Bezeichnung >>natürlich vergoren<< auf Etikett...

Kirschwein
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Bezeichnung >>natürlich vergoren<< auf Etikett...

Beitrag von Kirschwein »

Hallo,

ich entwerfe gerade Etiketten für meinen Kirschdessertwein der dieses WE abgefüllt werden soll... und suche noch nach einem "blumigen" Text für das Rückseitenetikett.

Wenn ich schreibe "Fruchtdessertwein aus eigener Ernte mit 14,5% natürlich vergorenem Alkohol", ist die Bezeichnung dann erlaubt?

Ich will sozusagen darauf hinweisen, daß mein Kirschwein wirklich aus Kirsch-Maische hergestellt wurde, und nicht wie bei manchen billigen gekauften Fruchtweinen aus irgendwie hergestelltem Alkohol und Fruchtaroma.

Ist die Bezeichnung "natürlich vergoren" irgendwie geschützt oder so, bzw. gibt es eine festgelegte Bedeutung hierfür? Also die Kirschen sind unbehandelt (keine Pestizide), es ist einiges an gekauftem Sauerkirschnektar drin, und als Hefe habe ich eine Reinzuchthefe (Kitzinger Portwein) benutzt.

[Dieser Beitrag wurde am 10.11.2010 - 15:57 von Kirschwein aktualisiert]
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matzl0505
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Beitrag von matzl0505 »

Hallo,
Kirschwein hat geschrieben:Wenn ich schreibe "Fruchtdessertwein aus eigener Ernte mit 14,5% natürlich vergorenem Alkohol", ist die Bezeichnung dann erlaubt?
Erlaubt ist erstmal grundsätzlich alles, da du deinen Wein lt. Gesetz sowieso nicht in den Umlauf bringen darfst. Wenn du den Wein also zuhause im stillen Kämmerchen trinkts interessierts keinse Sau was draufsteht. Demnach kannst du da Kreativ sein.
Sichtwort:"natürlich vergorenem Alkohol"
Meine Intuition sagt mir, dass erstmal jeder Alkohol (wenn du genau wärst, müsstest du Ethanol schreiben, da Alkohol eine Bezeichnung für eine ganze Stoffgruppe ist) der von (Mikro)organismen (sei es Hefe oder Zymomonas mobilis) produziert wurde ein natürlicher ist. Also wäre auch ein Branntwein ein natürlicher Alkohol. Eine andere Möglichkeit an Ethanol zu kommen wäre nur die erste Oxidationsstufe von Ethan. Und wenn ich richtig informiert bin ist das für Lebensmittel sowieso nicht zulässig.
Was anderes was grundsätzlich nicht passt ist die Verbindung der Wörter "vergorenem" und "Alkohol". Im Grunde genommen wird nicht der Alkohol vergoren(was deine Aussage jedoch impliziert) sondern der Zucker.
Und da wären wir auch schon beim Stichwort.
Du gibst in deinen Wein Zucker, dh. der Alkohol ist nicht nur aus dem fruchteigenen Zucker sondern aus zugegebenem Rübenzucker. Ist das dann natürlich?
Kirschwein hat geschrieben:und suche noch nach einem "blumigen" Text für das Rückseitenetikett.
Ist zwar nicht gefragt, aber weil ich es gerade hier lese. Vom Weingesetz wird gefordert, dass auf dem Frontetikett gewisse Daten müssen und andere können. Sonst nix. Ich gehe davon aus, dass du deswegen den "blumigen Text" auch aufs Rückenetikett schreiben willst.
Jetzt habe ich vor kurzem in irgendeiner Fachzeitschrift gelesen, das das ganze sehr leicht legal umgagen werden kann. Denn wer sagt mir wo bei meiner Flasche vorne oder hinten ist? Die ist doch rund!?
Also wird das Etikett mit dem wichtigen Pflichtdaten aufgeklebt und auf die andere Flaschenseite das eigentliche "Rückenetikett" deutlich größer aufgeklebt, wodurch vorgegaukelt wird das Rückenetikett sei das Frontetikett.
Alles Definitionssache, denn nirgendwo steht, das das Frontetikett als Frontetikett erkennbar sein muss. Wie soll man auch?

gruß
Marius

[Dieser Beitrag wurde am 10.11.2010 - 17:45 von matzl0505 aktualisiert]
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Bezeichnung >>natürlich vergoren<< auf Etikett...

Beitrag von Kirschwein »

Ich hab auch ein wenig versucht zu googlen, aber nirgendwo etwas Handfestes zum Begriff "natürlich vergoren" gefunden. Nur auf meiner gekauften Weinessig-Flasche hier steht "mit 6 Prozent Säure, natürlich vergoren" :D

Und rein von der Aufmachung her würde das bei mir bestimmt niemand verwechseln, was vorn und was hinten ist. Das Front-Etikett hat die Maße 6x9 cm und beinhaltet ein schönes Bildchen von zwei Süßkirschen sowie die Angaben "Kirschdessertwein lieblich", "enthält Sulfite", "14,5% vol." und "50 cl e". Das hintere Etikett mißt 4x6 cm. Es handelt sich um 0,5-Liter Flaschen mit 66mm Durchmesser. Auch vom Text her ist eigentlich keine Verwechslung möglich, wer würde schon folgendes als Fließtext auf sein Front-Etikett schreiben:

- - - - - - - - - - - - - - -
Fruchtdessertwein aus eigener Ernte
mit 14,5% natürlich vergorenem Alkohol.

Zutaten: Süßkirschen, Sauerkirschnektar,
Wasser, Fructose, Glucose. Antioxida-
tionsmittel: Kaliumdisulfit, Ascorbinsäure.

Leicht gekühlt bei ca. 15°C genießen.

Vor Licht und Wärme schützen.

Hergestellt durch (mich) in (PLZ)(Wohnort).
- - - - - - - - - - - - - - -

Ich weiß daß das eh nur Geplänkel ist weil der Wein nicht verkehrsfähig ist, aber ich wollte halt mal etwas machen was auf den ersten Blick wie ein gekaufter Wein aussieht :)
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Beitrag von matzl0505 »

Kirschwein hat geschrieben:ich wollte halt mal etwas machen was auf den ersten Blick wie ein gekaufter Wein aussieht
Dann würde ich mir mal ein gekauftes Weinetikett ansehen.
Da hab ich noch nie gesehen, dass Zutaten angegeben sind.


gruß
Marius
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Beitrag von Kirschwein »

bei manchen Weinen sieht man's aber inzwischen doch, daß Inhaltsstoffe angegeben werden.

Besonders im "Bio"-Bereich hab ich davon schon öfter mal gehört. OK gehört halt, selber gesehn hab ichs noch nicht.

Rechtlich verpflichtend ist es nicht, das stimmt wohl. Ist rein freiwillig. Aber die Idee finde ich nicht schlecht, nachdem ich besonders aus Italien öfters mal gehört hab daß da manchmal in frei verkäuflichem Wein Inhaltsstoffe drin sind die niemand freiwillig zu sich nehmen würde wenn sie auf der Flasche stehen würden.

[Dieser Beitrag wurde am 10.11.2010 - 18:48 von Kirschwein aktualisiert]
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Bezeichnung >>natürlich vergoren<< auf Etikett...

Beitrag von Fruchtweinkeller »

für mich würde "natürlich vergoren" am ehesten "ohne Zuckerzugabe" bedeuten. Mag sein dass irgend jemand damit meint "ohne Chemie" oder "ohne Hefe". Ich halte "natürlich vergoren" sowieso für sehr unpräzise (um es nett auszudrücken), schließlich ist Wein kein "natürliches Produkt" im strengen Sinn: Wein wächst weder auf Bäumen noch entsteht er "zufällig" in der Natur.

Wie wäre es mit: köstlich, wunderbar, aus besten Früchten vergoren...
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Beitrag von Kirschwein »

Fruchtweinkeller hat geschrieben:Wein wächst weder auf Bäumen noch entsteht er "zufällig" in der Natur.
lol... hab ich dir noch keine Bilder von unserem Weinflaschenbaum im Garten gezeigt?

*duckundweg* 8-)


offenbar ist "natürlich vergoren" tatsächlich so eine leere Worthülse die alles und garnix sagt.

aber "aus besten Früchten vergoren" klingt super, ich glaube das regt noch viel mehr zum trinken an als "natürlich vergoren".

Hab mich bei Weinessig, wo sowas regelmäßig draufsteht (s.o.) schon immer gefragt, was die mit "natürlich vergoren" meinen... wahrscheinlich einfach nur daß die Essigsäure nicht --> durch rein industrielle Herstellung entstand sondern durch echte Essigsäurebakterien... somit würde analog "natürlich vergoren" zumindest auch bei meinem Kirschwein faktisch zutreffen, da ich halt in meinem Keller (noch) keine Anlage zur industriellen Ethanolsynthese stehen hab ?-|

...aber du hast mich da auf was gebracht mit den "besten Früchten", ich glaub das übernehm ich so :shock:
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Bezeichnung >>natürlich vergoren<< auf Etikett...

Beitrag von fibroin »

Ich würde aber auch freiwillig nicht die Zutaten auf dem Etikett angeben. Das gibt bei empfindlichen Trinkern ständig dumme Nachfragen. Allein die Sulfit-Angabe hat bei mir schon für einige Gespräche gesorgt. :?:
Wenn du dich wohlfühlst, mache dir keine Sorgen. Das geht wieder vorbei.
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Beitrag von Kirschwein »

Ich finde trotzdem, daß eine generelle Verpflichtung die Inhaltsstoffe auf dem Etikett aufzuführen nicht schaden könnte. Das könnte auch dazu führen, daß Weine nicht "gepanscht" werden. Zwar werden ja insbesondere deutsche Weine regelmäßig streng geprüft, aber ich hab vor ner Weile eine Doku gesehn darüber, daß besonders manche italienische Winzer ihren Traubenweinen Stoffe zusetzen, die wirklich im Wein nix zu suchen haben. Kann mich nicht genau daran erinnern was genau die da reingepanscht haben, Tatsache ist jedoch daß die Weine so in den Handel gelangt sind und (zumindest in Italien) selbst von großen Supermarktketten vertrieben werden.

Man könnte es ja so machen, daß nur die Inhaltsstoffe die im fertigen Produkt in nennenswerter Konzentration drin sind zu Pflichtangaben werden.

Das hieße z.B. auch, daß Wein-Schönungsmittel deren Namen sich eher abstoßend lesen auf dem Etikett, wie z.B. Hausenblase oder Kieselgur, die aber (so gut wie) nicht im fertigen Wein enthalten sind, trotzdem weiterhin nicht auf dem Etikett erscheinen.

Jedenfalls, ich werd trotzdem die Inhaltsstoffe meines Kirschweins auf die Etiketten schreiben, erstens weil sie überschaubar sind, zweitens weil man vielleicht mal mit gutem Beispiel vorangehen sollte :shock:
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Beitrag von matzl0505 »

Kirschwein hat geschrieben:wahrscheinlich einfach nur daß die Essigsäure nicht --> durch rein industrielle Herstellung entstand sondern durch echte Essigsäurebakterien...
Das ist genauso nicht Erlaubt, wie beim Wein.
Ich denke das heißt entweder es wurde einfach im Fass mit Essigmutter vergoren (also kein Essigreaktor oder es soll heißen, dass es reiner Wein/Apfel/ was weiß ich Essig vermentiert wurde und kein Essig aus Branntwein zugesetzt wurde. Vielleicht wurden auch keine Essigbakterien zugesetzt sondern wild fermentiert.
Ein weiterer Kritikpunkt ist das Wort vergoren. Die Umwandlung von Alkohol(Ethanol) in Essigsäure(Ethansäure) ist keine Gärung, sondern eine unvollständige Oxidation(Atmung). Wie du siehst, auch hier wieder eine unsaubere Bezeichung die nicht leicht zu erklären ist.

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Beitrag von Kirschwein »

matzl0505 hat geschrieben:Das ist genauso nicht Erlaubt, wie beim Wein.
wird vielleicht langsam zu "off topic" - aber ich hab mal im Fernsehen gesehen, daß es (ich glaube in China) Versuche gibt, "Kunstwein" herzustellen... weil dort die Wein-Nachfrage sprunghaft gestiegen ist und China kein klassisches Traubenwein-Anbaugebiet ist...

also Wein der nie ein Gärfaß gesehen hat, sondern gemixt wird aus synthetischem Industrie-Ethanol, Glycerin, Zucker, künstlichem Weinaroma und Lebensmittelfarbstoff. Da sollte sich eigentlich jedem Weinfan aus Prinzip der Magen umdrehen und nach deutschem Recht ist das eh nicht erlaubt... und da in dem TV-Bericht hatten sie auch einen Sommelier der auf Anhieb den Unterschied herausgeschmeckt hat... will nur sagen, sowas gibt es...
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Beitrag von matzl0505 »

Kirschwein hat geschrieben:China kein klassisches Traubenwein-Anbaugebiet ist...
Da irrst du dich aber gewaltig.
Für uns vielleicht unbekannt, aber bereits 1999/2000 hatte China mit 240 000 Hektar mehr als das doppelte an Rebfläche als Deutschland (102 000 Hektar)

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