Turbohefe nur (8-9)% Alk nach 3 Wochen

BioSniper
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Turbohefe nur (8-9)% Alk nach 3 Wochen

Beitrag von BioSniper »

Habe 2 Gläser a 3 Liter angesetzt mit je 1,8 Liter Wasser, 560g Haushaltszucker und 16g Turbohefe Alcotec 8. Beide Gläser standen auf dem Boden in meinem Wohnzimmer mit je einem Schlauch dran, welches in einem Wassereimer mündete und auch reichlich blubberte, aber nicht so wie ich es eigentlich erwartet habe. Mehr als 60 Liter CO2 je Glas waren das eher nicht, schätze ich mal.

Herstellerwerbung:

"Inhalt: Jeder Beutel enthält Trockenreinzuchthefe und hochwertige Hefenahrung, zusammen ca. 200 g
Anwendung: Jeder Beutel reicht zur Vergärung von 100 Liter einer Beeren-, Obst- oder Traubenmaische mit maximal insgesamt 320 g Zucker je Liter (ca. 130 Grad Oechsle) zwecks Herstellung von Wein von maximal 18 % in ca. 14 Tagen.

Eigenschaften und weitere Anwendung des erzeugten Alkohols: Der erzeugte Wein ist enthält wenig unerwünschten Begleitaromen. Er kann entweder getrunken oder zu Branntwein weiterverarbeitet werden."

Nach 3 Wochen messe ich mit einem Alkoholometer (0-40)% und der zeigt mir bei dem einen Glas 8% und bei dem anderen 8,5% Alkoholgehalt an.
Komme mir jetzt etwas verarscht vor. Ausserdem frage ich mich wo der Zucker abgeblieben ist.
Ich werde die Suppe morgen mal abdestillieren und gucken, ob Zucker zurückbleibt.

Am Boden der Gläser liegt übrigens ein weisser Schlamm rum und die Suppe ansich ist eher durchsichtig bis leicht trübe. Hat sich also schon abgesetzt die Hefe.

Vom Geschmack und Alkoholgehalt her erinnert es mich an Champagner.

[Dieser Beitrag wurde am 11.04.2011 - 23:47 von BioSniper aktualisiert]
felix
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Turbohefe nur (8-9)% Alk nach 3 Wochen

Beitrag von felix »

Willkommen im Forum!

Bei Deinem Problem spielen mehrere Faktoren eine Rolle. Zum einen hast Du zum Gärungsbeginn eine sehr hohe Zuckerkonzentration, was die Hefe sehr stresst (Stichwort osmotischer Druck). Infolge dessen wird die Hefe auch nachdem Zucker verbraucht ist, nicht so hoch vergären wie sie unter besseren Bedingungen könnte. Es ist sinnvoll, mit einer relativ niedrigen Konzentration zu starten und nachzuzuckern. Hierzu siehe das Kapitel Zucker auf der Fruchtweinkeller-Seite.

Das zweite Problem dürfte sein, dass in dem Gemisch aus Zucker und Wasser keine Trubstoffe vorhanden sind, die der Hefe dabei helfen, in der Schwebe zu bleiben. Maischen gären deswegen viel besser, bei Saftgärungen bietet es sich an, z.B. geriebene Äpfel zuzugeben.

Ist der Zucker tatsächlich vollkommen abgebaut oder schmeckt das Ergebnis immer noch süß? Das würde ich nämlich unter den geschilderten Bedingungen erwarten.

Gruß,
Christian

O Alkohol, o Alkohol,
dass Du mein Feind bist, weiß ich wohl!
Doch in der Bibel steht geschrieben,
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(gelesen auf einem Schild in einem Weinberg zwischen Laudenbach und Heppenheim an der Hessischen Bergstraße - Autor mir unbekannt)


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JasonOgg
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Turbohefe nur (8-9)% Alk nach 3 Wochen

Beitrag von JasonOgg »

BioSniper hat geschrieben:Vom Geschmack und Alkoholgehalt her erinnert es mich an Champagner.
Das finde ich spannend, denn als Ausgangsmaterial diente ja nur Wasser, Zucker und Hefe.
Entweder revolutioniert diese Hefe die Champagnerherstellung oder der Wunsch ist der Vater des Gedankens. :D

Aber Spaß beiseite, Felix hat eigentlich schon alles gesagt. Unter guten Bedingungen (Temperatur, nicht zu viel Zucker, Trübstoffe, etc.) hat bisher jede meiner Hefen in einer Woche mindestens 10% geschafft. Übrigens mit einem Vinometer gemessen. Deine Alkoholspindel zeigt übrigens falsche Werte, wenn zu viel Zucker im Wasser ist, schaue dazu mal auf die Homepage.
BioSniper hat geschrieben:Ausserdem frage ich mich wo der Zucker abgeblieben ist.
Denk noch mal darüber nach ;)
Die Hefe macht Alkohol daraus, der Rest ist noch drin. Im anfänglichen Zuckersirup hatte die Hefe denkbar schlechte Anfangsbedingungen (s. Kapitel Hefe der Homepage), der Rest verfälscht das Messergebnis der Tauchspindel.

Was willst Du überhaupt erreichen? Deinen eigenen Sprit für's Auto?
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fibroin
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Turbohefe nur (8-9)% Alk nach 3 Wochen

Beitrag von fibroin »

@BioSniper
Interessant ist, dass die Eigenwerbung der Hefe Beeren und Obstweine benennt. Turbohefe ist eine Brennmaischenhefe für hohen Alkoholgehalt. Sie wird mit reiner Zuckermaische fertig, die 25 Liter Wasser + 8 kg Zucker in 5 Tagen auf 18 % vergärt. Allerdings sollte man sich an die Zugaben halten. Weniger oder mehr ergeben andere Bedingungen, weil die Zusatzstoffe der Hefe darauf abgestellt sind. Deshalb ist ein Versuch mit 3 Liter nicht unbedingt sinnvoll.

Falls du den Alkohol mit einer Senkspindel gemessen hast, kannst du die Werte nicht ernst nehmen, denn der vorhandene Restzucker fälscht das Ergebnis.

[Dieser Beitrag wurde am 12.04.2011 - 09:01 von fibroin aktualisiert]
Wenn du dich wohlfühlst, mache dir keine Sorgen. Das geht wieder vorbei.
BioSniper
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Beitrag von BioSniper »

Der Zuckeranteil wurde nach Anleitung runtergerechnet, ist also völlig in Ordnung so.

Der Alkoholgehalt wurde mit einem Aräometer bestimmt.

Ich werde die Suppe nachher abdestillieren und dann nochmal messen.

Wenn, dann wird es wohl an der Temperatur liegen, denn es war die letzte Zeit nicht unbedingt warm hier.

Von dem Tipp zerquetschte Äpfel zuzugeben halte ich nichts, denn ich will keinen Methanol erzeugen.

Ich will am Ende 32%igen Alkohol haben und zwar ohne Rektifikation. Ob meine Methode klappt muss ich erst noch testen.

[Dieser Beitrag wurde am 12.04.2011 - 13:36 von BioSniper aktualisiert]
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JasonOgg
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Turbohefe nur (8-9)% Alk nach 3 Wochen

Beitrag von JasonOgg »

Wikipedia hat geschrieben:Das Aräometer (von gr. araios „dünn“ und métron „Maß“), auch Senkwaage, Senkspindel, Spindel oder Hydrometer genannt, ist ein Messgerät zur Bestimmung der Dichte oder des spezifischen Gewichts von Flüssigkeiten. Messgeräte nach diesem Prinzip mit an jeweils ein bestimmtes Zweistoffsystem angepassten Skalen können auch zur direkten Messung der Zusammensetzung solcher Gemische eingesetzt werden, z.B. als Alkoholmeter oder Alkoholometer zur Bestimmung des Ethanolgehaltes eines Wasser-/Ethanolgemisches.
(Hervorhebungen von mir)

Zucker verändert die Dichte, so hast Du drei Stoffe, siehe Homepage zu Details.

Wenn ich 560g Zucker durch 1,8l teile, dann habe ich 311g/l entsprechend 120°Oechsle ausreichend für rund 15% Alkohol. In diesem Datenblatt (PDF) einer Brennereihefe ist 110°Oe als Osmosetoleranzgrenze angegeben. Das ist das höchstmögliche Mostgewicht, dass unter optimalen Bedingungen restzuckerfrei vergoren werden kann. Ohne Trübstoffe hattest Du definitiv keine optimalen Bedingungen. Deine Turbohefe wird sich auch nicht wesentlich anders verhalten.
Hompage hat geschrieben:Bei diesem Experiment ist auffällig, dass die Gärung bei den Ansätzen mit hoher Zuckerkonzentration (die Kurven in Rot und Grün) erst spät einsetzt, denn erst nach vier Tagen setzt die Bildung von Kohlendioxid ein. Die niedrig konzentrierten Ansätze gären bereits nach einem bis zwei Tagen an. Erstaunlich ist nicht nur, dass die Gärung umso langsamer verläuft, je höher die anfängliche Zuckerkonzentration ist. Der Endalkoholgehalt sinkt, wenn der Ansatz von Anfang an zu viel Zucker enthält. Eine große Zuckermenge bleibt also unvergoren, wenn die Zuckermenge im Ansatz zu groß war.
Hey, Du hast genau die Aussage der Homepage bestätigt. ;)

Temperatur ist wahrscheinlich auch ein Punkt. Ich kenne die Turbohefe nicht aber im Zweifelsfall sollte über 20°C vergoren werden.
BioSniper hat geschrieben:Von dem Tipp zerquetschte Äpfel zuzugeben halte ich nichts, denn ich will keinen Methanol erzeugen.
Es geht um geriebene Äpfel, also Fruchtfleisch ohne Stiele und Kerne.
Wenn Du auf Äpfel verzichten willst, dann schau mal nach einem Hefenährpräparat. Da gab es eins, mit Zellulose, welches die notwendigen Trübstoffe mitbringt.
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Beitrag von Zecke »

Hi Leute,

ich kann mit dem folgenden Satz nicht viel anfangen:
BioSniper hat geschrieben: Von dem Tipp zerquetschte Äpfel zuzugeben halte ich nichts, denn ich will keinen Methanol erzeugen.
Ich dachte immer, hier wäre das Problem "Kerne + Gärung = Blausäure"? Oder verstehe ich was falsch?

Auch bei der Turbo-Hefe bietet sich die Nachzuckermethode an.

Gruß
Zecke
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JasonOgg
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Beitrag von JasonOgg »

Holz vergären ist gefährlich. Blausäure ist im Kern, aber kein Gärprodukt.

Vereinfacht gesagt.
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Josef
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Beitrag von Josef »

Wer Äpfel vergärt, erzeugt Methanol. Das hat nichts mit Stielen oder Kernen zu tun, sondern mit dem Fruchtfleisch.
Deswegen wird Apfelwein auch nie als Maische vergoren, sondern grundsätzlich als Saft.

Aber wenn ich ein Paar Apfel hineinreibe um den Trubstoff zu erhöhen ist das sicher unbedenklich. Das sind so geringe Mengen die hier bei in Methanol verwandelt werden, das wir dieses völlig vernachlässigen können.
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JasonOgg
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Beitrag von JasonOgg »

Okay, das Pektin aus dem Apfel. Normalerweise habe ich da wahrscheinlich genügend Anti-Gel, als dass ich mir Sorgen machen müßte.
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Beitrag von matzl0505 »

Nicht in erster Linie das Pektin, sondern die Steinzellen, die im Apfel enthalten sind.


gruß
Marius
Wie wird das chemische Element Brom gewonnen?

Man nimmt eine Handvoll Brombeeren, lässt diese zur Erde fallen. Die Beeren verbinden sich mit der Erde zu Erdbeeren und Brom wird frei."


Es gibt 10 Arten von Menschen. Die, die das Binärsystem verstehen und die, die es nicht verstehen.

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Beitrag von Fruchtweinkeller »

Die Turbohefe enthält ja allerlei Zusätze die letztlich die Stresstoleranz (hyperosmotisches Medium, Alkohol) verbessern soll damit sie mit den Bedingungen in der Zuckermaische besser klar kommt. Das kann mal besser klappen, mal klappt es vielleicht weniger gut. Mit einer Senkspindel lässt sich der Alkoholgehalt in einem Alkohol-Wasser-Zuckergemisch allerdings nicht bestimmen: Alkohol verringert die Dichte, Zucker erhöht die Dichte (siehe auch Homepage Kapitel "Analytik"). Es ist also durchaus möglich dass dein Alkoholgehalt höher ist als der Messewert.

Steinzellen können Methanol freisetzten, müssen sie aber nicht; das ist eine Frage der mikrobiellen "Sauberkeit". Pektin gilt tatsächlich als eine wesentliche Methanolquelle.
90% of everything is crap... Except crap. 100% of crap is crap.
(Too much coffee man)

The amount of energy needed to refute bullshit is an order of magnitude bigger than to produce it.
(Brandolini's law)

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