Weinherstellung zu schnell ?

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wotan
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Weinherstellung zu schnell ?

Beitrag von wotan »

Hallo „Weingeistliche“
Als Student dieser HP hab ich da mal ne allgemeine und meines Erachtens eine ungemein wichtige Frage:
Ich lese immer die aktiven Themen aufmerksam mit und sehe oft das Weine laut Aussagen der Mitglieder „zu schnell“ gemacht werden…und das dies nicht gut sei ?
Nun mittlerweile kann ich ja die Schriften des Fruchtweinkellers auswendig und mir
Ist da gleich folgender Text eingefallen – Achtung Zitat: :ugeek:

Unser Credo: Ein Wein kann ruhig schnell in die Flasche, wobei eine gewisse Lagerzeit nach dem Abstich von der Hefe vorteilhaft sein kann (siehe auch Kapitel "Abstich, Klärung und Schönung). Die weitere Reifung kann in der Flasche erfolgen, denn dort ist er optimal geschützt. Ein angenehmer Nebeneffekt: Die Gärbehälter sind schneller wieder frei für neue Ansätze.

Meiner Meinung nach ist das richtig….den jede Maische ist auf alle Fälle innerhalb 2 Wochen ausgelaugt und alle wichtigen Geschmacksstoffe sind drin! Man kann dann noch aufzuckern und ausgären lassen bis Tol.-grenze – kann – muß aber nicht…wenn man einen Filter hat und die „Hefchen“ rausfiltern kann. Dann noch schwefeln und ne Woche kühl und dunkel stellen (in den FWK-Rezepten wird auch darauf hingewiesen das man nach Selbstklärung filtern kann). Ich bin zwar auch der Meinung das eine monatelange Klärung im Ballon noch zu Geschmacksverbesserungen führt (Feinhefen)….Aber besser aufgehoben wie in der Flasche geht nicht - einfach darin Monate reifen lassen und gut ist.? :hmm:

In der Theorie sieht das dann doch folgendermaßen aus (für Wein mit 10-11%)
- 1-1,5 Wochen gären lassen (ggf. nachzuckern) => 11%
- Schwefeln und ne gute Woche kühl/dunkel
- Filtern und ab in die Flasche zur Reifung

= Wein fertig in Flasche nach 2,5 Wochen ? :o

Ich bitte um eure Meinungen, denn selbst wenn ich mir da mehr Zeit lasse, ist
das doch auch ein möglicher und auch richtiger Weg? :pfeif:
Meine Bong ist das Gärrohr :pfeif:
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Laufey
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Re: Weinherstellung zu schnell ?

Beitrag von Laufey »

Da bin ich mir eben auch nicht schlüssig.

Seh das eher prakmatisch. Will viel versuchen und wenn es mal nix wird kann ich die Plörre selbst
trinken :schlecht:

Wenn man sauber und steril arbeitet müsste dieser schnelle Abzug auf Flaschen doch möglich sein ??

Eine Meinung von erfahrenen Weinmachern wäre hier gut :roll:
Lieber Wein lesen als gar keine Lektüre
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Flocki
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Re: Weinherstellung zu schnell ?

Beitrag von Flocki »

Das ganze erscheint mir doch etwas kurz.

Am schnellsten gehen bei mir leichte Fruchtweine aus Maischegärung (und das auch nur, falls er keine Verhaltensauffäligkeiten ausweist :D, es gibt mehr Ausnahmen als normale Verläufe... )

Standzeit auf der Maische ist je nach Frucht 1-2 Wochen, dann wird abgepresst.
Dann ist die Gärung oft auch schon fast rum und die Grobhefe beginnt sich flott abzusetzen, so dass nach weiteren 2 Wochen der erste Abstich oft möglich ist.
Anschließend wird gewartet, bis sich keine nennenswerten Mengen Hefe mehr absetzten. Dauert wieder so 1-2 Wochen. (Das ist die Phase, die man beliebig in die Länge ziehen kann, falls gewünscht)
Dann schwefeln und schönen. Bis sich alles abgesetzt hat ist nochmal 1 Woche rum.
Anschließend Abschmecken, Filtern und Abfüllen.

Macht in Summe 6-8 Wochen für eine "schnelle Nummer". Alles drunter erscheint mir unrealistisch, bzw. nur unter Einsatz von vielen Filterschichten und/oder Chemiekeulen möglich.

Und auch das nur, wenn der Ansatz mitspielt, bei Met/Saftgärung und schwereren Weinen mit mehreren Nachzuckerschritten können da auch leicht 4-6 Monate draus werden, schon ohne ausgedehnte Selbstklärungsphase.

Und das wichtigste zum Schluss: Der Wein ist dann zwar in der Flasche, aber noch lange nicht fertig. Denn wie du ja richtig zitiert hast, machst du den Wein selbst ja nicht schneller, sondern verlagerst nur die Reifung vom Ballon in die Flasche. Und die sollte mindestens 6 Monate dauern!
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wotan
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Re: Weinherstellung zu schnell ?

Beitrag von wotan »

Wie Du das beschreibst ist das im groben schon richtig...und so mach ich es auch. Aber:
Ich hab mir mal einen leichten Fruchtwein gemacht "Maracuja" Siehe Rezept FWK, der Stand genau eine Woche im Ballon zur Gärung
(Geschmack: sehr trocken, Alk: ~10%)...dann hab ich Ihn geschwefelt und 1 Woche kühl gestellt (wurde sehr klar), grob gefiltert (nur 3 Schichten - 35L)
abgeschmeckt mit Fruchtzucker, säure war toll ~7,0g/l und steril gefiltert (3 Schichten)....und der war von Anfang an gut und wurde besser und besser. 8-)

Und ich sage nochmal ich mach das normal viel langsamer bis zur Alk.-Grenze usw. und ich sag auch nur das die Herstellung so schnell gehen kann....
fertig ist er dann noch genau so lange nicht wie bei normal Methode (er muß genauso reifen) :pfeif:
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Re: Weinherstellung zu schnell ?

Beitrag von Fruchtweinkeller »

Einiges was auf der HP steht würde ich heute nicht mehr so schreiben. Das Zitat gehört dazu.
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Chesten
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Re: Weinherstellung zu schnell ?

Beitrag von Chesten »

Fruchtweinkeller hat geschrieben:Einiges was auf der HP steht würde ich heute nicht mehr so schreiben. Das Zitat gehört dazu.
Warum änderst du das dann nicht ? Ist ja nicht die Bible und du bist ja nicht unfehlbar ;).

Ich finde an dem Zitat jetzt nix auszusetzten, klar es lässt Raum zur Interpretation aber im Kern stimmt das schon.
Hier sind doch schon einige "gestrandet" die noch alte Ballone voll mit Wein von Oma gefunden haben und nicht mehr wussten ob der noch gut ist da, wäre eine zügige Abfüllung wohl besser gewesen auch wenn das jetzt ein dummes Beilspiel ist weil es genau ins andere Extrem geht was du beschrieben hast wotan.
wotan hat geschrieben:(er muß genauso reifen) :pfeif:
Ob der Wein nun 3 oder 15 Wochen in Gärung spielt auch keine Rolle mehr wenn du den dann 1 Jahr im Keller vergisst, Hauptsache der schmeckt wenn man eine Flasche öffnet.
Hier findest du einen Anleitung wie man seinen ersten eigenen Wein herstellt ( Bebilderte Anleitung) :
http://www.forum.fruchtweinkeller.de/viewtopic.php?f=33&t=12175
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Re: Weinherstellung zu schnell ?

Beitrag von Fruchtweinkeller »

Chesten hat geschrieben:
Fruchtweinkeller hat geschrieben:Einiges was auf der HP steht würde ich heute nicht mehr so schreiben. Das Zitat gehört dazu.
Warum änderst du das dann nicht ? ;).
Klar, ich bin auch nicht unfehlbar, und ich habe auch einiges dazugelernt. Aber wo fängt man an, wo hört man auf? Kleine Änderungen mache ich gelegentlich, aber eigentlich müsste ich einige Kapitel komplett neu schreiben. Dazu habe ich weder Zeit noch Lust.

Speziell zu diesem Sätzchen: Die Lagerfähigkeit und der Gewinn, den der Wein dabei erfahren kann, ist ein komplexes Thema. Je nach persönlicher Vorgehensweise kann es günstiger sein, den Wein schnell in die Flasche zu bekommen, manchmal nicht. Das erörterst du aber leider nicht "mal eben" schnell in zwei Sätzen ;) Und ehe der Anfänger den fertigen Wein in einem halb leeren Ballon vergisst, sollte er lieber doch schnell abfüllen. Insofern bin ich geneigt, den Weg des geringsten Aufwands zu nehmen und es so stehen zu lassen :mrgreen:
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wotan
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Re: Weinherstellung zu schnell ?

Beitrag von wotan »

Ich finde an dem Zitat auch nichts falsch....es kommt einfach drauf an, was für einen Wein man kreieren will. (oder hat man überhaupt einen kühlen Raum zur Klärung (Jahreszeit) usw).
Ich denk bei einem leichten "Sommerwein" oder irgendwelchen Blütenweinen mit zartem nicht lange anhaltenden Aroma ist das garnicht so falsch. Einen für mich wichtigen Wein lasse ich immer
Zeit seinen Charakter Ausdruck zu verleihen (und bei Honig -für mich die Königsklasse- noch mehr!).

Im übrigen, eine Ehre wenn der Chef bei einem Thema dabei ist.

Danke für die nachdenkenswerten Komentare.
Meine Bong ist das Gärrohr :pfeif:
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