Bildbericht: Mein Quittenwein

Tompson
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Bildbericht: Mein Quittenwein

Beitrag von Tompson »

Es wird Zeit, wieder einmal etwas vernünftiges beizutragen. Fibroin hats mit Traubenwein vorgemacht, für Anfänger ist es von Vorteil, die Zubereitung bildlich aufgearbeitet sehen zu können :shock:

Mein Quittenwein ist alle, es wird hohe Zeit, neuen anzusetzen. Quitte-Ingwer ist eine Mischung, die ich neben Sauerkirsche als meinen Lieblingswein ansehe. Leider - auch wieder wie bei Kirschen - nicht ganz ohne Arbeit ;)

Zerept
Allerdings gehe ich nach 7 Jahren etwas entspannter vor, Blutorange und Zitrone fehlen, Mengen geraten frei Schn***e ...

Was willst Du mit dem Dolche, sprich?
Quitten häckseln, gar fürchterlich!

:D

Aber fangen wir am Anfang an.


Meine Quitten wurden am 29.10. geerntet, dann fielen sie zu Hauf vom Baum. Verarbeitung am 25.11. - das hat Zeitgründe aber Quitten dürfen ruhig etwas lagern. In der roten Wanne die handgepflückten Konstantinobler meines eigenen Baumes, in der weißen Wanne die aus der "Farm" meines Nachbarn. Letztere kleiner, oft reifer aber teils nur geschüttelt (schawieriges Gelände), daher natürlich Ausfälle.
Beide Wannen waren voll, hier ist bereits die Menge des Fotoshootings verarbeitet ... Grüne Früchte, wie auch zu sehen, blieben zurück.


Dann kommt die Planscherei. Man sieht, Wasserwechsel ist öfter notwendig. Alle Haare abschrubben. In meinem Falle - vollreife Frucht - gar kein Problem.


Das Schneiden empfinden viele als Qual. Natürlich benötigt man ein ordentliches Messer aber unsereiner ist noch mit Holz hacken und Kohlenschaufeln aufgewachsen, ich sehe da mit Mitte Dreißig kein Problem. ;) Ein Tip - mir scheint, wenn man die Quitte auf die Blüte stellt, schneidet es sich erheblich leichter. Allerdings mit rechts in meinem Falle aber ich habe auch beim Fotografieren nur zwei Tentakel ...
Große Früchte schneide ich in Achtelscheiben, kleine werden nur geviertelt. Faulstellen schneide ich heraus, ansonsten aber kommt alles ...


... in den Topf.
Oft gefragt wurde hier nach der Füllstandsmenge des Wassers. Das sehe ich vollkommen praktisch: Ohne Wasser verkohlen die Quitten und wenn sie nur halb im Wasser liegen, werden die unteren weich, die oberen eher nicht. Also fülle ich fast auf. In diesen Topf gehen auf etwa 8 große Quittenn anderthalb Liter Wasser. Geschmack bleibt da schon noch übrig. Irgendwo muß ja auch der Saft herkommen ...


Kurz noch eingeschoben: Es kam de Frage auf, ob Quitten, die (leichten) Frost erleben, nicht so oder so eklig werden würden. Bitte selbst eine Meldung bilden, meine Quitten haben am Baum so an die dreimal Nachtfrost bis -3°C erlebt. Ich sehe nichts ekliges.
Allerdings bereits eine Woche später (nämlich gestern abend) war die Faulrate sehr gesteigert, ich mußte viel wegschneiden und das Innere war oft sehr bräunlich verfärbt. Aber man muß ja nicht solange wie ich aufs Verarbeiten warten, oder?


Irgendwann hat man alles gekocht. In meinem Falle hat das Kochen sehr viel länger gedauert als das Schneiden, auch wenn 2 Töpfe mit geholfen haben. Weich heißt bei mir, das Messer geht wie in eine Kartoffel beim selben Vorgang hineinzubohren. Nur riecht es beim Quittenkochen erheblich besser!
Das steht dann über Nacht zum Abkühlen im Keller. Bevor ich am Morgen darauf auf Arbeit fahre, rühre ich in das noch handwarme Zeugs Antigel ein. Vielleicht wäre eine Wanne hierfür besser, denn mit Rühren ist in dem Kübel nicht viel zu machen.
@Andreas
Ich weiß offen gestanden nicht, ob sich das Enzym auch ohne Rühren von alleine verbreitet? Nie Gedanken darüber gemacht ...


Am Abend kommt das Abpressen. Gerne :D darf die Maische auch 2 Tage stehen, denn das Zeug ist gekocht. Wilde Gärung oder Schimmel hat da nicht gleich eine Chance. Wohl aber das Aroma.
Mit meiner Spielzeugpresse wird der Trester nicht so trocken wie wünschenswert, man muß sich arangieren ...
Aus dem Inhalt des blauen Kübels ergaben sich 8 Liter, davon mußte ich anderthalb für Gelee an mein Mütterchen abtreten. Macht nix, wie gesagt, gestern wurde noch eine zweite, größere Fuhre gekocht.


Nach der Übung mit den Quitten ist das Gemetzel am Ingwer ein Kinderspiel. In diesem Falle ist man dem Trübstoffproblems enthoben, denn die Schnipsel schwimmen auf der Weinoberfläche und leiten das böse küchenverunstaltende COzwo ab.
--> Wer meiner Querverbindung nicht folgen kann: Ich hatte schon öfter Schaumunfälle. Nun sollte ich üben, denn im Februar will ich Küche renovieren. Egal ob Holunder oder relativ farblich harmlose Quitte, der Wein soll ab jetzt IM Ballon bleiben ;)


Und nun noch die ultimative Definition des Begriffes vollreif
Das hätte ich auch nicht erwartet. Dreieinhalb g/l Säure. Freilich, da kam Wasser unter die Quitten aber sonst ja auch. Mein nächstniedrigster Wert lag mal bei 6 g/l ...
Ich habe zunächst mit Milchsäure und dann mit Zitronensäure aufgesäuert - vollkommen ungewohntes Gefühl übrigens, wann hatte ich das das letzte Mal :?: .
Für die zwote Fuhre grüble ich nun, ob ich auf Zitronen und Blutorangen zurückgreife ... Obwohl ersteres auch nichts anders als Ztronensäure ist, nur schlechter dosierbar und letzters nicht genug Säure mitbringen dürfte ...
?-| Mhhhh
Was meint Ihr???







[Dieser Beitrag wurde am 02.12.2011 - 10:01 von Tompson aktualisiert]
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Beitrag von JasonOgg »

Schön gemacht Tompson :shock:

Der Ingwer sieht aus wie Kartoffel 8-)

Ähnliche Säurewerte hatte ich auch, daher habe ich die zweite Fuhre mit sehr wenig Wasser gekocht und dafür die harten Schnipsel von oben untergührt. Außerdem waren die kleiner.
Hilft Die aber nicht viel ?-|

Jetzt nach Zierquitten zu suchen ist wahrscheinlich vergeblich :(

Professore hatte die tolle Brombeermischung, bringt auch Säure (immerhin kam ich auf fast 6g/l).
Hilft Die wahrscheinlich aber auch nicht.

Hattest Du in Hausen Felidas "Blanken Wahnsinn" probiert? Mit Grapefruit? Das bringt mehr Geschmack als Zitrone, nämlich Bitterstoffe, könnte aber die Quitte totmachen.

Letzte Möglichkeit, mach einen "Fibroin". Niedriger Alkoholgehalt, dann brauchst Du nicht so viel Säure. Du hast doch einen Filter.
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Bildbericht: Mein Quittenwein

Beitrag von fibroin »

Eine sehr hilfreiche Dokumentation. Ähnlich gehe ich auch vor, nur ich koche die Quitten in einen 30 l Einmachtopf mit Gaskocher. Das geht zügiger. Den Wasserstand halte ich auch ziemlich hoch.
Wenn du dich wohlfühlst, mache dir keine Sorgen. Das geht wieder vorbei.
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Bildbericht: Mein Quittenwein

Beitrag von Ehli »

Ute ist ja extrem tolerant :D aber pressen hätte ich in der Küche nie dürfen. :schlecht:
Saubere Doku. Knipse geht noch? So wie ich immer ausschaue bei der Arbeit wär die sicherlich total verbeppt :mrgreen:
Gruß Andy
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Bildbericht: Mein Quittenwein

Beitrag von 420 »

Schön dokumentiert. TOP

Viele Bilder und dann noch die genaue Vorgehensweise … ist gerade für Anfänger des Quittenweins immer hilfreich.

Meine Frau lässt mir ja auch so ein paar Freiheitsgrade, aber in ihrem Reich.... keine Change.

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Beitrag von Tompson »

Meine Wenigkeit war zuerst da, dann kam die Küche und dann das Hobby. Meine GG stieß zuletzt dazu ;) Ich habe sogar Aufenthaltsrecht für 3 Ballons in der Küche :)

Mal im Ernst, es gibt keinen anderen geeigneten Raum in einer DHH ... und ich bin ein reinlicher Mensch ;) Daher kann ich auch noch knipsen, der Apparat nicht verschmantet. :)

Da Küche, auch kein Gaskocher und kein größerer Topf. Wäre aber tatsächlich schneller, wenn man alles in einem Rutsch aufkochen könnte.
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Beitrag von Fruchtweinkeller »

Prima!

Ich habe diesen und einige andere "Bildergeschichten" mal festgepinnt damit sie wieder gefunden werden und nicht früher oder später untergehen. So ganz glücklich bin ich mit der Lösung nicht, aber für den Moment fällt mir nichts passenderes ein um diese Beiträge zu würdigen.
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Beitrag von 420 »

@Fruchtweinkeller

Besteht vielleicht die Möglichkeit so etwas wie eine kleine wikipedia ein zu führen.

Themenpunkte,
Unterthemenpunkte
Beiträge
ggf. Linkliste, Bildergalerie usw.

Ich kenne es auch aus anderen Foren, wo so etwas praktiziert werden konnte. Da konnte man gerade solche Beiträge würdigen bzw. für andere leicht auffindbar machen.

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Beitrag von geognost »

@thompson

Inspiriert durch dein Rezept hatte ich Ende November quitte/ingwer angesetzt. Den Zucker gebe ich immer in kleinen Mengen zu. Was mir auffällt ist, dass bei aufgezehrtem Zucker ein deutlicher Gärungsböckser zu riechen ist, der bei Zuckerzugabe immer wieder verschwindet. Bisher ist die Mischung noch nicht als große Geschmacksexplosion zu bezeichnen aber das will in dem Stadium noch nichts heißen!!

Gruß geognost
Tompson
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Bildbericht: Mein Quittenwein

Beitrag von Tompson »

Solche merkwürdigen Gerücher habe ich desöfteren schon gehabt. Beim Filtern kommt ja massig Luft an den Wein, vielleicht beseitigt das dann auch einen leichten Anflugböckser ... denn später ist er weg.

Hier könnte es durchaus sein, das die Blutorangen und Zitronen dafür verantwortlich sind. Bei mir war es malextrem beim Grapefruitmelomel ...
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Beitrag von Kirschwein »

Hallo Tompson,

das sieht ja ganz interessant aus, und im Grunde bin ich bei meinen Quitten genauso vorgegangen wie du (abgesehen davon daß meiner ein reiner Quittenwein ist ohne andere Früchte, Gewürze oder Aromen). Allerdings habe ich sie mit etwas weniger Wasser gekocht. Ich hab zwei Kochtöpfe genommen die jeweils so um die 5-10 Liter Fassungsvermögen haben und die geschnittenen Quitten dann aufgefüllt mit einer "Pfütze" Wasser sodaß sie nicht anbrennen konnten, und hab sie dann zugedeckt kurz aufkochen lassen. Das wenige Wasser hatte m.E. den Vorteil daß der gewonnene Most am Ende nicht verwässert war und ich den Ansatz einfach nur mit ein wenig Wasser auffüllen musste um einen passenden Säuregehalt zu haben.

Allerdings hatten unsere Quitten, obwohl auch vollreif (d.h. sie fingen an von alleine vom Baum zu fallen), so um die 12 g/l Säure. Kann es sein daß Quitten mit der Lagerung ähnlich wie viele Apfelsorten Säure abbauen und milder werden? :?: Naja und außerdem haben wir Birnenquitten, nicht Apfelquitten, vielleicht haben die einfach standardmäßig mehr Säure.

Jedenfalls, ich habe sie noch am Erntetag verarbeitet weil ich mir dachte daß somit die feinen spritzigen Aromen am besten erhalten bleiben.

Ich hab übrigens genau die gleiche Spindelpresse wie du... meine hat 6 Liter Fassungsvermögen, und eigentlich war der abgepresste Trester einigermaßen trocken. Kann auch daran liegen daß ich nach dem Kochen jede Menge Antigel unter den Fruchtmatsch gemischt habe...
"Die einzige Möglichkeit mit einem Weingut ein kleines Vermögen zu machen, ist mit einem großen Vermögen anzufangen" - alte Winzerweisheit
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Re: Bildbericht: Mein Quittenwein

Beitrag von Dingy »

Nicht dass es heisst der Quittenwein würde vernachlässigt. :D Ich mache mit

vom Markt
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Gruss

Dingy
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