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Re: Chinesische Abfüllmaschine --> Erfahrung!!

Verfasst: 14 März 2017 06:34
von Bahnwein
Ich glaube, hier gibt es kaum jemanden, den das nicht interessiert. Auch ich warte gespannt auf den Erfahrungsbericht.

Re: Chinesische Abfüllmaschine --> Erfahrung!!

Verfasst: 14 März 2017 12:56
von 420
Hallo,

habe mir die Abfüllmaschine einmal angesehen. Hier könnten einige Aspekte, auf die schon „JasonOgg“ hingewiesen hat, auftreten. Gerade diese sollten meiner Meinung nach beachtet werden:
1. Probleme der Taktzyklen
Wenn der Abfüller (Mensch) mal nicht schnell genug ist, wird dennoch Wein abgefüllt. Nur landet dann der Wein nicht in der Flasche. Bei der Enolmatic schließt das Abfüllventil und nur Reste landen im Überlaufbehälter, der später wieder gefiltert werden kann. Und dabei ist es egal, ob die voll befüllte Flasche schon 10, 60 Sekunden oder auch länger unter dem Abfüllventil zum Befüllen steht.
2. Überschäumen beim Abfüllen
Bei mir beobachte ich, dass der Wein immer etwas beim Abfüllen schäumt. Dies wird z.B. bei der Elomatic und auch bei mir in einem anderen Behälter abgesaugt. Bei diesem System wird wahrscheinlich die Flasche wohl überlaufen, da kontinuierlich befüllt wird.
3. Sauerstoffkontakt / Überdruck
Ich weiß nicht, ob mit Vakuum die Luft vorab abgesaugt wird. Es scheint nicht der Fall zu sein. Wo entweicht der Überdruck in der Flasche, wenn der Stopfen plan im Flaschenhals gesteckt wird? Muss das Endstück zum Abfüllen etwas über dem Flaschenhals schweben oder ist der Einfüllstutzen etwas kleiner als der Innendurchmesser des Flaschenhalses, damit die Luft entweichen kann?
4. Unterschiedliche Flaschenhalsinnendurchmesser (können wir fast vernachlässigen)
Fast unerheblich, da Weinflaschen fast alle den gleichen Öffnungsinnendurchmesser haben. Bei Sektflaschen ist es schon anders und bei kleineren Gebinden ist der Innendurchmesser oft erheblich kleiner, sodass der Einfüllstutzen ggf. dort nicht hineinpassen könnte.

Idee:
Man könnte ggf. den Einfüllstutzen durch ein Edelstahlrohr ersetzten, damit der Wein in der Flasche von unten nach oben gedrückt wird. Die Gefahr der Schaumentstehung und des resultierender Überlaufes wäre minimiert.

Problem der Taktzyklen besteht auf jeden Fall weiterhin. Bis heute habe ich es noch nie geschafft einen vordefinierten Zyklus pro Flasche ein zu halten. Mal dauert es länger, mal weniger lang. Ein ganz kleiner Aspekt ist ja schon, wie ich die vorab gereinigte und sterilisierte Flasche vom Flaschenbaum greifen kann. Soll dann der Zyklus auf Maximum eingestellt werden. Das ist nicht gerade produktiv, da dann sehr häufig Wartezyklen auftreten und die Verursachen Unkonzentriertheit und damit eine erhöhte Gefahr, dass wieder mal Wein nicht in die Flasche gelangt.

Umgestaltung der Arbeitsabläufe könnte helfen.
Meine Arbeitsweise:
Eine sterilisierte Flasche wird vom Flaschenbaum genommen und befüllt. Nach Füllende, kommt die 2. Flasche unterm Abfüllventil. Während diese befüllt wird, wird die 1. Flasche geschlossen (Drehverschluss) oder verkorkt und an die Seite gestellt. Nach Füllende der 2. Flasche, mal war ich schneller, mal war ich nicht so schnell wie die Befüllung dauert, Flasche entnehmen, an die Seite Stellen, 3. Flasche unter der Abfülleinheit stellen und befüllen lassen und 2. Flasche verschließen und wegstellen. Vorteil: Die Gefahr der Kontaminierung mit Hilfepilz/en wird minimiert, da Flaschen nicht unnötig lang offen senkrecht herum stehen (egal mit oder ohne Wein).

Geänderte Arbeitsweise:
Viele Flaschen hinstellen und das Abfüllrohr von einer Flaschen zu anderen geben. Wenn Abfüllung beendet, Flaschen verschließen. Dies dauert in der Summe wohl nicht ganz so lange wie meine Arbeitsweise, hat aber den Nachteil, dass viele Flaschen recht lange offen mit und ohne steril gefiltertem Wein herum stehen. Hefepilz?

So meine Gedanken - Mittagspause vorbei

VG

Re: Chinesische Abfüllmaschine --> Erfahrung!!

Verfasst: 14 März 2017 13:42
von Holger
das gerät hat ein fußpedal dabei. man stellt den festen zyklus aus und startet den befüllvorgang mit pedal. da nur ein befüllvorgang gestartet wird, kann die restliche logistik so lange dauern, wie sie eben dauert.

Re: Chinesische Abfüllmaschine --> Erfahrung!!

Verfasst: 14 März 2017 21:47
von Bernd_S.
Hallo 420,

erst einmal vielen Dank für deine wertvollen Gedankengänge.
Ich finde diese sehr gut und auf den Punkt getroffen.

ich versuche mal "werbefrei" zu antworten.
Ich habe mittlerweile viel nach dieser Maschine und ihren Derivaten gegooglet und mir mittlerweile auch über 30 Vidoes angeschaut.
Alles was ich hier im Forum über das abfüllen gelesen habe, habe ich versucht anhand der Videos/Beschreibungen zu hinterfragen und auf
Machbarkeit zu prüfen.

zu1.
Wie Holger schon sagte kann die Automatik deaktiviert und mit dem Fußpedal der Takt vorgegeben werden.
Im Automatikmodus gibst du die Zeit zwischen den Füllungen vor, das können auch ganze Minuten sein.
Eine Änderung der Durchflussmenge wirkt sich direkt auf die Füllmenge aus, da diese auch nur über Zeit gesteuert wird.

zu 2. bzw. zu 3.
Alle Maschinen die ich gesehen habe waren in ihrer Füllleistung variabel (entweder 9 Stufen oder von 0 bis 99), man muß nicht mit 3,5l/min füllen.
Das könnte das reinsprudeln in die Flasche, sowie den Sauerstoffeintrag minimieren (Flasche schräg halten und mit reduzierter Leistung am Rand reinlaufen lassen).

Das Einlaufventil hat einen Tropfstop, ein auswechseln gegen ein Rohr würde immer das Rohr leerlaufen lassen, bzw. ein nachtropfen nicht verhindern.

zu 4.
in einem Video habe ich einen guten Vergleich zwischen Daumen und Schlauchdurchmesser gesehen. Ich schätze den Schlauch auf 10 bis 12 mm.
Der Auslauf ist laut den Videos/Bildern im Durchmesser dünner als der Schlauch, ich denke er liegt bei 8mm, sollte also auch in kleine 100ml Flaschen
passen.

Das einzige was damit nicht geht ist die Flasche vorher zu evakuieren. Die Flüssigkeit wird in einen luftgefüllten Raum "gedrückt".
Die Verdickung an dem Ventil scheint eine Membrane zu sein die drucklos den Durchfluss schliesst. Vielleicht ein Merzedesstern ähnlicher Schlitz in einem Gummi oder ähnlichem Material.

Zu Deiner Arbeitsweise:
Diese sollte über die Einstellung der Durchflussmenge/ Füll- und Pausenzeiten genau so möglich sein.



Dies sind meine Erkenntnisse, die nur für mich gelten, ich möchte keinem meine Meinung aufschwatzen und auch nicht eine eventuelle Kritik madig reden. Mit dieser Maschine habe ich mich schon beschäftigt da war das Thema Wein ansetzen nur so ein theoretischer Gedanke.

Was mich an der Kelterei immer gestört hat (meine Eltern machen den Wein seit Jahren selber) war immer diese "Matscherei" mit Schläuchen und Bodensatz.
Dieses möchte ich auf ein Minimum reduzieren (sprich nur einmal von der Hefe abziehen, alle nachfolgenden Schritte an der Spüle mit Pumpe, Filter, Maschine).
Im Keller meiner Eltern (Fensterloser Raum bis auf eine Seite komplett von Erdreich umschlossen, dementsprechend kühl) kann man im Sommer trotz allem immer wieder mal ein lautes Ploppen hören.

Dehalb werde ich mir auch eine Pulcino kaufen, und wenn es nur für 20 Flaschen im Jahr ist.
Genau so habe ich auch nach einer für mich sauberen Lösung zum Abfüllen des fertigen Weines gesucht.
Die Enolmatic schied für mich erst mal aus preislichen Gründen aus. Eine Eigenbaulösung mit Thomas Unterdruckpumpe und Enolmatik Füllventil ist preislich auch über der Abfüllmaschine einzugliedern.


Vielen Dank nochmal für deine Gedanken,

Gruß Bernd

Re: Chinesische Abfüllmaschine --> Erfahrung!!

Verfasst: 14 März 2017 23:09
von 420
Hallo Bernd_S,

danke fürs Kompliment. :oops: Selber fülle ich ja via Abfüllventil und Vakuumpumpe ab und bin davon begeistert. Meine Lösung ist gebastelt. Lesen kannst Du das Thema u.a.hier. Im Video sehen - siehe Signatur. In der Summe kommt es dann auf ca. 100 Euro. Abfüllventil muss man schon kaufen (damals 42 Euro) und den Rest basteln und/oder günstig in der Buch schießen.

Theoretisch würde ja der Füllstopptrichter reichen, aber man möchte es ja bequemer haben. :D

So möchte ich mit meinen Beiträgen es Dir nicht ausreden, sondern nur paar Gedankengänge anbringen, die man vielleicht nicht bedacht hat. Und so wie es aussieht, hast Du Dich mit der Thematik gut auseinander gesetzt.
Bernd_S. hat geschrieben:zu 2. bzw. zu 3.
Alle Maschinen die ich gesehen habe waren in ihrer Füllleistung variabel (entweder 9 Stufen oder von 0 bis 99), man muß nicht mit 3,5l/min füllen.
Das könnte das reinsprudeln in die Flasche, sowie den Sauerstoffeintrag minimieren (Flasche schräg halten und mit reduzierter Leistung am Rand reinlaufen lassen).
Sauerstoffeintrag könnte ggf. vernachlässigt werden. Das Reinsprudeln passiert auch beim Füllstopptrichter. Was soll's. Dennoch, Flasche schräg halten.... Wäre eine Lösung, aber nicht ganz so optimal.
Bernd_S. hat geschrieben:Das Einlaufventil hat einen Tropfstop, ein auswechseln gegen ein Rohr würde immer das Rohr leerlaufen lassen, bzw. ein nachtropfen nicht verhindern.
Gibt es da nicht auch Füllrohre, die unten abdichten? So etwas habe ich schon mal gesehen. Dann würde nichts mehr tropfen und man könnte wirklich von unten nach oben befüllen und nichts würde schäumen. Beim Bier wird z.B. die Flasche per Gegendruckabfüller von unten nach oben befüllt. Warum nicht so etwas Ähnliches beim Wein? Nur so als Idee. Ob es sinnvoll oder auch machbar ist, kann ich nicht sagen. Darüber habe ich mir noch keine Gedanken gemacht, da ich schon eine optimale Lösung habe.

Was bleibt also nach Deinen Ausführungen übrig?
- Sauerstoffeintrag, den man im Hobbybereich ggf. vernachlässigen kann
- ggf. Flaschen bei der Befüllung schräg halten (supoptimal, aber praktikabel)
- ggf. langsameres Befüllen der Flaschen, damit kein Schaum entsteht, der überläuft. (Zeitfaktor, der bei größeren Mengen schon eine Rolle spielt.)

Wenn Du die Anlage hast, berichte weiter. Bin für Neues immer wieder zu haben. :D

VG

Re: Chinesische Abfüllmaschine --> Erfahrung!!

Verfasst: 14 März 2017 23:37
von Fruchtweinkeller
Jo, ich arbeite ja alleine mit Füllstoptrichter, da lässt sich Sauerstoffeintrag nicht vermeiden. Die Pumpe könnte da eine handfeste Hilfe sein, und so teuer ist sie ja nicht. Ich bin gespannt!