Schwerer Beerenwein

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CaptainPatrick
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Schwerer Beerenwein

Beitrag von CaptainPatrick »

Aloha!

wie in meinem anderen Beitrag zu meiner Weinausbeute des letzten Jahres zu lesen ist, war der Beerenwein mein (und auch von allen anderen Testern) absoluter Favorit. Man könnte ihn von Farbe und Geschmack als beerigen Rosé beschreiben. Nun bin ich was Traubenweine angeht jedoch ein großer Fan von schweren Rotweinen, vor allem von Port. Daher soll mein nächster Wein möglichst extraktreicher, dunkler Beerenwein der sich lange Lagern lässt. Ich kann mir vorstellen, dass der Beerengeschmack gut zusammen mit hoher Restsüße und ~17-18% Vol. passt.

Jetzt wollte ich mal rum fragen, ob schon jemand mit so etwas Erfahrung hat und ob ich aus herkömmlichen Beeren überhaupt so viel Extrakt bekomme. Für die Farbe muss ich vermutlich stark auf Heidelbeeren, Brombeeren und Schattenmorellen setzen. Ansonsten würde ich mich an die Rezepte von der Homepage zu "Sommernachtstraum" und "Traum vom Sommer" halten, jedoch die Maischegärung auf 2-4 Wochen ausdehnen. Hat das von euch schon mal jemand gemacht? Gibt es noch etwas zu beachten, was nicht von der HWK abgedeckt wird?
Nathea
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Re: Schwerer Beerenwein

Beitrag von Nathea »

Hallo,

gerade am letzten Wochenende haben wir einen reinen Holunder aus 2016 geöffnet und verkostet. Dieser Wein könnte auch nach Deinem Geschmack sein, denn er rinnt samtig und wie Balsam die Kehle herunter, wenn die Beeren nicht zu sehr verdünnt sind und ihr Potential richtig entfalten können.

Ebenfalls empfehlenswert ist die Kombi Aronia/Holunder/Apfel, die ebenfalls extrem samtig, voluminös und "dicht" rüberkommt. Auch die habe ich selbst schon gekeltert und für dringend wiederholungsbedürftig empfunden.

Viele Grüße,
Sylvia
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CaptainPatrick
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Re: Schwerer Beerenwein

Beitrag von CaptainPatrick »

Den Holundergeschmack mag ich leider gar nicht (Holunderblüte allerdings schon).
Nathea hat geschrieben:Ebenfalls empfehlenswert ist die Kombi Aronia/Holunder/Apfel, die ebenfalls extrem samtig, voluminös und "dicht" rüberkommt. Auch die habe ich selbst schon gekeltert und für dringend wiederholungsbedürftig empfunden.
Das klingt sehr interessant. War das denn auch eine Maischegärung? Und wie lange hast du bis zum Abpressen gewartet?

Da ich grad meine Küche renoviere, wollte ich die Kosten allerdings erst einmal gering halten und mich auf TK Früchte einschränken :\
Nathea
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Re: Schwerer Beerenwein

Beitrag von Nathea »

Habe gerade in meiner Datenbank geschaut:

1,5 kg Aroniabeeren
2 Liter Birnensaft (war kein Apfel!)
0,8 Liter Holunderbeersaft
insgesamt 1,2 kg Zucker

Auszüge aus dem Tagebuch:
6.7.2014 - Aroniabeeren im Mixer zusammen mit dem noch einmal erhitzten Holunderbeersaft kleingeschreddert, dann den Rest Birnensaft, Nährsalz und Antigel hinzugefügt. Der zwei Stunden vorher vorbereitete Gärstarter zeigte auch schon deutliche Regungen, so dass auch die Hefe gleich mit dazu konnte. Alles ergab einen blubsigen dickflüssigen Brei, der als Maische jetzt erst einmal vor sich hin gären kann. Nach Ende der Maische werde ich entscheiden, ob eine Verdünnung ratsam wäre oder nicht. Die Säure jedenfalls scheint mir augenblicklich perfekt eingestellt .

10.7.2014 - Zuckerzugabe, da die anfangs rasante Gärung bereits wieder zu stocken begann

13.7.2014 - Nachdem die Gärung erneut schwächer wird, habe ich heute den Weinling abgepresst. Übrig geblieben sind 4,5 l Weinling, der noch eine leichte Süße hatte. Mit laut Schätzometer 17 % Alkohol (wahrscheinlich unter Beachtung von Trub und Kohlensäure ca 15 %) habe ich noch einmal 100 g nachgezuckert und hoffe, er kommt damit bald zum Ende. Die Geschmacksprobe war sehr lecker, das Samtige von Aronia und Holunder kommt sehr gut rüber.
...

Viele Grüße,
Sylvia
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CaptainPatrick
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Re: Schwerer Beerenwein

Beitrag von CaptainPatrick »

Vielen Dank für das ausführliche Rezept. 7 Tage bis zum abpressen. Bei dir scheint die Farbe ja hauptsächlich aus dem Holundersaft und durch den Mixer zu kommen. Ich muss leider irgendwie versuchen, das ganze aus den Beerenschalen von Brombeere,Heidelbeere und Kirsche zu ziehen.
Nathea
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Re: Schwerer Beerenwein

Beitrag von Nathea »

Aronia färbt auch hervorragend, falls Du die irgendwo bekommen solltest.
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Re: Schwerer Beerenwein

Beitrag von Fruchtweinkeller »

Mit den dunklen Beerenmischungen aus dem TK-Fach vom Discounter/Supermacht macht man nichts falsch. Die Früchte werden reif geerntet, werden ohne große Geschmacksverluste eingefroren, damit gelingt fast jeder wein automatisch. Wenn man mag kann man das noch mit TK Himbeeren oder TK Kirschen "strecken".

Von einer längeren Maischestandzeit würde ich aber abraten. Nach 2 W heftiger Gärung ist jede "erwünschte" Geschmackskomponente extrahiert, eine längere Standzeit kann unangenehm bittere Geschmacksnoten fördern die man eher nicht haben will.
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CaptainPatrick
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Re: Schwerer Beerenwein

Beitrag von CaptainPatrick »

Fruchtweinkeller hat geschrieben:Von einer längeren Maischestandzeit würde ich aber abraten. Nach 2 W heftiger Gärung ist jede "erwünschte" Geschmackskomponente extrahiert, eine längere Standzeit kann unangenehm bittere Geschmacksnoten fördern die man eher nicht haben will.
Genau das habe ich befürchtet. Dann würde ich vielleicht versuchen, mit mehr Heidel- und schwarzen Johannisbeeren eine dunkelrote Farbe zu bekommen.
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Re: Schwerer Beerenwein

Beitrag von Metinchen »

Auch würde ich den Säuregehalt der einzelnen Früchte im Auge behalten. Je mehr Säure desto stärker musst Du verdünnen, umso eher ist das Schwere dahin. Ich denke bei mit schwer meinst Du nicht nur den Alkoholgehalt ;) . Größere Mengen schwarze Johanna scheiden dann eher aus.
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Re: Schwerer Beerenwein

Beitrag von CaptainPatrick »

Säure würde ich versuchen durch die Beerenmengen einzustellen. Säurearme Erdbeeren zum Ausgleich von Johannisbeeren. Heidelbeeren sind doch auch recht säurearm?
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Re: Schwerer Beerenwein

Beitrag von 420 »

Holunderbeeren wäre auch eine Zugabemöglichkeit.

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Re: Schwerer Beerenwein

Beitrag von Fruchtweinkeller »

Wenn du die TK-Beerenmischung nimmst bekommt der Wein schon ganz von selbst eine schöne, dunkle Färbung.
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