Rundfilter 22 cm selbst gemacht

[Fruchtwasser]

Hallo zusammen,

die vielen selbstgebauten Filter haben mich angeregt, auch ein Filtergehäuse für die gängigen 22 cm Filterschichten selbst zu bauen. Dann wollte ich noch den Nachteil des Tropfens der gekauften roten und weißen Filter abstellen.

Einer meiner Brüder kennt jemanden, der eine programmierbare Fräse hat. Der hat nach meiner Zeichnung Plexiglasplatten ausgefräst.







In die unterste Platte habe ich außen 8er Gewinde geschnitten und Edelstahl-Gewindestange eingedreht.

Die mittlere Platte sind eigentlich zwei Plexiglasplatten, die ich zusammengeklebt habe. So kann ich direkt zwei Filterscheiben einlegen und z.B. Mittel und Steril in einem Durchgang filtern.

An der unteren und oberen Platte habe ich in der Mitte Gewinde geschnitten und jeweils ein Edelstahlteil mit 5/8 Zoll Gewinde eingeklebt. 5/8 Zoll ist bei Bierleitungen Standard. Da bekommt man dann Schlauchtüllen und andere Sachen. Das Ganze ist dann verschraubt und leicht zu reinigen. Ein Rückwärtsspülen ist auch möglich.

Die Stützringe innerhalb des Filters sind jeweils um 1/2 mm tiefer als die äußerste "Dichtfläche". Dadurch wird der Filter außen fest eingepresst und dichtet dadurch ab. Beim ersten Test tropften bei 30 Litern Wein nur ca. 2 Schnapspinnchen voll heraus.

An der gebrauchten Filterschicht ist zu erkennen, daß außen "abgedichtet" wird. Allerdings ist beim Programmieren ein Fehler unterlaufen und der äußerste Stützring nicht um 1/2 mm tiefer liegt:



Abgefüllt habe ich dann aus einem Bierfass. Dieses dient als Druckbehälter. So spare ich mir die Pumpe. Dadurch wird der Wein schonend durch die Leitungen gedrückt. Dafür nehme ich in Kauf, daß ich mehr Sauerstoffkontakt habe. Unter dem Filter kann ich direkt nach dem steril filtern abfüllen. Dazu ist unten ein Silikonschlauch mit Schlauchklemme.




Oben auf dem Fass ist dieser Zapfkopf:




An der CO2 Seite ist ein Blindstopfen mit 3/4 Zoll Gewinde und Autoventil. Dort kann ich Druckluft draufgeben. Abgefüllt habe ich mit 0,6 bar.
Oben - an der Bierseite - noch ein Manometer und ein Kugelventil.

Von den Bierfässern habe ich ein 50-Liter-Fass vom Getränkehändler fürs Pfandgeld gekauft. Wie die geöffnet werden, ist sehr schön bei den Bierbrauern beschrieben. Drei 30-Lieter Fässer habe ich geschenkt bekommen. So kann ich die Fässer unterschiedlich befüllen und direkt nacheinander desinfizieren, klarspülen, filtern und wieder klarspülen.

Liebe Grüße

[420]

Hallo Fruchtwasser,

da hast Du eine gute Lösung - wie bei Deinen anderen Eigenbauten auch - hinbekommen.

Echt top, schön dokumentiert und für 2 Schärfen vorgesehen.

Wie hoch ist denn der Kostenfaktor, damit man auch einen Vergleich zu gekauften Lösungen hat?

Beitrag ist m.M. nach auf jeden Fall etwas für die Bastelecke.

Grüße

[Dieser Beitrag wurde am 20.05.2013 - 11:51 von 420 aktualisiert]

[Fruchtwasser]

Hallo 420,

die Kosten sind nachrangig. Für mich waren das ca. 30 EUR für die Bier-Gerätschaften (Zapftkopf Auktion, 5/8 Zoll Gewinde und Tüllen vom Zapfanlagendoktor). Pfand fürs Bierfass rechne ich nicht, da ich das jederzeit zurückgeben kann.

Viel eintscheidender ist die Möglichkeit zu haben, das so fräsen zu lassen.

Den ersten Prototypen habe ich noch selbst gefräst. Mit einer geschwindigkeitsgeregelten Oberfräse (eigentlich für Holz) und einem Fräszirkel. Da war bei Weitem nicht so sauber.

Liebe Grüße

[KommandeurMumm]

Hallo Fruchtwasser.

Wirklich sehr schön, von mir gibt es auch ein Lob

Du hast dann also 2 Filterschichten hintereinander geschaltet, anders als bei den gekauften Simplex-Varianten?

Das mit den 2 unterschiedlichen Filterschärfen könnte zumindest beim Sterilfiltern aber blöd sein, da du jeweils nur eine Schicht hast. Die sterile sitzt dann zu, die grobere aber noch nicht. Trotzdem musst du die andere wechseln und beide wieder desinfizieren...
Sehe ich das richtig, dass die Schichten immer hintereinander betrieben werden? Also kannst du nicht z.B. grob filtern mit der doppelten Fläche, sondern musst immer unterschiedliche Schärfen nehmen? Mir sind die 2 Simplex-Schichten ja schon immer zu schnell zu, wenn ich jetzt nurnoch die Hälfte an Fläche hätte...Bin mal gespannt, wie deine weiteren Erfahrungen sind.

Auf jeden Fall sauber gearbeitet und gut dokumentiert. Auch wer die Alternative mit Luftdruck statt Pumpe bevorzugt kann bei dir schön abschauen

Viele Grüße,
Hendrik

[Fruchtwasser]

Hallo Hendrik,

Du hast natürlich Recht; hab ich ganz vergessen zu erwähnen.

Ich habe jeweils nur eine Filterschicht je Klärschärfe und nicht zwei wie beim Simplex und Konsorten. Ich kann auch das Mittelstück weglassen und nur eine Klärstärke einlegen.

Bei meinem Test habe ich 30 Liter problemlos durchbekommen. Es waren allerdings auch sehr gut geklärte Weine.

Mit einer Filterschicht könnte ich noch Rückspülen. Dazu die Flügelmuttern oben und unten lösen, den Filter umdrehen und mit Wasser spülen.

Bei der Druckvariante habe ich den Vorteil, daß ich den Druck sehr gut einstellen kann, was ich mir bei Pumpe und Bypass etwas schwieriger vorstelle.

Liebe Grüße

[KommandeurMumm]

Bei der Druckvariante habe ich den Vorteil, daß ich den Druck sehr gut einstellen kann, was ich mir bei Pumpe und Bypass etwas schwieriger vorstelle.

Ja, da hast du recht. Allerdings ist die größte Schwierigkeit bei der Druckregelung mit meinem Bypass eher das fehlende Manometer. Ich verzichte aus hygienischen Gründen auf die Standarddinger und die Rohrdruckmittler aus dem Lebensmittelanlagenbau gibts nicht im Einzelhandel und/oder sind ziemlich teuer.
Ansonsten kann man mit viel Gefühl den Kugelhahn schon gut regeln (der hat ja den langen Griff), ich sehe halt nur nicht, wie viel ich gerade habe.
So ist es schwierig nach einem "Notöffnen" des Ventils wieder auf jene Stellung zu kommen, die der Filter gerade so noch verträgt. Da heißt es jedesmal wieder: herantasten an die Tropfgrenze.

[Fruchtweinkeller]

Schöne Anlage, habe das mal in der Bastelecke aufgenommen. Leider wird es nicht so viele Leute geben die sich so etwas fräsen lassen können.

[Josef]

Tolles Teil, super gemacht.
Das Ding wird dir noch viel Freude bereiten, da bin ich mir sicher.
Ich arbeite mit meinem Filter genau so, das heißt ich kann auch drei verschiedene Schichten hintereinander packen. Das Zwischenstück brauchst du nicht. Du kannst die Filterschichten direkt aufeinander setzen.
Eine gute Selbstklärung ist hier das A+O Ich filtere meistens 50-100 Liter mit einem Satz Filter.
(Wenn ich nicht gerade so einen Problemwein erwischt habe)

[Fruchtwasser]

Ich habe nun meine Weine vom letzten Jahr gefiltert:

20 L Holunderblüte
17 L Erdbeere
13 L Sauerkirsche
10 L Brombeere
10 L Kornelkirsche
40 L Zwetschke
5 L rote Trauben
15 L Honigwein
einige Sorten Apfelwein

Der Filter ist super! Da die Filterschichten außen eingeklemmt werden, gehen nur einige Tropfen vorbei.
Durch die 5/8 Zoll Anschlüsse (Bierleitungen) sind Spülen und Anklemmen schnell erledigt. Damit ist auch ein Rückspülen möglich. Bringt noch mal ca. die halbe Lebensdauer einer Filterschicht.

Nach dem Spülen lasse ich einen 3/4 Liter weglaufen. Das muß nicht sein, aber so sind die ersten Flaschen nicht verwässert. Und ich hab ja genug Wein.

Josef ich muß Dir Recht geben: Das Ding bereitet Freude, Filterschichten gehen hintereinander und eine gute Selbstklärung sind total wichtig.

Liebe Grüße

[MetNewbi]

Interessante Beschreibung.
Prinzipiell sollte es auch möglich sein, das Plexiglas zu lasern, statt zu fräsen. Die Maße sollten das hergeben. Lasercutter Betriebszeit kann man in FabLab's günstig mieten.
Das ist bei den (wenigen) Durchbrüchen zwar bei der Dicke nicht möglich, aber man kann ja mit dem Laser anreißen und dann konventionell durchbohren.

Gruß Gerald

[Fruchtwasser]

@ Gerald
Echt interessant mit einem Lasercutter. Bisher dachte ich, die können nur schneiden.
Das könnte aber so teuer werden, daß ein Selbstbau nicht mehr lohnt.

Da wäre eine Oberfräse und Fräszirkel wahrscheinlich günstiger. Wenn die Oberfräse vorhanden ist, kann man den Fräszirkel gut selber machen.
Nur die Drehzahl nicht so hoch stellen, daß der Kunststoff schmilzt.

Liebe Grüße

P.S.: Die Bilder waren im alten Forum nicht so groß. Tschuldigung für die Ladezeiten.

[420]

Hallo Fruchtwasser,

es macht immer Freude, wenn dass, was man ausgedacht und verwirklichen konnte, so gut funktiert. Glückwunsch.

Bezüglich Rückspülung der Filterschichten. Dies habe ich bis jetzt noch nicht gemacht. Habe immer etwas Angst, dass mit dem frischen Trinkwasser sich doch noch Hefepilze auf die verkehrte Seite der Filterschichten verirren. Wahrscheinlich ist das wohl ein sehr Unwahrscheinlich. Vielleicht spülen ja mehrere die Filterschichten zurück?

VG