Mein erster Apfelwein aus dem Dampfentsafter

Der Lohn der Mühe: Was trinkt ihr gerade, und wie beurteilt ihr den Wein?
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Hat_Cheo
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Mein erster Apfelwein aus dem Dampfentsafter

Beitrag von Hat_Cheo »

Liebe Community,

ich freue mich, endlich auch meine ersten Erfahrungen auf dem Hobbywinzerbereich mit Euch teilen zu können. Da dies hier mein erster Beitrag ist, noch eine kurze Vorstellung meinerseits:
Ich bin 26 Jahre alt, seit Jahren begeisterter Mettrinker und generell ein Fan der Eigenproduktion, egal ob Saft, Wein, Schnaps oder Wurst.

Vor Kurzem habe ich endlich meinen Dampfentsafter bekommen und hatte ein paar Tage Zeit, 25kg Äpfel zu entsaften und konnte daraus auch knapp 13l Apfelsaft gewinnen, aus 5kg Bananen habe ich nebenbei noch einen Liter Bananensaft gemacht.

Ich hatte zum Geburtstag eine Turbohefe bekommen und da meine Reinzuchthefe, die ich vor Jahren mal für die Metproduktion erstanden hatte, schon einige Jahre alt ist, fiel meine Wahl auf Turbo.

Das Wort hat auch sehr gut gepasst, schon nach einem Tag sind meine 5l Gärballons, die ich extra nur mit 3,5l befüllt hatte, allesamt über den Gärspund übergeschäumt. Ich habe noch eine Oechslewaage sowie ein Vinometer von damals und nach einer Woche habe ich das Ganze mal gemessen. Der Alkoholgehalt lag bei knapp 9% und die Oechslewaage hat mit 30° angezeigt. Also nochmal kräftig nachgezuckert (ich wollte einen trockenen Wein mit den maximalen 14/15%, also mit dem Maximum der Hefe, erreichen).

Heute, elf Tage nach Beginn des Projektes und nachdem sich seit zwei Tagen nichts mehr tut mit der Gärung habe ich nochmal gemessen. Die 15% sind erreich, Oechsle konnte ich leider nicht genau messen da ich keine Behälter hatte, die höher für die Waage sind :D . Auf jeden Fall liegt der Wert unter 30°.


So, nun zu dem Ergebnis. Das Ganze sollte ja ein erster, rudimentärer Versuch sein um mich langfristig rantasten zu können. So schmeckt der Wein leider auch. Abgesehen davon, dass der Saft an sich schon einen starken "Bratapfelgeschmack" durch die Hitze bei der Entsaftung bekommen hat und ziemlich sauer war, schmeckt der Wein jetzt aktuell nach purem Alkohol. Man schmeckt echt absolut nichts mehr vom ursprünglichen Geschmack des Saftes.

In der Hoffnung, durch nachzuckern und nachsäuern noch irgendwelche Aromen rauskitzeln zu können, habe ich gerade eben das getan. Zwar schmeckt er jetzt ein bisschen süßer und auch ein bisschen saurer aber eben noch lange nicht nach Wein.
Was noch dazukommt, ist der mehr oder minder starke Hefeblöckser (ich hoffe ich verwechsle hier jetzt nichts), also der Geschmack nach Schwefel. Je mehr Luft ich zugeführt habe, desto weniger hat der Wein auch danach geschmeckt. Trotzdem ist das Ganze eigentlich kaum trinkbar.

Hat jemand Tipps, ob man so einen reinen Alkohol mit leichtem Apfelaroma überhaupt noch retten kann oder muss ich während der nächsten paar Flaschen einfach die Zähne zusammen beißen? :D


Gruß und schonmal vielen Dank im Voraus


Hat_Cheo
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Chesten
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Re: Mein erster Apfelwein aus dem Dampfentsafter

Beitrag von Chesten »

Willkommen bei uns !

Nach elf Tagen ist kein Wein/Met fertig egal mit welcher Hefe !

Turbohefe verspricht zwar viel doch hält sie wenig, auch mit einer normalen Reinzuchthefe schafft man wenn man es richtig mach 10-12vol% in einer Woche.
Das Problem mit der Turbohefe ist das diese komische Geschmäcker macht wie andere hier schon berichtet haben.

Mit einen Dampfentsafter Wein zu machen ist schon eine "Holzhammermethode" ;) , das dein Wein nicht schmeckt glaube ich dir aufs Wort.

Aber ich schätze mal das deinen Ansatz Zucker fehlt!
Die gemessenen 15 vol% sind wohl nicht richtig das genau darf man einen Vinometer nicht vertrauen besonders wenn sich der Wein noch in der Gärung befindet.

In dem jetztigen Stadium ist dein Wein allemfalls ein Federweißer dem Zucker fehlt um weiter zu gären oder zu schmecken wenn man ihn jetzt schon genießen will.

Wenn du dich mit der Weinherstellung richtig beschäftigen willst lege ich dir die Homepage zu diesem Forum sehr ans Herz :

http://fruchtweinkeller.de/

Ich würde den Versuch abharken und deinen Weinling mal vor dem trinken mit Zucker vesetzten bis der schmeckt und den dann so trinken.
Hier findest du einen Anleitung wie man seinen ersten eigenen Wein herstellt ( Bebilderte Anleitung) :
http://www.forum.fruchtweinkeller.de/viewtopic.php?f=33&t=12175
Hat_Cheo
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Re: Mein erster Apfelwein aus dem Dampfentsafter

Beitrag von Hat_Cheo »

Erstmal vielen Dank für die freundliche Aufnahme und die schnell Antwort!

Was den Geschmack der Turbohefe angeht war ich eigentlich ziemlich überrascht, dass der Ansatz kein bisschen nach Hefe schmeckt. Aber die anderen, unangenehmen und undefinierbaren Geschmacksnuancen können natürlich durchaus davon kommen.

Die Website hat mir schon sehr viel geholfen, zumindest was die Theorie angeht. Im praktischen Teil habe ich offensichtlich noch einige Defizite :D

Zur Gärung: Ich hatte ursprünglich Angst noch nachzuzuckern weil ich nicht wollte, dass der Wein schon tot ist und ich trotzdem noch weiter Raffinierzucker nachschütte. Da ich aber weder die Oechslegrade 100%ig messen konnte und auch am Vinometer berechtigte Zweifel herrschen, kann es natürlich sein, dass der noch fertig war. Leider habe ich jetzt schon an allen fünf Testballons die Hefe abgezogen. Das werde ich nächstes Mal besser machen müssen.

Eine Frage beschäftigt mich aber nach wie vor: Auf der Fruchtweinkeller-Seite steht ja, dass generell bei der Gärung auch Schwefel entsteht und, dass das immer mal passieren kann. Bei meinen fünf Ballons ist das aber bei jedem einzelnen aufgetreten, bei manchen mehr, bei manchen weniger. Liegt sowas an der falschen Hefe, Hygiene, mangelnder Säure etc.? Diesen Fehler würde ich mir gerne nächstes mal ersparen weil das für mich einen der unangenehmsten Weinfehler darstellt.

Gruß

Hat_Cheo
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Re: Mein erster Apfelwein aus dem Dampfentsafter

Beitrag von Fruchtweinkeller »

Mahlzeit,

bei der Gärung entsteht kein Schwefel, aber manchmal Schwefelfasserstoff (und ferner auch gelegentlich etwas SO2). Das nennt sich "Böckser", Ursachen und Risikofaktoren sind auf der Homepage erklärt. Einfach mal oben auf "Fruchtweinkeller" klicken ;)
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Igzorn
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Re: Mein erster Apfelwein aus dem Dampfentsafter

Beitrag von Igzorn »

Hallo Hat-Cheo,

Chesten hat vollkommen recht, hier sind einige Dinge falsch gelaufen. Aber schön, dass Du es hier her geschafft hast.

Leider ist Apfelsaft aus dem Dampfentsafter problematisch. Er schmeckt anders und er klärt nicht.

Turbohefe ist ne Art Backhefe auf Steroiden. Da liegt dann auch das Problem. Sie hat einen hohen Umsatz und ist auf ein Millieu mit vielen Nährstoffen und ausreichend Zucker gezüchtet. Gehen ihr die Nährstoffe aus, quasi der Dünger, dann passiert irgendein enzymatisches Wunder und Aminosäuren werden umgewandelt. Leider kann dabei auch SO2, also Schwefel in einer stinkendenden Verbindung entstehen.

Das ist beim Dampfentsafter problematisch, denn im Prinzip produziert er nur aromatisiertes Wasser. Das kann gut schmecken, hab ich auch schon gemacht, sehr lecker, aber Hefe braucht mehr.

Du benötigst also entweder zusätzlichen Saft oder Hefenährsalz.

Ich empfehle Deinen Ansatz auf einen Ballon zu reduzieren. Den stellst Du zum Reifen kalt. Vorher noch 2gramm Hefenährsalz rein oder zwei Liter Apfelsaft. Grobe Schätzung.... Hust.

Danach liest Du auf der HP noch mal alles zum Thema Apfelwein/Apfelmost. Danach machst Du den besten Wein/Cider/Most, den Du jemals getrunken hast. Versprochen!
Ist das Trinkgefäß erst leer, macht es keine Freude mehr. ... Rechtschreibfehler kommen alle durch dem Handy...
Hat_Cheo
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Re: Mein erster Apfelwein aus dem Dampfentsafter

Beitrag von Hat_Cheo »

Hallo Leute,

vielen Dank für Eure Antworten. Vor allem die von Igzorn war sehr aufschlussreich! Ich hatte zwar bereits gelesen, dass der "Saft" aus dem Dampfentsafter nicht wirklich geeignet ist, aber nicht warum. So klingt das alles doch sehr logisch. Das werde ich beim nächsten Mal beachten!
Gott sei Dank habe ich jemanden gefunden, der mir meinen Wein destilliert, dann habe ich wenigstens nur noch 2l mit schlechtem Geschmack ;)

Gruß
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Chesten
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Re: Mein erster Apfelwein aus dem Dampfentsafter

Beitrag von Chesten »

Hat_Cheo hat geschrieben:Gott sei Dank habe ich jemanden gefunden, der mir meinen Wein destilliert, dann habe ich wenigstens nur noch 2l mit schlechtem Geschmack ;)
Aus schlechen Wein macht man keinen guten Brand :tsts: !
Ich wäre beim selbstgebrannten etwas vorsichtig, nicht weil man davon blind wird aber zumindest einen dicken Schädel !

Und das leben ist zu kurz für schlechte Getränke ;) .
Hier findest du einen Anleitung wie man seinen ersten eigenen Wein herstellt ( Bebilderte Anleitung) :
http://www.forum.fruchtweinkeller.de/viewtopic.php?f=33&t=12175
Igzorn
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Re: Mein erster Apfelwein aus dem Dampfentsafter

Beitrag von Igzorn »

Ich würde das so stehen lassen, bis Du die Gefässe wieder brauchst. Eventuell noch nachzuckern und Nährsalz dazu. Wenn es dann noch nicht besser geworden ist, kannst es immer noch destillieren und bekommst sogar mehr Alkohol raus. :pfeif:
Ist das Trinkgefäß erst leer, macht es keine Freude mehr. ... Rechtschreibfehler kommen alle durch dem Handy...
Hat_Cheo
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Re: Mein erster Apfelwein aus dem Dampfentsafter

Beitrag von Hat_Cheo »

Danke für Eure Tipps!

Ich habe den Wein jetzt noch ein bisschen stehen gelassen und er ist auch ein wenig erträglicher geworden. Gestern Abend habe ich mal 3l mit einem Münchner Glühweingewürz aufgekocht und über Nacht stehen lassen und jetzt schmeckt er wirklich vorzüglich! Den Rest werde ich wohl auch so bearbeiten, besser als nichts und zur Jahreszeit passt es auch.

Frohe Weihnachten,

Hat_Cheo
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