Neu hier - Filtration mit Hausmitteln

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tbillert
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Neu hier - Filtration mit Hausmitteln

Beitrag von tbillert »

Moin zusammen,

so, ich bin neu hier und das ist mein erstes Posting, also stelle ich mich erstmal vor. Mein Name ist Thomas, 44 Jahre alt, und ich wohne in Jena. Ich habe mal vor langen Jahren Chemie studiert, was beim Wein machen durchaus hilft :-)

Meine Erfahrungen sind bisher sehr begrenzt - ich liebe Wein aller Art, und nachdem ich letztes Jahr in der Firma eine Weinwanderung zu einem lokalen Winzer organisiert hatte, der aus dem Nähkästchen plauderte, schenkten mir meine Kolleginnen zum Geburtstag so ein Weinset mit dem Zubehör für den Start. Und da wir letzten Herbst eh nur wenig Äpfel im Garten hatten, zu wenig für die Mosterei, presste ich diese kurzerhand aus und setzte meinen ersten Apfelwein an. Dieser ist sogar geniessbar, die Schwachpunkte und kleinen Fehler, die ich gemacht habe, sind mir nun klar und dieses Jahr wird er besser.

Auf jeden Fall hat das so viel Spass gemacht, dass ich aus einem Teil den Unmengen der Kirschen, die wir dieses Jahr hatten, Kirschwein angesetzt habe. Ansatz nach dem Rezept vom Fruchtweinkeller, aber mit insgesamt etwas weniger Wasser (das war einer der Fehler beim Apfelwein - er ist zwar recht stark mit 13 %, aber eher dezent im Geschmack ;-). Insgesamt war es ein 8-Liter-Ansatz ausgehend von 6.5 kg Kirschen (gewogen mit Steinen). Die hatte ich vorher eingefroren (sie waren knapp vor dem Urlaub reif), so dass sie schon schön matschig waren, als sie in den Ansatz kamen. Dazu 1,4 kg Zucker, Trockenhefe aus der Drogerie, Nährsalz und Antigel. Sollte abzüglich der Kirschen so ca. 5 bis 6 Liter Wein ergeben.

Die Gärung ging auch recht gut ab (weniger stark als beim Apfel damals, das war aber auch ein 14-Liter-Ansatz und ne andere Hefe) und kam nach einer Woche zum Erliegen. Der Geschmackstest sagte, Zucker weg (und schön fruchtig!) und das Vinometer zeigte 12 %, was ja theoretisch auch drin sein sollte, also habe ich abgebrochen, durch's Sieb gegossen und die Maische etwas abgepresst (im Sieb mit einem großer Löffel). Dann mit 1 g Pyrosulfit geschwefelt, eine Woche stehen lassen und gestern Abend mit dem Weinheber den klaren Teil in einen neuen Ballon überführt. Nun muss ich Zucker und Säure einstellen, aber dazu im anderen Board hier.

Leider lässt mein Weinheber (Schlauch mit gelochtem Glasrohr) noch zu viel Wein (nämlich 1 Liter) im Ballon (grade bei so einem kleinen 10-Liter-Ding). Also habe ich versucht, diese Hefepampe zu filtern. Das war schon beim Apfelwein schwierig, und hier bekomme ich es gar nicht hin. Großer Sieb-Trichter aus dem Wein-Zubehörhandel, Küchenpapier, Faltenfilter, Stofftaschentuch - alles wird zugesetzt. Man müsste eigentlich Vakuum anlegen und den Wein absaugen, diese Möglichkeit habe ich aber nicht. Was empfehlt Ihr? Ist halt schade drum, wenn man 15 % seines leckeren Weins wegschütten soll...

Besten Dank an Euch und viele Grüße,

Thomas.
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JasonOgg
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Re: Neu hier - Filtration mit Hausmitteln

Beitrag von JasonOgg »

Hallo und willkommen bei uns.

Das Filtern des Bodensatzes ist schwierig, da dabei alles wieder durchmengt wird und grobe bis sehr feine Trubstoffe doch sehr gut abdichten können.

Was ich mache ist den Ballon gegen Ende vorsichtig zu kippen, so dass sich der vorgeklärte Wein in einer Ecke über dem Bodensatz sammelt. Das reißt zwar immer noch ein bischen mit, aber das ist vertretbar.

Für die letzten Reste kann man auch noch die letzten Reste - bevor es zu dick wird - in eine (möglichst schlanke) Flasche zu füllen. Die kommt in den Kühlschrank und dort setzt sich das grobe auch relativ schnell ab, so dass man die letzten Tropfen durch vorsichtiges ausgegießen retten kann.

Ansonsten gilt auch hier, ein bisschen Schwund ist immer :hmm:
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tbillert
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Re: Neu hier - Filtration mit Hausmitteln

Beitrag von tbillert »

Danke, Jason - das probiere ich mal so aus. Ich habe den Schlabber gestern wieder in den leeren Ballon gefüllt und lasse ihn wieder setzen. Der Plan war, das Glasrohr vom Weinheber zu entfernen und den Schlauch vorsichtig ind er richtigen Tiefe einzuhängen, so dass ich beim Abziehen weiter runter komme. Aber schräg stellen und Kühlschrank klingen wie eine Variante. Ich glaube, den Effekt mit dem Kühlschrank hatte ich bei einer Probe meines Apfelweins letztes Jahr auch gesehen.

Viele Grüße,

Thomas.
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JasonOgg
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Re: Neu hier - Filtration mit Hausmitteln

Beitrag von JasonOgg »

Ich bin einfach zu faul den Weinheber herauszusuchen. :pfeif:
Da gibt es auch selbstgebaute Varianten, die an der Seite ein Loch haben, da hat man die Absaughöhe auch im Griff.

Nackiger Schlauch ist schlecht, den kann man nicht gut führen. Bind ihn an einen langen Löffelstiel, einen Stock (da gab es mal die Haselrutenvariante von Wok), besser ist ein Rohr.

Nachteil des Schlauches - insbesondere wenn man mit Wuppdich abzieht, also mit Vakuum oder großer Höhe - ist, dass er von unten saugt und dort ist der Schlunz. Ganz sauber bekommt man es nie hin, aber alles hat sich eh noch nicht abgesetzt, da schaden ein paar Krümel auch nicht.

Bei dunklen Weinen nehme ich eine Taschenlampe zu Hilfe, damit ich sehen kann, von wo ich absauge.
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tbillert
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Re: Neu hier - Filtration mit Hausmitteln

Beitrag von tbillert »

Ja, so in der Art war der Plan... Ich muss mal schauen, wie ich den Schlauch am besten positioniert bekomme. Aber erstmal lasse ich noch paar Tage setzen.
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Kuli
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Re: Neu hier - Filtration mit Hausmitteln

Beitrag von Kuli »

tbillert hat geschrieben: Die Gärung ging auch recht gut ab (weniger stark als beim Apfel damals, das war aber auch ein 14-Liter-Ansatz und ne andere Hefe) und kam nach einer Woche zum Erliegen. .

Nach einer Woche Gärung ist kein Wein fertig :tsts:
Kein Genuss ist vorübergehend, denn der Eindruck den er hinterläßt, ist bleibend. J.W. von Goethe
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tbillert
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Re: Neu hier - Filtration mit Hausmitteln

Beitrag von tbillert »

Kuli hat geschrieben:Nach einer Woche Gärung ist kein Wein fertig :tsts:
Ja, ich fand es auch recht flott. Andererseits spricht auch die Homepage von einer solchen Größenordnung für die heftige Gärung. Und: das Zeug riecht wie Wein, schmeckt wie Wein und hat 12 Volt - Most ist das wohl keiner mehr... ;-)

Gruß,

Thomas.
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Re: Neu hier - Filtration mit Hausmitteln

Beitrag von Fruchtweinkeller »

Die spannende Frage ist: Was planst du jetzt? Der Ansatz macht dir womöglich nicht den Gefallen, im momentanen Zustand zu verweilen.
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tbillert
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Re: Neu hier - Filtration mit Hausmitteln

Beitrag von tbillert »

Naja, genau dies versuche ich ja im anderen Thread rauszubekommen... :-)
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Re: Neu hier - Filtration mit Hausmitteln

Beitrag von Fruchtweinkeller »

Das A und O der Weinbereitung ist die Stabilisierung des Weins = Er soll so bleiben wie er momentan ist und sich nicht mehr verändern. Hauptproblem hierbei ist die Gefahr der Nachgärung. Wie du Nachgärungen verhindern kannst steht auf der Homepage, Kapitel "Zucker". Die Methode deiner Wahl bestimmt wie genau es weiter geht.
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tbillert
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Re: Neu hier - Filtration mit Hausmitteln

Beitrag von tbillert »

Yep, Andreas - siehe mein letztes Posting im anderen Thread. Ich hab's kapiert, dass es wohl so wie ich eingangs dachte, nicht geht - also hier zu stoppen, abzuschmecken und abzufüllen.
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JasonOgg
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Re: Neu hier - Filtration mit Hausmitteln

Beitrag von JasonOgg »

Kuli hat geschrieben:
tbillert hat geschrieben: Die Gärung ging auch recht gut ab (weniger stark als beim Apfel damals, das war aber auch ein 14-Liter-Ansatz und ne andere Hefe) und kam nach einer Woche zum Erliegen. .

Nach einer Woche Gärung ist kein Wein fertig :tsts:
Das bedeutet aber nicht, dass die Gärung nicht nach einer Woche zum Erliegen kommt. :lol:
Wie sehr eine Gärung abgeht, das ist relativ. Mit gut wirkendem Antigel hat man wenig Schaum als Indiz und ein dunkler Wein wirkt optisch anders als ein heller.

Mit angemessenem Zucker, Temperatur, Trubstoffen und Nährstoffversorgung sind auch 12-13% nach einer Woche kein Problem. Und fertig ist Thema des anderen Threads.
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