Turbohefe mit 23%

Pompf
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Turbohefe mit 23%

Beitrag von Pompf »

Hallo ihr Schnapsnasen!

Alcotec testet gerade eine neue Turbohefe, die
verläßlich bis 23% Alkohol vergären soll.
(Siehe groups.yahoo.com/group/Distillers/message/34834)

Was ich dabei interessant finde:
Bei dem Rezept ist Aktivkohle in Form einer Paste dabei, die dem Ansatz von Anfang an dazugegeben wird.
Die Maische ist daher schwarz.
Angeblich soll die Kohle der Hefe als Träger dienen,
damit diese länger aktiv bleiben kann. Vermutlich filtert sie auch direkt Stoffe aus, die die Hefe belasten und beseitigt Geruch und Geschmack schon
von Anfang an.

Im Prinzip ist die Idee ja nicht schlecht.
Ich frage mich nur, ob sich die anscheinend fein gemahlene Aktivkohle so einfach wieder ausfiltern läßt. Wenn man die maische brennen will, ist das sicherlich kein Problem, aber da ich aus naheliegenden Gründen nicht brennen will, würde es mich schon interessieren, auf einfach Weise 23%igen Alkohol als Basis für Liköre und Mixgetränke zu machen.
Hätte jemand mit Zugang zu Labormitteln mal Lust auszuprobieren, ob die Zugabe von Aktivkohlemehl zu Zuckermaische mit Turbohefe wirklich eine Steigerung des Endalkoholgehaltes und/oder ein saubereres Endprodukt erbringt?

Gruß
Pompf
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Fruchtweinkeller
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Turbohefe mit 23%

Beitrag von Fruchtweinkeller »

Ich muß passen. Laborzugang habe ich zwar, aber wir sind ausgestattet für eine Analyse von Gärungsnebenprodukten. Ansonsten würde ich einfach mal einen Test mit einem Rundfilter empfehlen (zur Not auch Kaffeefilter) ob die Kohle vernünftig entfernt werden kann. Ich vermute sie soll nicht mit destilliert werden?
Ansten denke ich auch das die Kohle irgendwelche toxischen Nebenprodukte binden soll, der gleiche Effekt wie Heferinde als "Heilmittel" bei Gärstockungen.
Interessant ist die Frage wie teuer das ganze wird. Aktivkohle zerkleinern kann man sicherlich auch zu Hause ;)
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Pompf
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Turbohefe mit 23%

Beitrag von Pompf »

Lies mal den Link.
Neben der Kohle werden auch einige andere Tricks angewendet. Leider sind die Tricks in der Summe wohl recht teuer, so daß die 23% Hefe deutlich teurer wäre als die 20%. Allerdings sollen die Ergebnisse auch mit Hobbymitteln verläßlicher sein als bei der 20% Hefe, d.h. die 23% sollen so gut wie immer erreicht werden.
Ein paar Tester haben bereits Ansätze damit laufen.
Geht wohl ab wie der Teufel.
Allerdings gilt auch hier, daß die Hefe für Obst denkbar ungeeignet ist, da sie absichtlich kaum Geschmack produziert und die Nährmischung auf reine Zuckermaische ausgelegt ist.
Trotzdem interessant zu sehen, wie weit man Hefe treiben kann.
Ich bin mal gespannt auf die Ergebnisse.
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Josef
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Turbohefe mit 23%

Beitrag von Josef »

Ich habe zwar nicht vor einen Wein mit 23% herzustellen, es würde mich aus reiner Neugier doch interessieren was daraus wird.
Also unbedingt berichten!
Pompf
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Turbohefe mit 23%

Beitrag von Pompf »

Werde ich tun.
Kannst Du aber auch selbst verfolgen:
groups.yahoo.com/group/Distillers/
Pompf
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Turbohefe mit 23%

Beitrag von Pompf »

Fruchtweinkeller hat geschrieben: Ansten denke ich auch das die Kohle irgendwelche toxischen Nebenprodukte binden soll, der gleiche Effekt wie Heferinde als "Heilmittel" bei Gärstockungen.
Hierzu habe ich noch folgendes bei einem US Brauaustatter gefunden:

Still Spirits Turbo Sugar:
This blend of sugars and carbon has been developed specifically for use with Still Spirits Turbo yeasts. This special blend of carbons continually treats the wash during fermentation to ensure less by-products in the final wash (see note below). The fact that the by-products are removed as soon as they are produced ensures there is no cumulative effect of yeast absorbing the fermentation by-products while working on the remaining sugar and then producing new by-products. This would be similar to the situation where a neutral food was grown in strong flavoured or contaminated soil.

Distilling a cleaner wash not only reduces the direct distilling by-products but also reduces off flavours from cooked by-products.
The wash should be treated with Turbo Clear prior to distilling.


Unsere Vermutung war also richtig. Ob das jetzt aber nur dem Brenner zugute kommt, oder ob auch der reine Zuckerwein dadurch besser schmeckt, das muß ich wohl selbst mal ausprobieren.
skookum
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Turbohefe mit 23%

Beitrag von skookum »

Tach auch,
Das Problem ist,daß die meisten dieser Turbohefen aus
dem 'alcohol for fuel'sector kommen.Und während der Gärung unheimlich viel Wärme freisetzen.Neueste Generationen haben eine Temperaturbeständigkeit bis 43°C.Dabei werden die Hefen jedoch gestresst und bilden eine Menge unerwünschter Beiprodukte.
Obst,bei diesen Temps vergoren schmeckt scheusslich.
Aktivkohle auf der anderen Seite soll diese Schadstoffe adsorbieren.Da besteht wiederum das Problem,das wenn man die Kohle beim Brennen erhitzt,die adsorbierten Schadstoffe wieder freigesetzt werden.Und es ist aufwendiger,die Kohle vor dem Brennen rauszufiltern,als schlechten Fusel durch Aktivkohlefilter zu leiten.
Desweiteren habe ich persönlich die Erfahrung gemacht,daß Amis mit ihren Zahlen gerne protzen und es da dann im Eigeninteresse nicht so genau nehmen:the bigger , the better.
Desweiteren ist es unmöglich zu ermitteln, wann die Kohle gesättigt ist und absolut keine Funktion mehr hat,ausser daß man sie mit täglichem Umrühren aufwirbelt und die ganze Suppe noch mehr verseucht.
Es gibt heutzutage verdammt gute Weinhefen,die bei Temps um die 20°C auch auf 16%alc/vol kommen und dabei ein Minimum an Schadstoffen produzieren.
Und aus ner pot-still gleich beim ersten mal nen
amtlichen Obstler abgeben.
Grüße
skookum
Wolf
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Turbohefe mit 23%

Beitrag von Wolf »

Hallo Shookum,

sind das jetzt Deine Erfahrungswerte?

Grüße
Wolfgang
skookum
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Beitrag von skookum »

Tach auch Wolf,
Klar sind dies meine Erfahrungswerte.
Eine echt gute Seite findest du hier:http://homedistiller.org/
Da klickst du oben das gelbe Kästchen distilling an,
dann polishing neutral.
Du musst allerdings die englishe Sprache beherrschen.
Im Bezug auf Turbohefen: G. Strand selbst,der Hersteller dieser kleinen 'Killerhefen',gibt an,daß seine 14% Alcotech Hefen wesentlich weniger Schadstoffe produzieren und einen reineren Alk herstellen als die 24 und 48 Stunden Versionen mit
18,bzw. 20% alc/vol.Aber da kannst du ja eigene Versuche machen.Vergäre mal die gleiche Maische in zwei Gärbottichen.Einmal mit Turbohefe,einmal mit ner guten Weinhefe.Gib beiden ein Monat Zeit und probier mal danach die Maische.
Die mit der Turbohefe wird besch.... schmecken.
Und bekanntlich ist die Qualität des Destillates abhängig von der Qualität der Maische.
Grüße
skookum
Wolf
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Turbohefe mit 23%

Beitrag von Wolf »

Hallo Shookum,

ich habe schon zweimal mit einer 48er Turbohefe (~20%) gearbeitet, konnte allerdings nicht feststellen, dass sie relevante Mengen an Nebenprodukten produziert. Wollte ich zunächst auch nicht glauben, war aber so trotz Gärtemperaturen nahe 30°C. Da ich kein Analysengerät habe, musste ich mich natürlich auf meinen Geschmack verlassen und auf das Thermometer.
Danke für den interessanten Link.

Grüße
Wolfgang
Wolf
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Turbohefe mit 23%

Beitrag von Wolf »

Hallo Shokoom,

muss da nochmal nachhaken, was die Behandlung mit Aktivkohle anbetrifft. Wenn, hat das natürlich keinen Sinn, den Rohbrand mit Aktivkohle zu versetzen, eine Weile einwirken lassen und dann brennen. Klar musst du vorher die Aktivkohle mit den adsorbierten Stoffen filtrieren.
Welche Erfahrungen hast du mit der Behandlung mit Aktivkohle gemacht?

Grüße
Wolfgang
skookum
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Turbohefe mit 23%

Beitrag von skookum »

Tach Wulf,
Vom Beimengen der Aktivkohle in Maische oder Raubrand kann ich nur abraten.Selbst mikroskopisch kleine Partikel haben unmengen an unerwünschten Nebenprodukten adsorbiert.Diese werden dann,wenn nicht komplett rausgefiltert, beim Brennen die Schadstoffe wieder freigeben und alles war umsonst.
Hast du schon mal versucht, Maische zu filtern?
Die einzige wirkungsvolle Möglichkeit, Aktivkohle einzusetzen ist,sie in eine Röhre zu tun und den Feinbrand dann da durchlaufen zu lassen.
Dabei ist es extrem wichtig,daß die Kohle nie trockenläuft.Viele raten an, am Anfang an mit Wasser zu befüllen und dann den zu filternden Alk oben auf.
Ich befülle von Anfang an mit Alk,ziehe aber den ersten Liter Filtrat in ein separates Glas und kippe ihn bei laufendem Betrieb einfach noch mal durch.
Danach geht es durch Schichtenfilter(steril).
Du wirst erstaunt sein,wie viel Kohle aus einem glasklaren Destillat noch rausgefiltert wird.
Mein Tip:Wenn schon Turbohefe,so kühl wie möglich vergären(ohne Gärstockung zu erwirken),den Zucker in 3 Gaben beimengen(alle 8 Std bei Turbo 24)und auch dort beim Brennen fraktionieren.Unter 50 % alk/vol
in der Vorlage alles als Nachlauf sammeln und nochmals separat gesammelt brennen.
Da ich aber Pot-still brenner bin, haben mich Aromen schon immer mehr interessiert als max. Volumen oder
max. Prozente Alk/vol.
Alles über 42-43% ist organoleptisch sowieso ein Killer und muss sowieso auf Trinkstärke reduziert werden.Und da ist Aldi-Wodka oder Doppelkorn immer
noch viel billiger und weniger zeitaufwendig.
Eine gute Seite ist noch: Schnapsbrennen als hobby
Dort gibt es ein Diskussionsforum und eins mit Fachfragen an den Betreiber.Beide haben eine SuFu.
Grüße
tjark
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