Weißer Bodensatz in Pflaumenwein

Madame
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Weißer Bodensatz in Pflaumenwein

Beitrag von Madame »

Werte Forenmitglieder.

Ich hänge mich mit meinem Hilferuf mal an einen ähnlichen Fred dran und hoffe, das ist so in Ordnung.

Nachdem bisher immer alle Gärungen planmäßig verlaufen sind, habe ich jetzt zum ersten Mal einen sehr merkwürdig aussehenden Pflaumenwein.

Der Ansatz ist aus Blutpflaumen gemacht und das Rezept von der Hauptseite wurde aufs Akribischte befolgt (allerdings halbiert, da 10l Ansatz).
Die Früchte waren auch kein bisschen von Schimmel befallen, teilweise aber noch so sparsam reif, dass wir die Steine in einigen drin gelassen haben, weil das Entfernen fast die halbe Frucht mitgenommen hätte und wir zu faul waren, von jedem so entfernten Stein noch einmal das restliche Fruchtfleisch abzuschnitzen. Vielleicht der erste Fehler? Leider gärt der Ansatz nicht hier bei mir sondern bei meinem Freund, sodass ich bisher weder Säure noch Alkoholgehalt bestimmen konnte. :|

Hier mal ein Link mit gefühlten 1000 Bildern: https://www.dropbox.com/sh/ir8iuoevaer5 … G_0287.JPG

Und hier meine Kommentare zu den Bildern:
Bis zum Abpressen gestern, was ich nicht selbst gemacht habe, war alles in bester Ordnung, Gärung setzte schnell und stark ein und alles sah ganz normal aus. (Bilder 1-4)
Etwa zwei Stunden nach dem Abpressen war dann eine Schaumschicht auf dem Wein, die merkwürdig schmierige große Blase hatte. (Bilder 5-7)
Nach dem Schütteln sah aber alles wieder prächtig aus. (Bilder 8+9)
Die Gärung läuft auch noch ganz stabil weiter. Alle 10s ein Blubs finde ich OK. (Oder liege ich da falsch?)

Heute dann der merkwürdige Anblick der jetzt folgenden Bilderflut bis Bild 28 einschließlich. Das, was im Wein seitlich an den Ballonwänden abgelagert ist, könnten einfach abgesunkene Hefen sein, denn der Ballon läuft nach unten sehr stark konisch zu, stärker jedenfalls als meine anderen Ballons. Es wäre also für die Hefen einfacher sich hier abzulegen, als es das in meinen anderen Ballons wäre.
Was mich aber irritiert, sind diese weißen Bröckchen auf der Oberfläche, die sich recht stark bewegen, während der Schaum ruhig steht. (Gut zu sehen auf den Bildern 17-22.) So haben sich die Eiweißausflockungen im Johannisbeerwein letzten Sommer nicht verhalten. Der damalige Zwetschenwein hatte gar keine "Verunreinigungen".
Nach dem Schütteln, sah dann auch wieder alles gut aus (29-33), wenn da nicht diese Bröckchen von ehemals oben jetzt unten im Wein sichtbar wären.

Zum Geschmack: Nach dem Abpressen war anscheinend der meiste Zucker weg, Säure ist aber anscheinend auch nicht wirklich viel vorhanden. Mein Freund sagte, eigentlich hätte es nur nach Alkohol geschmeckt, von Pflaume, Zucker oder Säure hätte er eher nichts gemerkt.

Meine Frage könnt ihr euch schon denken:
Ist das alles noch im akzeptablen Rahmen und hat eine einfache Erklärung?
Kann ich was daran tun? (Blöd, dass das jetzt passiert, aber Freitag sind wir ne Woche wandern und können erst mal nix tun.)
Oder gieße ich das ganze besser weg?

Vielen Dank schon einmal
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fibroin
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Weißer Bodensatz in Pflaumenwein

Beitrag von fibroin »

Hallo Madame,
dass, was ich von den Blidern erkennen kann, würde mich nicht beunruhigen. Pflaumewein ist bei der Entstehung nicht unbedingt schön. Wichtiger wären jetzt Alkoholgehalt mit Vinometer gemessen, Säurewert tritieren und Restzucker schmecken.
Was nicht berichtet wird, ist Zucker nach dem Abpressen zugegeben worden?

Also, weggießen ist in diesem Zustand nicht nötig. Besser obige Werte einholen und entsprechend nachzuckern.

[Dieser Beitrag wurde am 08.08.2012 - 15:43 von fibroin aktualisiert]
Wenn du dich wohlfühlst, mache dir keine Sorgen. Das geht wieder vorbei.
Madame
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Weißer Bodensatz in Pflaumenwein

Beitrag von Madame »

Oh, sorry, da schreib ich schon so einen Roman und dann vergesse ich die spannenden Sachen.

Ja, nachgezuckert ist.

Nach einer groben Überschlagsrechnung kam raus, dass für einen Alkoholgehalt von 15% noch mindestens 800g Zucker oder eher mehr fehlen (genauen Zuckergehalt am Anfang kenne ich nicht). Wir haben aber erstmal nur 400g nachgefüttert. Klingt vielleicht extrem viel, aber nachdem die 1,75kg Zucker, die ich zum Ansatz gegeben hatte, geschmacklich nicht mehr auftauchten, und weil auch die Gärung nach wie vor gut am Start ist, dachte ich, damit wird schon nix schiefgehen. Und die Hefen brauchen ja auch bis in 1,5 Wochen genug zu futtern.

Danke für die Antwort, dann kann ich ja jetzt beruhigt wandern gehen.
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fibroin
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Weißer Bodensatz in Pflaumenwein

Beitrag von fibroin »

Ich hatte auch noch nach der Säure gefragt. Falls diese zu niedrig ist, ist allerdings der Wein krankheitsanfällig. Hast du da ein Messergebnis?
Wenn du dich wohlfühlst, mache dir keine Sorgen. Das geht wieder vorbei.
Madame
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Weißer Bodensatz in Pflaumenwein

Beitrag von Madame »

Nein. Leider nicht. Wahrscheinlich (nach Geschmack) liegt sie zu niedrig, aber zwischen Wein und Blaulauge liegen gerade etwa 170km.

Einfach auf gut Glück schon mal ein bisschen nachsäuern, möchte ich aber auf gar keinen Fall.
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Josef
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Weißer Bodensatz in Pflaumenwein

Beitrag von Josef »

Da geb ich fibroin recht, wenn die Säure wirklich zu gering sein sollte, wäre es ratsam diese zu ergänzen.
Ich würde an eurer Stelle die Säure messen bevor ich den Wein eine Woche seinem Schicksal überlasse.
Madame
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Weißer Bodensatz in Pflaumenwein

Beitrag von Madame »

Hm, ja, ideal wäre das auf jeden Fall, das streite ich auch gar nicht ab, aber dafür wäre ehrlich gesagt der Aufwand unangemessen. Im Wein stecken an extra gekauften Zutaten nur Antigel und Hefe. Alles andere hatten wir noch da. Weder die Spritkosten noch der Kauf eines weiteren Titriersets wären günstiger als diesen möglicherweise dann vergeigten Ansatz weggießen zu müssen. (Sorry, aber aktuell muss ich so rechnen, auch wenn es trotz allem schade um den Ansatz wäre.)
Und in etwa 2 Wochen werden die Pflaumen im Garten einer Bekannten reif. Da könnte ich dann im Notfall gleich nachlegen. Dann werde ich auch zusehen, dass alle Gerätschaften beim Wein sind. Ehrenwort.

Auch wenn ich den wichtigsten Rat jetzt nicht befolge(n kann), trotzdem noch einmal Danke für eure Hilfe.
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Weißer Bodensatz in Pflaumenwein

Beitrag von KommandeurMumm »

Guten Morgen.
Kannst du denn das, was du zum Titrieren brauchst, nicht günstig dort bekommen? Ein Titrierset ist in der Tat recht teuer, aber einfache NaOH und der Indikator alleine kommen günstiger. Sofern es bei euch / deinem Freund einen Laden gibt, damit ihr das vor dem Wanderurlaub noch schafft. Die anderen Geräte (eine genaue Waage, eine leere, saubere Spritze o.ä.) habt ihr ja vielleicht auch da...

Sorry, ich greife das nur nochmal auf, weil ich es schade um jeden Ansatz finde, der verworfen werden muss ?-|
Ich drücke die Daumen, dass es so oder so alles gut geht :)

Wünsche euch einen schönen Wanderurlaub!
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Weißer Bodensatz in Pflaumenwein

Beitrag von vladdi78 »

Ein kleiner Schwenk zum Thema Blaulauge selbstgemacht: Ist einfacher, als Du denkst! Bromthymolblau kriegst Du bei ihBäi, und schon 5mg reichen dicke für einen Liter, wenn nicht sogar für 2 (das Zeug färbt wie Hölle!). An das NaOH zu kommen war nicht so leicht, da hat sich der Medikamentendealer meines Vertrauens (der mich seit über 20 (!) Jahren kennt) ziemlich quergestellt. Zum Glück hat einer meiner Freunde zu der Zeit als Biochemiker promoviert, der hat mal paar Ampullen abgefüllt. ;)

Fertige Titrierlösung würde ich jedenfalls nicht kaufen, mit ein bißchen Aufwand kommst Du viiiiiel günstiger an die Zutaten - und der Rest ist mischen.
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Beitrag von KommandeurMumm »

Der Apotheker hat sich quergestellt? Weil er NaOH für zu gefährlich hält, oder wie? Dann wundere ich mich, wieso meine Frau da so einfach über den Bäckerversandt dran kommt. Zumindest hat sie zur Herstellung von Laugengebäck "Laugenkügelchen" gekauft, die dem Pitt-Reiniger ziemlich ähnlich sehen. Auf der Dose steht - neben den üblichen Warn- und Arbeitsschutzhinweisen - dass man für 4%ige Lauge 40g in 1 Liter Wasser lösen soll. Da überschlage ich doch mal grob, dass das halbwegs reine Lauge sein müsste. Ob es reine NaOH ist, weiss ich allerdings nicht, es steht zumindest auf der Artikelseite:
Klick

Ob der Preis zu hoch ist, kann ich auch nicht sagen...
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Beitrag von Professore »

KommandeurMumm hat geschrieben: Der Apotheker hat sich quergestellt?
Der Mann hat mein Mitgefühl!

Der Versender kann auf der Bestellseite und mit Aufkleber und Beipackzettel auf die Gefahren
hinweisen.
Der Apotheker füllt das NaOH in ein Fläschchen ab und wenn er keine Beipackzettel oder Aufkleber hat, dann
ist er der Ött.

Gruß

Jochen
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Beitrag von KommandeurMumm »

@Professore
Ich hätte angenommen, dass eine mündliche Belehrung über die Gefahren aus dem Munde eines Fachmannes auch reichen müsste. Immerhin tut es das oft. Ich bin mir nicht sicher, ob er persönlich so riesige Probleme bekommen kann...Soweit ich weiß bekommt man bestimmte Chemikalien nur mit bestimmten Nachweisen, konzentrierte NaOH scheint nicht dazu zu gehören. Immerhin bekomme ich sie im Hobbybäckerversand. Vor dem Gesetz dürfte da ein Aufkleber nicht den entscheidenden Unterschied machen, oder?
Aber mich wundert heutzutage nichts mehr :shock:

Irgendwie drifte ich aber so langsam weg vom Thema...
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