Aber wenn die Fasern aufquellen und salopp gesagt "in der Faser" Kohlendioxidbläschen austreten könnte die Faser eventuell schneller aufquellen. Keine Ahnung ob das so ist, ist nur eine Spekulation ;)

Grundsätzlich bestehen ja auch unsere Fingernägel aus Keratin, und somit dürfte all das, was die Fingernägel brüchig macht, auch ein Horn brüchig machen. Wenn ich meine Weine abpresse habe ich hinterher schon mal Probleme mit den Fingernägeln.

Ich habe mal ein bisschen gegoogelt: Mir scheint, die genannte DIN-Nummer bezeichnet Lacke für Holzoberflächen und soll dieses Widerstandsfähig gegenüber Fleckenbildung machen (Dekorlacke oder Wohnraum-Lasur). Auch wenn als als unbedenklich gilt (Nutzung in Küche oder für Kinderspielzeug) heißt das nicht, dass der Lack auch für ein hölzernes Essbesteck oÄ geeignet wäre. Im Zweifelfall würde ich nur einen Lack wählen, der auch explizit nahrungsmittelfest ist (zB Mylands Acrylic Toy & Food Safe Lacquer).
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