Filtern von Traubenwein

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donges64
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Filtern von Traubenwein

Beitrag von donges64 »

Hallo Ihr lieben Kellermeister, - gesellen, -lehrlinge, ...

ich mach nun schon das 4. Jahr Wein aus Trauben. 3 Jahre Rotwein Spätburgunder, letztes Jahr auch erstmals einen Weißen unbekannter Rebsorte.
Bisher ohne Filtern! Der Wein war spätestens im Januar wunderbar klar und mein ältester Wein schmeckt jetzt immer noch! ;)
Meine Frage (weil ich immer wieder darauf im Forum stoße): Was bringt mir, bzw. meinem Wein, das Filtern !!! :?:
Bevor die neue Kelterei im Keller los geht, will ich mir klarheit verschaffen, ob sich die Anschaffung einer Filteranlage lohnt.
Kurz am Rande: ich kelter ca. 50-70l. Wein. Also nix großes.
Fruchtwasser
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Re: Filtern von Traubenwein

Beitrag von Fruchtwasser »

Hallo donges64,

viele Fruchtweine werden nicht "wunderbar klar". Und da man lieber einen klaren Wein im Glas hat, wird gefiltert.

Dann bauen viele die Weine halbtrocken oder gar lieblich aus. Also mit Restzucker. Um eine Nachgärung zu verhindern, wird steril gefiltert, um alle Hefe aus dem Wein zu holen.

Bei Deiner jetzigen Arbeitsweise kannst Du Dir das Filtern sparen.

Liebe Grüße
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Vinifikator
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Re: Filtern von Traubenwein

Beitrag von Vinifikator »

Hallo donges64,

ob du einen Filter benötigst oder nicht, hängt in erster Linie davon ab, wie du deinen Wein stabilisieren d.h. vor einer Nachgärung schützen, möchtest. Letztendlich ist es auch eine Geschmacksfrage.

Möchtest du einen starken Wein, kannst du solange nachzuckern bis die Hefe die Alkoholtoleranzgrenze (bei ca. 16% vol) erreicht hat, hier kann nach dem Hefetod noch Restzucker im Wein verbleiben, ohne Gefahr zu laufen eine Nachgärung zu riskieren. In diesem Falle kannst du auf einen Filter verzichten, sofern der Wein eine gute Selbstklärung aufweist.

Willst du lieber einen leichteren Wein, bei dem du selbst das Ende der Gärung bei einem bestimmten Alkoholgehalt festlegen willst (z.b. bei 11% vol) kommen zwei Möglichkeiten in Frage. Vorher musst du natürlich ausrechnen wie viel Zucker für den gewünschten Alkolgehalt nötig ist. Wenn der Zucker komplett vergoren ist, stellen die Hefen die Alkolproduktion ein. Ergebnis: der Wein hat zwar den gewünschten Alkoholwert, ist aber staubtrocken. Bei erneuter Zuckerzugabe, kann die Gärung wieder einsetzen. Somit ist der Wein nicht zur Abfüllung in Flaschen geeignet.

Variante 1: Der Wein wird pasteurisiert, d.h. auf eine bestimmte Temperatur erhitzt, so das die Hefen absterben. Danach kann der Restzucker eingestellt werden. --> hat naturgemäß Aromaverlust zur Folge, deswegen eher ungeeignet, aber möglich.

Variante 2: Der Wein wird sterilgefiltert. Nach einer guten Selbstklärungsphase, wenn sich die Schwebstoffe im Wein schon größtenteils am Boden abgesetzt haben, wird der Wein vorgefiltert, dann wird der Restzucker eingestellt, anschließend sterilgefiltert. Die Sterilfiltration hat den Vorteil, dass bei sauberer Durchführung aller Arbeitschritte, der Wein anschließend absolut frei von Hefen ist und direkt in Flasche gefüllt werden kann. Eine Nachgärung kann somit ausgeschlossen werden. Ergebnis ist ein wunderbar milder Wein, mit variabler Restsüße.

Bei Weinen mit sehr schlechter Selbstklärung wirst du ebenfalls einen Filter benötigen. Es gibt Weine, die selbst nach Jahren noch nicht klar sind. Da du aber schreibst, dass dein Rotwein eine gute Selbstklärung aufweist, hast du hier natürlich die freie Entscheidung.

Die Sterilfiltration ist geschmacklich für den Wein meiner Meinung nach die beste Variante. Damit kannst du ein von dir vorher festgelegtes Ergebnis genau bestimmen und musst nicht zwangsläufig an die Alkolholtoleranzgrenze der Hefe gehen.

Um die Sache nochmal nachzulesen empfehle ich das zugehörige Kapitel der Homepage: http://www.fruchtweinkeller.de/Wine/filtration.html

Bei Fragen dazu: Immer fragen :)

Wie hast du deinen Rotwein bisher eigentlich geschmacklich ausgebaut, ganz ohne Restsüße?

Gruß
Vinifiktor
"Schade, daß man Wein nicht streicheln kann"
(Kurt Tucholsky)
donges64
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Re: Filtern von Traubenwein

Beitrag von donges64 »

Danke schon mal für Eure Antworten,

letztes Jahr hab ich den Roten trocken, ohne Restsüße ausgebaut. 12,5% Alk. Den unbekannten Weißen mit einer leichten Restsüße (gut 5 Oe.)und 11,5% Alk. Alles in Flaschen mit Korken. Als Hefe nehm ich Bordeaux-Flüssig-Reinzuchthefe und für den Weißwein Steinberg-Hefe. Die Alkoholtoleranzgrenze ist da nicht ganz so hoch.
Was für einen Filter würdet Ihr empfehlen? Sollte nicht zu teuer sein.
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Fruchtweinkeller
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Re: Filtern von Traubenwein

Beitrag von Fruchtweinkeller »

...und auch eine Steinberg schafft 15%... Eine solche Hefe zu verwenden schützt nicht vor Nachgärungen.

Der Simplex-Filter ist der günstigste Filter mit dem man arbeiten kann.
90% of everything is crap... Except crap. 100% of crap is crap.
(Too much coffee man)

The amount of energy needed to refute bullshit is an order of magnitude bigger than to produce it.
(Brandolini's law)

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