Erster Versuch

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Fidelia
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Erster Versuch

Beitrag von Fidelia »

Hallo,

Vor ein paar Tagen ist mein erster Versuch, Wein zu machen, fertig geworden... leider nicht ganz so, wie ich es mir vorgestellt habe.

Ich habe einen 15 Liter Ansatz mit 3 kg Erdbeeren, 3 kg Honig und Sherryhefe gemacht. Nach 2 Tagen war die Gärung gut in Gange, alles blubberte gemütlich vor sich hin.
Nach etwa 10 Tagen habe ich die Maische entfernt. Bei dieser Gelegenheit hab ich schon mal einen kleinen Schluck probiert, schmeckte herrlich nach Honig und Erdbeeren.
Etwa weitere 2 Wochen später ließ die Gärung deutlich nach. Das probieren zeigte mir, daß keine bzw kaum noch Restsüße vorhanden war. Der Alkoholgehalt dürfte bei ca 8 bis 10% gelegen haben (grobe Schätzung). Ich hab den Wein soweit nachgezuckert, wie ich ihn als fertigen Wein gerne hätte. Danach gärte er weiter, wenn auch nicht so stark wie vorher aber doch gut erkennbar.
Nach ca 10 weiteren Tagen wiederholte sich das ganze mit dem Nachzuckern.
Etwa 2 Wochen später war keine Gärung mehr zu erkennen. Der Wein hatte noch Restsüße, wenn auch zu wenig für meinen Geschmack und war recht sprittig. Ich habe ihn vom Bodensatz gezogen und einen Teil nachgezuckert.

Geschmacklich ist der Wein okay, auch wenn sicher viel Raum für Verbesserungen ist. Für einen ersten Versuch past es aber und ist gut trinkbar.

Das eigentliche Problem liegt aber in der Wirkung. Wir schätzen, daß er etwa 16 bis 18 % haben dürfte.
Nach einem halben Glas hatte ich bereits das Gefühl, ordentlich einen im Kahn zu haben... eher so, als ob ich bei selbem Alkoholgehalt einen ganzen Liter getrunken hätte.
Ein Freund von mir, der ihn auch probiert hat, berichtete von einer ähnlich heftigen Wirkung, obwohl er einiges gewöhnt ist. Er hatte 3 Gläser getrunken (0,6L) und beklagte am nächsten Morgen einen extremen Kater inclusive Schwindelgefühl etc. Sein Originalausspruch war "Hätte ich gestern Abend eine komplette Flasche Whisky getrunken, wäre es mir heute 100 mal besser gegangen"


Woran kann das liegen? Wir trinken öfter mal Fruchtweine oder Met, hatten sowas aber noch nie. Ist bei dem Wein etwas extrem falsch gelaufen? Wie gesagt, außer daß er etwas sprittig schmeckt und riecht, ist er ansonsten geschmacklich in Ordnung.

Den Wein werde ich wohl wegschütten, sicher ist sicher. Allerdings würde mich interessieren, was da passiert sein kann und vor allem wie, damit ich das beim nächsten Mal verhindern kann.

Würde mich sehr freuen, wenn mir jemand weiterhelfen kann.

LG
Fidelia
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Beitrag von Fruchtweinkeller »

Hallo Fidelia,

willkommen hier bei uns.

Ich teile meine Antwort mal in zwei Teile:

1. Wenn ein Wein sprittig schmeckt stimmt das Verhältnis von Alkohol zu Zucker und Säure nicht. Zucker neutralisiert die Sprittigkeit, Säure neutralisiert die Süße. Deshalb kannst du nur mit genügend Säure einen harmonisch schmeckenden, hochalkoholischen Wein erzeugen. Wenn dein Wein nur die Säure aus 3 kg Erdbeeren enthält, so dürfte der Alkohlgehalt viel zu niedrig sein.

2. Eine sich wohl fühlende Reinzuchthefe in einem gesunden Weinansatz erzeugt keinen Schädelstoff. Also hat sich deine Reinzuchthefe entweder nicht wohl gefühlt oder die RZH hatte Konkurrenz durch unerwünschte Fremdkeime.


Warum könnte sich die RZH schlecht gefühlt haben? Vielleicht war sie alt und inaktiv, vielleicht hast du kein Nährsalz verwendet? Sicherlich ist dein Fruchtanteil ungünstig niedrig.

Was könnte das Wachstum von Fremdkeimen gefördert haben? Vielleicht war die RZH alt und inaktiv, die Angärung dauerte zu lange? Sicherlich fördert ein zu niedriger Säuregehalt (s.o.) das Wachstum unerwünschter Fremdkeime.

Ferndiagnosen sind immer schwierig. Beim nächsten Mal: Die Hefeversorgung mit Nährstoffen und Nährsalzen sicherstellen, mach einen Gärstarter zum animpfen, achte auf genügend Säure im Ansatz. Dann wird das schon ;)
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Beitrag von Has »

guten Abend

entweder bin ich etwas gar müde und schwer von begriff oder der werte Herr Administrator hat sich im ersten teil seiner Antwort etwas vertan:
fruchtweinkeller hat geschrieben:1. Wenn ein Wein sprittig schmeckt stimmt das Verhältnis von Alkohol zu Zucker und Säure nicht. Zucker neutralisiert die Sprittigkeit, Säure neutralisiert die Süße. Deshalb kannst du nur mit genügend Säure einen harmonisch schmeckenden, hochalkoholischen Wein erzeugen. Wenn dein Wein nur die Säure aus 3 kg Erdbeeren enthält, so dürfte der Alkohlgehalt viel zu niedrig sein.
ich meine der Fehler liegt im letzten Satz: fidelias wein schmeckt ja sprittig. dann wird wohl kaum ihr Alkoholgehalt viel zu niedrig sein, sondern im Verhältnis zu Zucker zu hoch! ...Wenn man jetzt, einfach die Sprittigkeit wegzuckert, dann wird der zu niedrige Säuregehalt zum problem!

was die Katerursache angeht, kann ich leider nicht viel gescheites beitragen. aber warum wegschütten, wenn man den wein auch einfach noch (nach eventuellem nachzuckern und aufsäuern) ein Jahr im Keller haben kann, und schauen was geschmacklich draus wird... vielleicht schmeckt er dann ja schon so gut, dass das trinken den Kater wert ist.
wenn ich jetzt Schwachsinn erzähle, dann soll mir bitte jemand widersprechen, aber ich meine, im Mass genossen wird dich das Zeug schon nicht gleich ins grab bringen. Zumindest wird es nicht ungesunder sein, als frei offerierte Drinks in karaokebars an irgendwelchen Mittelmeer-partystränden ?-|
oder ist es etwa so schlimm, dass ein glas am Freitagabend trotz anschliessenden acht stunden schlaf dir den ganzen Samstag vertut?

liebe grüsse
hase
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Beitrag von Fruchtweinkeller »

Ja, da war ich geistig wohl schon im Bett ?-| Es muss richtig natürlich lauten:

1. Wenn ein Wein sprittig schmeckt stimmt das Verhältnis von Alkohol zu Zucker und Säure nicht. Zucker neutralisiert die Sprittigkeit, Säure neutralisiert die Süße. Deshalb kannst du nur mit genügend Säure einen harmonisch schmeckenden, hochalkoholischen Wein erzeugen. Wenn dein Wein nur die Säure aus 3 kg Erdbeeren enthält, so dürfte der Säuregehalt viel zu niedrig sein.

Danke für den Hinweis ;)
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