Dreierlei Apfel Cider: Fragen zum weiteren Vorgehen

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madadub
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Dreierlei Apfel Cider: Fragen zum weiteren Vorgehen

Beitrag von madadub »

Hallo zusammen,

nach dem meine ersten Gehversuche mit Apfelschaumwein (Arauner Champagner) letztes Jahr ganz erfolgreich waren, bin ich dieses Jahr etwas experimenteller an die Sache ran. Wie ihr seht bin ich noch blutiger Anfänger, vielleicht könnt ihr mir weiterhelfen:

Rezept: Ich habe drei verschiedene Hefen mit frisch gepressten Äpfeln verwendet:
- Whitelabs WLP775 English Cider Yeast auf 20L Saft
- Whitelabs WLP715 Champagne Yeast auf 2x4L Saft
- Danstar Nottingham Ale auf 2x4L Saft

Gärung bei Raumtemperatur:
- Start am 22. September: ca. 50 Oechsle
- Erste Messung am 14. Oktober: ca. 15 Oechsle
- Zweite Messung am 21. Oktober: ca. 15 Oechsle

Am selben Tag habe ich den den Ansatz vom Bodensatz abgezogen, d.h. vier Wochen nach Gärstart.
Heute, d.h. eine Woche später scheint die Gärung nicht weiter fortgeschritten. Ich hätte folgende Fragen:

1) Ist der vermeintliche "Stillstand" der Gärung normal oder sollte ich hier noch mal nachhelfen?
2) Macht es Sinn den Ansatz jetzt zur Klärung in den Keller zu stellen (Temperatur 8-12 Grad)? Oder schadet das dem Gärfortschritt (ich habe es nicht eilig)?
3) Ich gehe von einem "Zielzustand" von ca. 0 Oechsle (oder etwas darunter aus) und plane den Ansatz bei ca. 5 Oechsle in Flaschen abzufüllen, um passende Karbonisierung zu erhalten. Passt das so?
4) Einer der beiden Nottingham Ale Ansätze ist auch nach vier Wochen noch sehr trüb. Der andere schon sehr klar. Geschmacklich nahezu identisch, Oechsle Grade auch. Gibt es hierfür eine Erklärung?

Vielen Dank für eure Hilfe!
Igzorn
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Re: Dreierlei Apfel Cider: Fragen zum weiteren Vorgehen

Beitrag von Igzorn »

Ich kann nur sagen, wenn abgezogen, dann ist die Garüng nicht weg, sonnern nur extrem langsam.
Ist das Trinkgefäß erst leer, macht es keine Freude mehr. ... Rechtschreibfehler kommen alle durch dem Handy...
Bahnwein
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Re: Dreierlei Apfel Cider: Fragen zum weiteren Vorgehen

Beitrag von Bahnwein »

Hallo
Erst einmal eine Frage. Du hast den oder alle Ansätze von der Hefe abgezogen, obwohl die Gärung noch nicht beendet war? Warum? Dadurch hast du jetzt natürlich nur noch wenig Hefe im Ansatz und die Gärung wird dadurch jetzt sehr langsam verlaufen.
Dann misst du die Oechsle. Diese Messung ist eine reine Dichtemessung und bringt nur vor dem Start der Gärung sinnvolle Werte. Später hast du nun auch Alkohol dabei, der ebenso die Dichte beeinflusst. So einfach ist der Zuckergehalt während der Gärung nicht zu bestimmen.
Lass ihn doch komplett durchgären und fülle ihn dann mit Zucker in Flaschen ab. Dann weißt du genau, wieviel CO2 noch entsteht.
Ich würde ihn noch nicht kühl stellen, sondern lieber zügig durchgären lassen, da der Ansatz mit steigendem Alkoholgehalt stabiler wird und das Risiko des Verderbens sinkt.

Igzorn war schneller.
madadub
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Re: Dreierlei Apfel Cider: Fragen zum weiteren Vorgehen

Beitrag von madadub »

Hallo ihr beiden, vielen Dank für die schnellen Antworten!

Ich habe das ganze (mangels besseren Wissens) einem Cider Rezept folgend nach vier Wochen abgezogen. Im Nachhinein wohl nicht optimal. Letztes Jahr hatte ich den Saft sehr viel länger auf der Hefe stehen, was sich m.E. leider etwas negativ auf den Geschmack ausgewirkt hatte.

Bzgl. Genauigkeit der Oechsle-Grade: Kann ich dennoch davon ausgehen, dass um 0 Grad herum die Gärung beendet ist?

Bezüglich Karbonisierung: Letztes Jahr habe ich den Saft - wie von dir beschrieben - komplett vergären lassen und habe dann per Faustformel nachgezuckert - hat soweit geklappt :)
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Re: Dreierlei Apfel Cider: Fragen zum weiteren Vorgehen

Beitrag von Fruchtweinkeller »

madadub hat geschrieben: 29 Oktober 2017 18:06
Bzgl. Genauigkeit der Oechsle-Grade: Kann ich dennoch davon ausgehen, dass um 0 Grad herum die Gärung beendet ist?
Nicht zwangsläufig. Bei einem komplett durchgegorenen Wein ohne jede Restsüße würde man theoretisch "negative Oechsle" erwarten.
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Bahnwein
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Re: Dreierlei Apfel Cider: Fragen zum weiteren Vorgehen

Beitrag von Bahnwein »

Ich würde die Oechsle Messung jetzt sein lassen. Dafür gibt es viel bessere Messinstrumente, die menschliche Zunge! Kennst du die Homepage zum Forum? http://www.fruchtweinkeller.de/
Dort findest du alle Infos viel besser, als ich es hier kurz erklären könnte.
Die nötige Zeit für die Gärung kann man nie konkret vorher beziffern, dafür gibt es zu viele Variablen, die den Gärungsverlauf beeinflussen. Der schlechte Geschmack kommt unter Umständen von größeren Mengen sterbender Hefe. Daher schütteln wir unsere Ansätze gerne täglich. So wird die sonst unten liegende Hefe nicht langfristig von der Versorgung mit lebenswichtigem abgeschnitten. Steht alles auf der Homepage. Ist erst einmal viel zu lesen, aber man lernt eine Menge über das was tun und das warum man es tut.
Fruchtweinkeller hat ja auch schon etwas zur Oechsle Messung geschrieben.
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