Muskateller-Rekordernte steht an...

Kirschwein
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Muskateller-Rekordernte steht an...

Beitrag von Kirschwein »

Hallo,

wollte mal fragen ob bei euch die Rebstöcke dieses Jahr auch so voll hängen wie bei mir... :o

Bild

also, für unser eher rauhes Klima hier in Norddeutschland ist das schon sehr beachtlich, vor allem auch da wir erst letztes Jahr eine (bisherige) Rekordernte hatten. Normalerweise neigen ja auch Weinreben dazu zu alternieren, also folgt auf ein ertragsstarkes Jahr oft ein eher ertragsschwächeres Jahr. Aber nicht so dieses Jahr, in Wirklichkeit hängt der Rebstock sogar voller als letztes Mal.

Naja gut, ich lasse ihm auch gute Pflege zukommen. Er bekommt jetzt jedes Jahr ein wenig Chlorose-Mittel am Anfang der Vegetationszeit (da wir Kalksandstein-Mauerwerk haben, führt das im Erdreich zur Bildung von Eisenkalk-Komplexen, was zu einer Kalkchlorose aufgrund von Eisenmangel führen kann und in vergangenen Jahren auch geführt hat). Außerdem spritze ich gegen Mehltau und jetzt diesen Sontag hab ich erst Bacillus Thuringiensis gespritzt gegen Sauerwurm. Ich bin eigentlich sonst kein Fan von übermässig viel "Chemie", aber in den letzten 6-8 Jahren wo ich mich um den Rebstock immer intensiver gekümmert habe, habe ich es geschafft ihn von einem kümmerlichen, voll mit Mehltau überwucherten Gewächs mit sauren, wurmstichigen Beeren zu dem hochzupäppeln was man hier auf dem Bild sieht.

Das einzige was ich mir noch ein bisschen anlesen muss, ist Reberziehung... weiß nicht ob der Fachmann das erkennen würde auf so einem Bild, aber ich bin bisher nie dazu gekommen mir da wirklich was anzulesen zu dem Thema und in die Tat umzusetzen. Aber auch ohne dieses Wissen kann ich ja scheinbar nicht alles falsch gemacht haben... :mrgreen:
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Holger
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Re: Muskateller-Rekordernte steht an...

Beitrag von Holger »

sieht gut aus. aber die ernte wird sich noch hinziehen? die werden doch bestimmt noch nicht reif sein. wieviel kg holst du da in etwa runter? und wieviel liter gibt das ;)
Onza
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Re: Muskateller-Rekordernte steht an...

Beitrag von Onza »

Da ich auch aus Niedersachsen komme und unsere Rebe ebenfalls extrem voll hängt, bin ich davon überzeugt, dass es am Wetter liegt.

Wir pflegen unseren Weinstock mehr wie eine Zierpflanze. Nur Wasser und etwas Dünger. Fertig.

Aber der fehlende Frost im Frühjahr (die kalte Sophie ist ausgefallen) dürfte für den Traubensegen verantwortlich sein. Der Wein ist nicht die einzige Pflanze, die in diesem Jahr überreichlich trägt.
Kirschwein
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Re: Muskateller-Rekordernte steht an...

Beitrag von Kirschwein »

naja "anstehen" ist vielleicht übertrieben... obwohl, die alten Römer haben ja aus dem Saft von unreifen Trauben sogar ein Würzmittel zum kochen hergestellt (hab den Namen grad vergessen) :mrgreen:

Aber unsere Trauben werden schon noch ein paar Monate brauchen, sind ja rote Trauben und dazu noch eine recht späte Sorte. Sie haben sich ja noch nicht mal geläutert bis jetzt, wie man auf dem Bild sehen kann.

Geerntet wird meistens um den ersten Bodenfrost herum, das ist in der Regel Ende Oktober/Anfang November. Die Hauswand auf dem Bild befindet sich über einem Garagendach, also kann der erste oder zweite Bodenfrost da nicht viel Schaden anrichten.

Letztes Jahr hatte ich genug Weintrauben für etwa 11 Liter Wein (fertiges Endprodukt auf Flaschen). Wenn alles gut geht, denke ich dieses Jahr wird es ähnlich sein. Ich mache aus den Trauben bisher immer Roséwein, für wirklichen Rotwein haben sie eh nicht genug Farbstoff und wegen unseres Klimas hier sind sie trotz eines beachtlichen Mostgewichts von letztes Jahr 70°Oe zu gerbstoffhaltig. Obwohl ich diesmal vielleicht den Wein doch mal ein paar Wochen auf der Maische lassen will und dann nachher das was an Gerbstoffen zuviel ist mit Gelatine fällen.

Aber schaun wir mal. Bislang sieht's alles sehr gut aus... ;)
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Kuli
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Re: Muskateller-Rekordernte steht an...

Beitrag von Kuli »

Na, das sind ja eine Menge Trauben :clap:
Womit düngst und spritzt Du den Wein?
Ich bin ja in Sachen Weinschneiden mit Sicherheit kein Profi jedenfalls mache ich es ganz anders als die Literatur vorgibt. Vielleicht liest du Dich in Sachen Weinschnitt etwas ein...es gibt im Netz einige gute Seiten.
Kein Genuss ist vorübergehend, denn der Eindruck den er hinterläßt, ist bleibend. J.W. von Goethe
Onza
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Re: Muskateller-Rekordernte steht an...

Beitrag von Onza »

Was macht dein Wein?

Bei uns ist schon sehr viel dunkelblau. Leider kann ich nicht sagen, welche Traube es ist. Als ich den Wein vor 15 Jahren gepflanzt habe, habe ich leider das Schild entsorgt. Damals dachte ich noch nicht daran, jemals für die Weinherstellung zu produzieren.

Heute habe ich, via "Beerenauslese" die ersten 15 Kilo geerntet. Gefühlt würde ich sagen: Da sind noch weitere 15 Kilo dran.

Wenn ich länger warte, so meine Erfahrungen aus den Vorjahren, holen sich die Amseln alles. Aber solch eine Menge wie in diesem Jahr hatten wir gefühlt noch nie.
Tompson
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Re: Muskateller-Rekordernte steht an...

Beitrag von Tompson »

Tja, über den Schnitt läßt sich einiges verbessernd verändern ;-)
Ohne Schnitt wird der Stock zwar immer wieder Traubrn bilden aber die werden immer kleiner (bzw die Beeren) und die Werte der Trauben werden irgendwann auch immer unbrauchbarer.

Farbumschlag ist bei den Blauen Trauben hier in Deutsch-Sibirien fast abgeschlossen und das ist der letzte Moment, die Trauben einzunetzen, sonst sind sie weg. Die Amseln holen hierzulande keine Jobeeren oder anderes Beerenobst aber Trauben kennen sie sonst nicht ... ?-| :twisted:
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Re: Muskateller-Rekordernte steht an...

Beitrag von Onza »

So, und nun brauche ich einen Tipp von euch, wie ich weiter vorgehen soll.

Wie bereits oben geschrieben, habe ich gestern einen Schwung roter Trauben als Maische angesetzt. Heute kommt mein Herzallerliebster auf die Idee, dass es doch gerne ein Rosé werden solle. Oje - 24 Stunden auf Maische, arg spät, aber Hefe war noch nicht drauf. Heute also abgepresst. Das nennt sich Liebe.

Vorab: Der frische Saft ist super lecker. Kein Vergleich zu Traubensaft aus der Konserve!

Wie üblich nehme ich an dieser Stelle die Messung vor. Oechsle und Säure. Ergebnis: 130 Oechsle und 12 g Säure. Ohne Gewähr. Qualifizierte Schätzung.

Oechsle - mehr als erwartet, aber die Säure bereitet mir Kopfzerbrechen. Rotwein mit Wasser strecken - nee. Weinsäure ausfällen? Ok, aber wie und wann?

Und genau da würde ich mich über Tipps und Tricks freuen. Wie würdet ihr jetzt vorgehen?
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Re: Muskateller-Rekordernte steht an...

Beitrag von Fruchtweinkeller »

Aus der Ferne können wir dir die Entscheidung sicher nicht abnehmen ;)

Aber die Theorie ist dir bekannt?

http://www.fruchtweinkeller.de/traubenw ... saeure.htm
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Re: Muskateller-Rekordernte steht an...

Beitrag von Onza »

Oh je - da habe ich bisher zu flüchtig gelesen.

Meine Lektüre für den Abend!
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Re: Muskateller-Rekordernte steht an...

Beitrag von Onza »

Also:

Ein erstes Querlesen am gestrigen Abend hat bei mir zu folgender Erkenntnis geführt: Ruhe bewahren. Der Tag nach dem Abpressen ist nicht der richtige Tag um die Säure einzustellen (bei Traubenweinen!). Das beruhigt schon mal.

Jetzt werde ich erst einmal abwarten, wie sich der Saft entwickelt. Er schäumt zumindest schon mal heftig. Weitaus gärfreudiger als die Fruchtweine.
Kirschwein
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Re: Muskateller-Rekordernte steht an...

Beitrag von Kirschwein »

Hallo,

inzwischen ist hier der Farbumschlag der roten Trauben voll im Gange, wie man auf den Bildern sehen kann:

Bild Bild

Ausserdem sehen auch die weißen Trauben durchaus lecker aus, auch wenn ihnen noch so 10-20°Oe. fehlen um wirklich verzehrfertig zu sein (mangels Masse mache ich daraus keinen Wein, sondern sie dienen einfach dem Mundverzehr als "Tafeltrauben" ;) )

Bild

Wie man auf dem zweiten Bild erkennen kann, habe ich behutsam ein wenig die Traubenzonen entblättert (das erste Bild zeigt einen Teil des Rebstocks vor der Entblätterung) damit die Beeren jetzt noch ein bisschen direktes Sonnenlicht bekommen, und um die Belüftung zu erhöhen um bei diesem dichten Bewuchs die Gefahr von Fäulnisbildung zu verringern.

Morgen werde ich wieder das Vogelnetz aufspannen. Momentan kreisen zwar noch keine Vögel über den Reben, aber ich bin die nächsten zehn Tage danach nicht da und bis dahin sind die Trauben mit Sicherheit schon so weit dass die Vögel daran Gefallen finden werden. Vogelbiss war in den Jahren bevor ich das Netz gespannt habe in der Tat immer ein Problem, und in manchen Jahren haben die Biester die Hälfte der Ernte weggeknabbert. :evil: Da der Rebstock an einer hohen Hauswand mit einem acht Meter hohen Giebel wächst, ist das Anbringen des Netzes immer ein besonderes Vergnügen... :? nur was für Schwindelfreie, weil ich dazu mit der Leiter bis rauf auf den Dachfirst muss... da wird das Netz dann an der Giebelkante fixiert mit selbstgebauten kleinen Holzschienen, die einfach auf die Giebelkante draufgesteckt werden.

Was die Reberziehung und den Rebenschnitt angeht: ich hatte mir schon mal ein Buch über Reberziehung gekauft (ich meine es war "Hobby-Winzer" von Gerd Ulrich, bin mir aber nicht sicher), aber leider bin ich daraus beim ersten Überlesen einfach nicht schlau geworden, da es sich wohl eher an diejenigen richtet die schon ein bisschen Vorbildung haben bei sowas, und eher nicht an den "geübten Laien".

Nichtsdestotrotz, wie man sehen kann, sind meine Trauben durchaus gut geraten. Und ich schaffe es immerhin hier im rauhen norddeutschen Klima, an einer Ostwand wo nur Morgensonne hinkommt blaue Trauben so ausreifen zu lassen, dass die bei der Ernte (so wie letztes Jahr) 75 °Oe. und mehr haben. Sicher kann man da noch einiges verbessern, und ich hatte mir auch für die nächste Zeit fest vorgenommen doch nochmal ein bisschen was über Rebschnitt nachzulesen. Aber man muss auch bedenken wo der Rebstock "herkommt"; bevor ich mich vor ca. sechs Jahren der Pflege angenommen habe (insgesamt ist er um die 35 Jahre alt), war das ein kümmerliches, stets von Mehltau befallenes Gewächs mit von Chlorose vergilbten Blättern und blassen, sauren Trauben die selten mehr als 40°Oe hatten. Dem gegenüber denke ich dass der Rebstock heutzutage sehr gesund aussieht...

Erntezeit ist bei den blauen Trauben übrigens immer so ca. Anfang November, um den ersten Bodenfrost herum. Die weißen Trauben sind demgegenüber immer so Ende September/Anfang Oktober verzehrfertig.
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