Ein paar fragen von einem Neuen

Benutzeravatar
wickie
500 Liter Wein
500 Liter Wein
Beiträge: 728
Registriert: 08 Februar 2018 14:37

Ein paar fragen von einem Neuen

Beitrag von wickie »

Endlich habe ich einmal die Zeit gefunden, hier auch etwas zu Posten. Um mir etwas beizubringen ist es aber leider schon zu spät, meine ersten 3 Honigfruchtweine (Melomel) sind schon in die Hose gegangen (nicht besonders gut, aber trinkbar :P ). Da man aber bekanntlich niemals auslernt, habe ich hier auch gleich noch ein paar fragen. Ich hoffe mal das dieses Unterforum auch das richtige dafür ist. Bei Interesse kann ich meine Aktuellen Versuche / Experimente auch noch nachreichen.

1. Am brennendsten interessiere ich mich dafür: wie wählt ihr eigentlich euren Honig für den Honigfruchtwein aus? Natürlich kann man es sich einfach machen: „Leichte Frucht – Leichter Honig = Blütenhonig / Intensive Frucht – Starker Honig = Waldhonig“, aber es gibt ja drüber hinaus 1000 andere Sorten auch noch. Entscheidet ihr das aus dem Bauch heraus oder habt ihr irgendwo eine Faustformel welcher Honig mit welcher Frucht harmoniert?

2. Auf einigen Seiten steht: "Antigel ist ein muss bei jedem Fruchtwein" und auf anderen Seiten fehlt es in jedem Rezept. Ist das generell notwendig, oder nur empfehlenswert? Vor allem bei reiner Saftgärung frage ich mich im besonderen warum da Antigel im Rezept steht?

3. Wie finde ich die richtige Fruchtmenge Für einen Honigwein mit Früchten heraus? Ich habe nach einem Rezept von der Methalle einen Kirschmet angesetzt und da ist mir etwas zu wenig Kirsch Geschmack drinnen, obwohl ich mich genau an das Rezept gehalten habe. Wenn man jetzt einen neuen Honigfruchtwein machen möchte, finde ich es als Schwierig das richtige Verhältnis zwischen dem Honig und den Früchten zu ermitteln. Gibt es hier nicht eine Faustformel?

4. Zitronensäure oder nicht? Einige Rezepte sind ohne andere wie der Kirschmet wieder mit. Obwohl gerade der Kirschmet mit Sauerkirschen schon sauer genug sein sollte. Ich kann jedenfalls noch nicht unterscheiden wo der Unterschied liegt. Wie wirkt sich der Geschmack aus, wenn ich es später dazu gebe? Oder soll ich besser zur Milchsäure greifen? Damit könnte man sich aber gerade als Anfänger leicht verschätzen. Alternativ kann man sich auch ein Acidometer zulegen, aber braucht man das wirklich?

5. Ich habe auf der Homepage vom Fruchtweinkeller etwas über "Verbotene Zutaten" gelesen. Da steht ein Hinweis: "Ich weise darauf hin, dass einige der benutzen Zutaten laut Weingesetzt nicht für Weine benutzt werden dürfen, die in Umlauf gebracht werden. Diese Weine dürfen weder verkauft noch verschenkt werden." Da ich meinen Honigwein eigentlich schon auch gerne verschenken würde, bin ich mir da unsicher was dies bedeuten soll. Leider finde ich dazu auch keinerlei Hinweise, sondern immer nur den Link zum Deutschen Weingesetz, wo ich 256 Paragrafen auf 50 Seiten um die Ohren geknallt bekomme. Herauslesen kann ich da gar nichts. Ich kann mir schon Denken auf welches Rezept sich dieser Text bezieht, aber mich Interessierter schon ob es Früchte, Gemüse oder Kräuter gibt die nicht erlaubt sind. Vielleicht erzeugen da einige Kräuter ja Giftstoffe oder so etwas.

Ach ja, ich habe noch die Frage wegen der Abfüllung vergessen, daher das Editieren.
Und zwar würde ich noch gerne wissen, ob man den Honigfruchtwein zum Lagern mit Naturkorken verschlissen kann oder eher nicht. Ich weis, dass so ein Korken nicht luftdicht abschließt und dem Wein Luft nicht gut tut, kann man die Flasche mit einer Schrumpfkapsel Luftdicht verschließen, oder sollte man lieber ein Wachsiegel nehmen? Und wie lange kann man dann so einen Wein lagern?
Benutzeravatar
Chesten
2500 Liter Wein
2500 Liter Wein
Beiträge: 3487
Registriert: 22 Mai 2012 00:00
Wohnort: Ruhrgebiet

Re: Ein paar fragen von einem Neuen

Beitrag von Chesten »

Willkommen bei uns !

1.
Bei Honig handhabe ich das so : was habe ich jetzt da ? Und wo drauf habe ich Bock :lol: !
Du kannst in deinem Leben wohl nicht alle Honigsorten vergären da musst du dich von deinem Bauch oder Erfahrungen von anderen leiten lassen.
Wenn du die Möglichkeit hast du Honig vorher zu probieren tue es ! Dann hast du einen Eindruck wie dein Met schmecken könnte.

2.
Antigel hilft wenn du eine Maischegärung machst sehr und auch bei Saftgärungen hilft das Antigel z.B. beim klären.
Ist kein muss hilft aber in der Regel viel und in dem Mengen die Homepage diese empfiehlt ist das Antigel auch nicht schädlich oder der Gleichen.

3.
Ja die Methalle...Manche sagen die er erzählt sind gut und richtig andere völliger Blödsinn und leider entsteht bei Videos kein richtiger Dialog und Anfänger können nicht wissen was gut und richtig ist und was Blödsinn ist. Aber das betrifft viele Seiten im Netz..Leider...
Aber jetzt zur deiner Frage: Es ist eigentlich ganz einfach ! Je mehr du von Frucht/Honig in den Ansatz gibts desto mehr schmeckt der fertige Wein danach. Auf der Homepage zu diesen Forum findes du Rezepte die erprobt sind und die geben dir eine Richtschnur und alles andere ist Erfahrung und persönlicher Geschmack.

4.
Wenn du mehr als 35 ml 80% Milchsäure pro 10 Wein hinzugebist kann dein Wein nach Sauerkraut schmecken wenn du mehr Säure hinzugeben musst bleibt dir nix anderes übring andere Arten von Säure hinzu zugeben. Zitronensäure ist im Gegensatz zu Milchsäure nicht gärungsstail soll heißen wenn du die am Anfang hinzugibst kann sich diese abbauen. Je mehr verschiedene Säure ein Wein/Met hat desto komplexer schmeckt dieser aber es ist auch kein Problem die Säure nach der Gärung mit Zitronensäure einzustellen.

5.
Wir sind hier keine Rechsberatung aber was man dir sagen kann das du in der Regel bei Fruchtweinen kein Probleme hast gegen das Weingesetz zu verstoßen soll lange du keinen vergiftest in dem zu z.B. faule oder Gifte Früchte für deinen Wein nimmst.
Beim Honigwein sieht die Sache schon anders aus: Ein Getränk darf sich nur Me//Honigwein in Deutschland nennen wenn es die Regeln der Weinverordung einhält. Wie gesagt wenn du auf einer Feier eine Flasche mitbringst und keiner davon umkippt passiert dir auch nix. Wo kein Richter da kein Henker ;) . Wenn du deinen Wein verkaufen willst sieht die Sache schon ganz anders aus aber dazu sollen dir die Experten mit eigenen Laden hier Rede und Antwort stehen die kennen sich besser aus als ich was den Verkauf angeht.
Hier findest du einen Anleitung wie man seinen ersten eigenen Wein herstellt ( Bebilderte Anleitung) :
http://www.forum.fruchtweinkeller.de/viewtopic.php?f=33&t=12175
Benutzeravatar
wickie
500 Liter Wein
500 Liter Wein
Beiträge: 728
Registriert: 08 Februar 2018 14:37

Re: Ein paar fragen von einem Neuen

Beitrag von wickie »

Ui …. ging das hier schnell mit der Antwort …. :o

Vielen dank dafür, du hast mir auch schon sehr geholfen.

Beim Honig-Kastanien Experiment für meinem Bruder, habe ich etwa 20 Honigsorten verkostet, um eine Sorte zu finden die dazu passt, aber das kann ich ja nicht jedes mal so machen.

Ich finde die Videos von der Methalle sind die am Besten erklärenden Videos die man finden kann und das Ergebnis kann sich sehen lassen. Ich habe nur halt einen Anspruchsvollen Gaumen und vielleicht auch ein paar Fehler gemacht. Beim Kirschmet ist mir zu wenig Kirschgeschmack drinnen, ich habe auch sehr spät die Restsüße eingestellt und jetzt schmeckt er einfach nur nach Zucker. Der Malzmet hat zu wenig Malzgeschmack und schmeckt zu sehr nach Wald :lol: (zu viel Waldhonig). Die erste Verkostung findet nächste Woche mit meinem Bruder statt, wenn er Zeit hat. Da ist der Wein schon einen Monat alt.

Sagst du mir da, dass ich bei der Säure ruhig meiner Zunge vertrauen kann und erst Später abschmecken soll? Das Problem habe ich bei meinem Standard Met, der Schmeckt etwas zu flach nach hinten weg.

Eine Rechtsberatung will ich auch nicht. Ich habe mich dahingehend schon erkundigt und auch ein Etikett entworfen, das wahrscheinlich dem Gesetz genügt, aber das ist mir eh egal, da ich meinen Wein nicht verkaufen werde. Bei den Etiketten habe ich schon von meinen eingelegten Gurken Erfahrung gemacht. :D Es ging mir nur darum das ihr schon viel Erfahrung habt und sagen könnt: „wenn du das hier nimmst, bekommen alle Bauchschmerzen“ oder so ähnlich. Wie beim Chili halt. Verschenken zählt laut Gesetz auch als "in den Verkehr bringen".
Benutzeravatar
Moneysac
500 Liter Wein
500 Liter Wein
Beiträge: 745
Registriert: 04 Juli 2011 00:00
Kontaktdaten:

Re: Ein paar fragen von einem Neuen

Beitrag von Moneysac »

Ich fülle deinen Fragenkatalog auch mal aus :mrgreen:

1) Vergären kannst du letztendlich was dir schmeckt. Da die Geschmäcker teilweise weit auseinander gehen, wirst du das für dich selbst herausfinden müssen.
2) wurde schon alles gesagt ;-)
3) Methalle?! kenn ich nicht :lol:
4) Auch hier ist es etwas Geschmackssache. Zitronensäure hat einen niedrigeren PH-Wert als Milchsäure, was sich im ersten Geschmack des Weines wiederfindet. Wenn ich die Säure erhöhen muss, dann nehme ich in der Regel eine Mischung aus Milch-/Zitronensäure, die ich teilweise je nach Wein erprobt habe :mrgreen: Erdbeeren werden bei mir z.B. mit 1g/l Zitronensäure aufgesäuert und der Rest mit Milchsäure (solange natürlich der Grenzwert nicht überschritten wird).
5) kA, trinke alles selbst :mrgreen:

Edit: Selbstverständlich kannst du Naturkorken verwenden, habe ich auch schon gemacht. Der Wein wird ja geschwefelt und erhält dadurch einen gewissen Schutz vor Luft. Schrumpfkapseln sind nicht Luftdicht und haben sogar Löcher drin. Wachs, kann man machen aber ist sicherlich nicht nötig.
Benutzeravatar
wickie
500 Liter Wein
500 Liter Wein
Beiträge: 728
Registriert: 08 Februar 2018 14:37

Re: Ein paar fragen von einem Neuen

Beitrag von wickie »

Auch dir danke ich für die Schnelle Antwort. Hier ist ja richtig was los. :o

Ok, das heißt ich muss mit der Honigsorte meine eigenen Erfahrungen machen.

Methalle, seine Videos sind für Anfänger sehr gut geeignet, da man ihnen schritt für schritt folgen kann. https://www.youtube.com/channel/UCotpw5 ... Szye7rZoRw

Also brauche ich für die Säure doch noch ein Acidometer?

Selber trinken geht irgendwie nicht, da ich schon viele Bestellungen habe. Man kennt mich und meine Qualität von den eingelegten Gurken schon. :lol:

Das mit den Korken hört sich gut an. Mein Wein ist zwar noch in Bügelflaschen, da ich meine Erstversuche nur ungern hergebe, aber so eine verkorkte Flasche macht halt schon eindruck.
Benutzeravatar
420
2500 Liter Wein
2500 Liter Wein
Beiträge: 4029
Registriert: 27 September 2011 00:00

Re: Ein paar fragen von einem Neuen

Beitrag von 420 »

Man kann die Säure

- mit Lackmusspapier, Blaulauge und einer Einwegspritze messen
- mit Blaulauge und einer Einwegspritze
- und natürlich auch mit einem Acidometer?

Schaue einfach mal wie ich es mache.

VG
„Nicht alles, was zählt, ist zählbar!“ „Nicht alles, was zählbar ist, zählt!“ Albert Einstein
Filme Wein, Gerätschaften, Projekte und mehr
Benutzeravatar
wickie
500 Liter Wein
500 Liter Wein
Beiträge: 728
Registriert: 08 Februar 2018 14:37

Re: Ein paar fragen von einem Neuen

Beitrag von wickie »

Vielen dank für die Antwort, das geht hier ja Schlag auf Schlag. :lol:

Die Videos werde ich mir morgen zum Frühstück reinziehen. Ich werde mir dann doch so ein Messzylinder beim großen Versandhaus bestellen. 2 mal messen gegen 1 mal Zunge ist halt eindeutig. :P

Wann ist den die beste Zeit um die Säure einzustellen? Reicht da am Anfang? Oder besser gegen Ende?
Benutzeravatar
Chesten
2500 Liter Wein
2500 Liter Wein
Beiträge: 3487
Registriert: 22 Mai 2012 00:00
Wohnort: Ruhrgebiet

Re: Ein paar fragen von einem Neuen

Beitrag von Chesten »

Säure muss immer gemessen werden auf deine Zunge kannst du dich da nicht verlassen!

Zu Anfang hilft ein gewisser Säuregehalt gegen Fremdbewuchs sprich gegen Verderb aber wenn du alles richtig machst und die Gärung in binnen von 2 Stunden los geht braucht man das nicht.

Ich gebe immer etwas Säure hinzu also in dem Fall Milchsäure und stelle die Säure vor dem EK-filtern ein.
Hier findest du einen Anleitung wie man seinen ersten eigenen Wein herstellt ( Bebilderte Anleitung) :
http://www.forum.fruchtweinkeller.de/viewtopic.php?f=33&t=12175
Benutzeravatar
wickie
500 Liter Wein
500 Liter Wein
Beiträge: 728
Registriert: 08 Februar 2018 14:37

Re: Ein paar fragen von einem Neuen

Beitrag von wickie »

Danke für die zahlreichen antworten. Das hilft mir sicher bei meinem aktuellen und den zukünftigen Projekten. Im Punkt der Gärung, da arbeite ich immer mit einem Starter, wenn ich den dazugebe, sehe ich schon innerhalb weniger Stunden wie die Gärung aktiv eingesetzt hat.
Benutzeravatar
Moneysac
500 Liter Wein
500 Liter Wein
Beiträge: 745
Registriert: 04 Juli 2011 00:00
Kontaktdaten:

Re: Ein paar fragen von einem Neuen

Beitrag von Moneysac »

Ich gebe immer etwas Säure hinzu also in dem Fall Milchsäure und stelle die Säure vor dem EK-filtern ein.
Da unterscheide ich mich wohl von Chesten. Ich stelle meinen Wein nach dem abpressen ein. Und ja ein Acidometerset brauchst du unbedingt.
Benutzeravatar
wickie
500 Liter Wein
500 Liter Wein
Beiträge: 728
Registriert: 08 Februar 2018 14:37

Re: Ein paar fragen von einem Neuen

Beitrag von wickie »

Danke für die Hilfe, Acidometer ist schon bestellt. Werde es dann beim 1. Abziehen mal ausprobieren. :D
Benutzeravatar
Chesten
2500 Liter Wein
2500 Liter Wein
Beiträge: 3487
Registriert: 22 Mai 2012 00:00
Wohnort: Ruhrgebiet

Re: Ein paar fragen von einem Neuen

Beitrag von Chesten »

Moneysac hat geschrieben:Da unterscheide ich mich wohl von Chesten. Ich stelle meinen Wein nach dem abpressen ein. Und ja ein Acidometerset brauchst du unbedingt.
Das stimmt bei einer Maischegärung muss nach dem abpressen mindestens Säure kontrolliert werden.
wickie hat geschrieben:Werde es dann beim 1. Abziehen mal ausprobieren. :D
Wein wird genau einmal von der Hefe abgezogen und zwar wenn die Gärung vorbei ist und nicht vorher!
Hier findest du einen Anleitung wie man seinen ersten eigenen Wein herstellt ( Bebilderte Anleitung) :
http://www.forum.fruchtweinkeller.de/viewtopic.php?f=33&t=12175
Antworten

Zurück zu „sonstige Fragen zum Honigwein“